Praxis
Klingt komisch, ist aber so
Das ganze Details-Vorgeplänkel mag durchaus sehr theoretisch und auch ein wenig langweilig sein, ich wollte euch aber zumindest ungefähr erklären, was im Inneren vorgeht. Der Hersteller scheint nämlich nicht das größte Interesse zu haben, zu erklären, was im Inneren genau passiert. Schade.
Lange Rede, kurzer Sinn
Der Algorithmus von Gullfoss muss nicht bei jedem Signal passen – tut es aber meistens und oftmals auch verdammt gut. Einzustellen gibt es nicht viel, sodass man wirklich mit ein paar Klicks und extrem minimalem Zeitaufwand ein ziemlich gutes Ergebnis erhält. Sicherlich macht es manchmal schon noch Sinn, einen weiteren EQ vorzuschalten oder anderweitig zu zaubern – aber das ändert ja trotzdem nichts daran, dass Gullfoss die „Drecksarbeit“ ohne zu mucken übernimmt. Hören wir uns dazu einfach ein paar Beispiele mal an:
Bei dem Bass habe ich erst wenig „getamed“ (25 %), da man bei einem E-Bass eben einfach Bass braucht – und der wäre bereits bei einem etwas üppigeren Einsatz verloren gegangen. Mit Recovery konnte ich dann zusätzlich noch Obertöne gewinnen und das Ganze frischer klingen lassen – etwas mehr Rauschen tut es jetzt aber auch.
Bei den Drums brachte Recovery nicht viel – das hat mich aber auch nicht überrascht. Bei Drums stören gerade Raumresonanzen den Klang und die sollte man eben entsprechend „zähmen“ (tame). Gesagt, getan. Dann noch etwas brighter gemacht, Bias gesenkt, Boost rein – und fertig. Naja, nicht ganz: Die Kick hab ich nicht fetter bekommen ohne dass die Höhen ekelhaft wurden. Aber kein Problem: Noch ein wenig SSL EQ und SSL Drumstrip drüber – fertig.
Resonanzen galt es auch bei der Akustikgitarre zu beseitigen: Also erstmal Tame rein, dann ein wenig Recovery, Bias verschoben – wieder fertig. Brighten brachte hier aber leider nicht die nötige Portion Frische rein, die ich mir wünschte. Aber hey, der SSL Drumstrip war noch immer geladen, sodass ich kurzerhand dessen High-Exciter aktiviert habe – and that‘s it. Klingt jetzt viel knackiger, wenn auch Griffgeräusche deutlicher nach vorn treten – das muss man dann im Kontext abwägen.
Bei dem Song fällt mir auf, dass durch die ständige Regulierung des EQs sogar vorher verlorengegangene Dynamik wiederhergestellt wurde. Der Song klingt nach der Gullfoss Behandlung luftiger und frischer – allerdings fehlt auch etwas Tiefbass und den hol ich mir wieder mit dem SSL Drumstrip Bass Exciter zurück. Zeitaufwand: unter 30 Sekunden.
Die Vocals waren innerhalb von 10 Sekunden eingestellt – das ist kein Witz. Im Nu habe ich Durchsetzungskraft erzeugt und Mumpf beseitigt. Was will man mehr?
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Vergleich mit smart:EQ
Der Vergleich zu dem smart:EQ live von sonible drängt sich natürlich auf. Und um es einfach zu machen: Beide machen in etwa das Gleiche, verfolgen aber unterschiedliche Ansätze. Während Gullfoss wirklich wenig Eingriffsmöglichkeiten bietet und auch nur eine dauerhafte Anpassung kennt, bietet der smart:EQ deutlich mehr Eingriffsmöglichkeiten, ist darüberhinaus auch ein vollständiger „normaler“ EQ – und kostet dennoch weniger!
Die Gullfoss-Funktionen stecken durchaus auch im smart:EQ mit drin, man muss sie nur finden: Beispielsweise kann man den Smart:EQ auch revers anwenden und damit Recover imitieren sowie auch einen Dauerlernmodus akticieren, sodass sich keine statische Korrektur einstellt. Die vielen Möglichkeiten können aber auch schnell überfordern. Anders ausgedrückt: Was Gullfoss mir zu wenig an Eingriffsmöglichkeiten hat, bietet der smart:EQ fast zu viel – hier muss man sich einfach mal an beide Demo-Versionen wagen und schauen was einem persönlich mehr liegt.