Praxis
Software meets Hardware
Solltet ihr SoundSwitch noch nicht verwenden und mit der dreimonatigen Lizenz arbeiten wollen, steht zunächst das Anlegen eines Benutzerkontos, die Registrierung der Hardware, der Download und die Installation des Programms an, das ihr drei Monate lang nutzen könnt.
Ein ausführliches Handbuch zu Hard- und Software ist nicht vorhanden, auch nicht online zum Download. Stattdessen gibt es ein integriertes Hilfesystem mit on-screen Tipps sowie eine Support-Page mit FAQs. Auf dem SoundSwitch YouTube-Channel empfiehlt der Hersteller zudem, sich zur Funktionsweise und bei Fragen die zahlreich vorhandenen Videos anzusehen und sich im Bedarfsfall an den Support zu wenden. Reichlich Informationsquellen also. Ich persönlich hätte ein ausführliches Benutzerhandbuch bzw. eine PDF-Referenz/Dokumentation dennoch begrüßt.
Schnelleinstieg
Ist alles erledigt, führt euch der erste Weg in den Edit-Mode, wo ihr eure Lichter in einem neuen Venue aus der ziemlich umfangreichen Fixture Library zufügen könnt. Hier lassen sich auch Gerätegruppen zuordnen. Für die ersten Testläufe könnt ihr in SoundSwitch, wo euch auch eure Librarys aus Engine, iTunes, VDJ und Serato angezeigt werden, mit der Autoscripting-Funktion belegen. Über ein Dutzend bereits nach Genre oder Stimmung vorkonfigurierte Lightshows liegen hier vor, die ihr in den erweiterten Einstellungen ganz nach Wunsch anpassen könnt.
Habt ihr ein paar Titel autoskripten lassen, das Projekt abgespeichert und den Modus gewechselt, könnt ihr im Performance-Modus einige Anpassungen für den Controller vornehmen. Beispielsweise den Color-Overrides per Rechtsklick und Color Picker eine neue Farbe zuordnen.
Für dich ausgesucht
Static Looks: Ein Rechtsklick auf die entsprechende Fläche lässt euch den Editor aufrufen, wo ihr neben Farben, Intensitäten und Positionen diverse Attribute entsprechend eurer Fixtures ansprechen (Gobo, Automationen, Macros etc.) und einen Namen für das Setting vergeben könnt. Der Button „Edit Position“ erlaubt, via X/Y-Pad die Positionen zu ändern und zu speichern.
Diese könnt ihr unter dem Reiter „Position Overrides“ dann wieder den Feldern zuweisen, die mit der Hardware korrespondieren. So habt ihr auf die Schnelle ein paar Anpassungen vorgenommen und könnt mit dem Control One loslegen.
Standalone und DJ-Software
Der Performance-Modus bietet Helligkeitsfader für Autoloops und Statics sowie Gruppen, bietet Zugriff auf die jeweiligen Bänke und den Mixer und erlaubt das Finetuning von Sync und BPM, einen BPM-Tapper und Beatshifter. Wenn ihr nicht mit einer direkt unterstützten DJ-Software arbeitet (dazu später mehr), sondern mit Ableton Link, findet ihr hier einen Button zum Initiieren. Wäre folglich eine Lösung für Traktor oder die Performance mit Live oder Maschine usw. Ich habe das mit einer MPC One und einem Hardware-Verbund in Angriff nehmen können.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der Hardware-Controller den Performance-Modus abbildet. Das könnte man auch über einen alternativen MIDI-Controller mappen oder mit der Maus oder Shortcuts bedienen, aber mit dem Symbiont Control One schlägt man gleich mehrere Fliegen auf einen Streich.
Serato und VDJ
Ein Vorteil, der sich direkt gegenüber der Verwendung des SoundSwitch Mini-Dongles und eines zusätzlichen, manuell gemappten MIDI-Controllers bemerkbar macht: Man spart einen USB-Port ein und bekommt dazu noch ein cooles Status-Feedback. Mein in die Jahre gekommenes 13-Zoll-MPB beispielsweise besitzt nur zwei USB-Ports und wenn ich an einen davon einen Serato zertifizierten DJ-Controller anschließe, würde dies bereits ein HUB einfordern. Nicht so beim Control One, der Controller und Interface in Personalunion ist und sogar noch zwei USB-Ports mitbringt, sodass beispielsweise DJ-Teams zusammenarbeiten können oder auch Laptops, die im Ableton Link Verbund operieren etc.
Die Verbindung mit Serato erfolgt „easy as can be“, beide Programme erkennen sich automatisch, sofern ihr Serato in den Preferences ausgewählt habt. Mitunter ist dafür ein Neustart der Software nötig. Sollte es nicht funktionieren, schaut mal, ob SoundSwitch unter den Serato Remotes aktiviert ist.
In Virtual DJ ist darauf zu achten, dass Open Sound 2 Light (OS2L) aktiviert ist. Hier musste ich allerdings feststellen, dass meine installierte Version von VDJ erst mitspielen wollte, nachdem ich über die softwareseitige Zuweisung des Pad-Modes auf DMX und nachfolgender Performance-Pad-Betätigung am Prime 4 den Handshake initiiert hatte.
Sobald DJ- und Lighting-Programme gestartet sind, nimmt SoundSwitch Kontakt mit der Software auf, ihr sucht euer zuvor in SoundSwitch erstelltes Venue aus und schon könnt ihr mit den vorgefertigten Lightshows loslegen, beatsynchrone Loops triggern, eure angelegten Static-Szenenbeleuchtungen abrufen, Parameter von Bewegtlicht steuern, Blinder, Strobo und Blackouts abfeuern. Das ist recht intuitiv zu bewerkstelligen.
Über die Direktzugriffstasten und die Encoder lassen sich Parameter gut adressieren. Das OLED-Display zeigt euch bei der Auswahl von Movement, Strobe, Hue und Smoke korrespondierende Parameter- Balken an, die mittels der Drehregler darunter gesteuert werden können, lässt aber die Übermittlung der Bezeichnungen von getriggerten Static- oder Loop-Bänken vermissen. Der fliegende Wechsel zwischen Positionen gestaltet sich trotz Bemühung der Shift-Taste recht unkompliziert. Habt ihr eine Shift-Funktion ausgewählt (beispielsweise läuft ein Positions-Override unter einem Farb-Overlay), blinkt die zugehörige Taste abwechselnd in beiden Farben – hier also weiß und bunt.
Philips Hue
Eine weitere Option, die sich gerade auch für erste Gehversuche in DJ-Streaming-Setups anbietet, oder wenn man aus dein eigenen vier Wänden broadcastet oder aus einem Partykeller, der nicht genug Platz für aufwändige Licht-Setups bietet, ist die Einbindung von (zusätzlichen) Philips Hue Leuchten.
Dies kann innerhalb der SoundSwitch-Software erfolgen, indem der zugehörige, zwingend erforderliche Philips-Hue-Hub ins Netzwerk eingebunden wird und dann mit den verschiedenen Leuchten zur Verfügung steht. So lassen sich diese Lichter dann auch mit Serato, VDJ oder Ableton Link verwenden, respektive eure Trigger auf die Hue-Lichter abfeuern.
Ohne PC/MAC arbeiten: Engine OS standalone Units
Wer über eine kompatible Hardware von Denon DJ oder Numark verfügt, die mit integriertem Engine OS aufwartet, kann den Laptop auch einfach zuhause lassen. Zum einen liegt dies daran, dass Geräte wie Numark Mixstream (zum Test), Denon DJ Prime 2 (zum Test), Prime 4 (zum Test) und Prime GO (zum Test) eure Musik vom externen Datenträger oder SD-Card spielen können. Zum anderen haben diese Units mit den letzten Firmware-Updates eine Touchscreen-Steuerung für Lighting bekommen. Hier ist es wichtig, dass man seine Library inklusive Lighting-Tracks auf den Datenträger (oder eine separate SD-Card) exportiert und die Projekt-Datei in die integrierte SoundSwitch Umgebung lädt.
Doch möchte man beim Auflegen im Eifer des Gefechts stets zwischen Browser, Decks und Licht-GUI umschalten oder gönnt man sich den Control One als Sidewing? Ein DMX-Interface würde ja mitunter ohnehin benötigt.
Im Mobil-DJ-Kontext macht der SoundSwitch-Controller ohnehin eine sehr gute Figur. Mal eben alle MH-Spots auf den Jubilar oder auf das Brautpaar richten? Beim Kuschelsong vorübergehend alles in Rot und Violett tauchen? Strobe-Gewitter und alle Moving-Heads beim Build-up auf den DJ schwenken? Blackout, Drop? Positionswechsel beim Scratch-Duo-Battle. Kein Problem! Und vielleicht könnte der Controller auch Musikern und Alleinunterhaltern gute Dienste leisten.
Bedenkt man zudem, dass die ursprüngliche “Serato Soundswitch Box” mit Volllizenz (hier getestet in 2018) seinerzeit rund 600 Euro UVP gekostet hat und lediglich einen DMX-Ausgang bot (keine DMX-Inputs, keine MIDI-Controller, nur einmal USB), wirkt der Preis nicht zu hoch angesetzt.