Die Ereignisse im Streaming-Markt überschlagen sich: Haben wir vor Kurzem noch über eine Übernahme von Soundcloud durch Spotify spekuliert, wurde von Soundcloud gestern kommuniziert, dass man ab sofort auch auf dem deutschen Markt mit dem Bezahl-Angebot “Soundcloud Go” präsent sein will. Dem sind offenbar zähe Verhandlungen über Vergütungsmodelle und Ausschüttungen voran gegangen, wie man am Rande des Soundcloud Artist Forum erfahren konnte (siehe dazu auch: Gibt es bald Geld von Soundcloud?).
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Wieder einmal war es ein unscheinbarer Eintrag im offiziellen Blog von Soundcloud, der aufhorchen lässt: “Willkommen in Deutschland, Soundcloud Go” ist da zu lesen. Für 9,99 Euro im Monat erhält der Nutzer nun also einen werbefreien und vor allen Dingen offline nutzbaren Zugang zu einem Premium-Katalog von derzeit 135 Millionen Tracks. Der soll nun auch das komplette Werk von jenen Künstlern (beispielsweise Lady Gaga) umfassen, die bei Major-Labels wie Universal, Warner oder Sony unter Vertrag sind und die sich bislang noch nicht bei Soundcloud finden ließen. “Nutzer eines Gratis-Accounts haben ebenfalls Zugriff auf die komplette Bibliothek – allerdings können sie nur 30 Sekunden lange Trailer der Premium-Stücke hören. Sie können die Stücke aber in ihren Playlists speichern und in sozialen Netzwerken teilen.”, sagt Alexander Ljung, neben Eric Wahlforss einer der beiden Gründer von Soundcloud, in einem Interview mit der Berliner Morgenpost.
In der Blogmeldung halten sich die Autoren nicht mit Aussagen zurück, wie wichtig ihnen der deutsche Markt und der Firmensitz in Berlin sind: “Viele der für Soundcloud als Plattform und Unternehmen so wichtigen Werte – Offenheit, Experimentierfreudigkeit, Gemeinschaft, befähigende Kreativität, Fördern des Schaffens von Kultur, um nur einige zu nennen – sind teilweise infolge des Einflusses der Kunst- und Musikszene von Berlin entstanden, wo sich unser Hauptsitz seit 10 Jahren befindet.”
Über die gesamte Euphorie sollen man aber zwei Dinge nicht vergessen: Zum einen, dass Soundcloud noch nicht erläutert haben, wie denn die Vergütungsregelung mit der GEMA aussieht. Zum anderen, dass auch für die Zulieferer des Content ab einem bestimmten Volumen Kosten für einen Pro (5 Euro/Monat) oder Pro Unlimited (9 Euro/Monat) Account anfallen, wodurch Soundcloud dann in die komfortable Situation kommt, an beiden Seiten (Hörer und Musiker) zu verdienen. Erfahrungswerte, ob die Vergütungen gerade bei kleinen Labels ausreichen, die Kosten zu decken, wird man wohl erst in einiger Zeit bekommen. Auch hüllt sich das Unternehmen nach wie vor in Schweigen, was denn die Kriterien für Labels und Musiker sind, um in das so genannte “Soundcloud Premier”-Programm aufgenommen zu werden, was offenbar die unabdingbare Voraussetzung ist, um an Ausschüttungen beteiligt zu werden. Es bleibt spannend.