Die Zahl der Online-DAWs wächst. Was früher undenkbar war, im Browser Audio und MIDI aufzunehmen und zu produzieren, ist seit einigen Jahren ein rasant wachsender Markt. Soundtrap ist neben Bandlab hier einer der größten Anbieter.
Wie das Produzieren in Soundtrap funktioniert und auf was ihr im Vergleich zu Offline-Lösungen achten müsst, lest ihr in diesem Workshop.
Checkliste zum Abo-Kauf von Sountrap
- Online-DAW über den Browser
- Einfach Beats bauen mit dem Pattern Maker
- Bass und Melodie über die Rechnertastatur oder ein MIDI-Keyboard direkt einspielen
- Audio einfach aufnehmen und bearbeiten
- Aufnahmen können direkt in den Sampler geladen und gespielt werden
Was ist Soundtrap?
Soundtrap gehört zu einer wachsenden Zahl an Online-DAWs. Hier soll also wie in Ableton Live oder FL Studio das Produzieren ganzer Songs über einen Browser wie Google Chrome, Apple Safari oder Firefox möglich sein.
Über 30 Effekte von EQs über verschiedene Verzerrer hin zu Hall und Kompressoren sind dabei. Auch Automationskurven, bei denen über beispielsweise mehrere Takte die Lautstärke einer Spur automatisch steigt, sind möglich.
Online vs. offline
Will man aber zum Beispiel Spuren gruppieren oder Sidechaining zwischen zwei Spuren anlegen, ist das bisher nicht möglich. Auch gibt es keine Möglichkeit eigene VSTs (weder Instrumente noch Effekte) in Soundtrap zu nutzen.
Für dich ausgesucht
Im Vergleich zu Offline-DAWs gibt es aber auch zwei Vorteile. Zum einen das Unmittelbare: keine aufwändige Installation, keine externen Festplatten, keine Treiber – einloggen, loslegen.
Und ein schon lange von DAW-Herstellern wie Bitwig oder Image-Line versprochenes Feature, das gleichzeitige Arbeiten an einem Projekt in Echtzeit, ist hier ganz einfach möglich. Online-Kollaboration wird bei Soundtrap großgeschrieben.
Die Soundtrap-Versionen im Vergleich
Mit der kostenlosen Version lassen sich bereits unendlich viele Projekte erstellen. Wer also erst einmal einfach ein wenig stöbern und produzieren will, kann das ohne Begrenzung tun. Dazu gibt es vier Abo-Pakete.
In den drei Paketen Music Makers Premium, Music Makers Supreme und Complete gibt es vor allem mehr Loops und Instrumente. Dazu sind das Exportieren als unkomprimierte Wav-Datei (statt nur MP3) und ein an Auto Tune angelehntes Tool zur Intonationskorrektur dabei. Auch Automationen und die Möglichkeit eigene Presets und Loops in Soundtrap abzuspeichern, sind den kostenpflichtigen Paketen vorbehalten.
Einen Beat bauen in Soundtrap – so geht’s
Einen Beat startet ihr in Soundtrap am einfachsten mit dem Pattern Maker. Wählt diesen beim Start eines neuen Projektes aus. Bevor es ans Beatbauen geht, stellt aber als erstes unten das Projekttempo ein. Das hängt vom Genre ab, in dem ihr produziert. Für den Einstieg unseres Beispiels stellt ihr 128 BPM ein – im Techno sehr verbreitet.
Und dann könnt ihr für Kick, Snare und Hihat im Pattern Maker kleine Blöcke setzen und so einen ersten Beat bauen. Bauen wir einen klassischen Techno-Beat mit Kicks auf den Vierteln, Snares auf 2 und 4 und Hihats auf den Off-Beats (siehe Bild). Drückt ihr jetzt die Leertaste oder auf den Play-Button, läuft der Beat.
Damit das Ganze mehr groovt, setzt ihr wie auf dem nächsten Bild zu sehen, noch einige weitere Hihat-Noten. Noch klingt das zu sehr nach Roboter, alle Hihat-Noten sind gleich laut und sitzen starr im Sechzehntel-Raster. Dafür passen wir die Velocity von einigen Noten an.
In Soundtrap heißt dieser Bereich „Notenrolle“. Wechselt dorthin und zoomt über den Zoom-Button unten links soweit rein, dass die Noten eures Beats groß im Raster zu sehen sind. Nun wechselt ihr zur Velocity-Ansicht, indem ihr auf das kleine „V“ rechts in der Mitte klickt.
Die Anschlagsstärke, in der Welt der MIDI-Noten eben Velocity genannt, ändert ihr bei jeder Note, indem ihr auf sie klickt, haltet und die Maus nach unten oder oben zieht. Verringert die Velocity bei den zuletzt hinzugefügten Noten wie auf dem Bild zu sehen.
Zum Schluss testen wir noch, ob der Beat nicht mit anderen Drum Sounds besser klingen würde. Dafür geht ihr in den Bereich „Instrument“ in der Mitte. Dort ist das voreingestellte Drum Kit „Tasty“ aus dem Bereich „Machines“ zu sehen.
Klickt ihr den Namen an, kommt ihr in den Instrumenten-Browser von Soundtrap. Und jetzt könnt ihr im rechten Bereich ein Drum Kit doppelklicken. Sofort werden alle Sounds getauscht. Ich habe mich nach kurzer Suche für das Kit „Memphis“ entschieden.
MIDI aufnehmen und bearbeiten
Jetzt geht es daran, eine Bass Line aufzunehmen. Das könnt ihr entweder mit einem MIDI-Controller oder direkt mit eurer Rechnertastatur machen. Als erstes fügt ihr eine Spur über „Spur hinzufügen“ oben links unter der Drum Spur hinzu. In der Auswahl geht ihr zu „Bass & 808“.
Spielt ihr jetzt auf eurem angeschlossenen MIDI-Keyboard, sollten direkt Töne zu hören sein. Falls nicht, prüft, ob euer Browser „Web MIDI“ unterstützt. Browser wie Chrome, Firefox und Safari tun es. Falls ihr kein MIDI-Keyboard zur Hand habt, könnt ihr die Noten auch auf eurer Rechnertastatur spielen. Die Note C liegt hier auf der Taste Y.
Sucht euch nun einen Bass-Sound aus. Die Auswahl erfolgt, wie eben beim Drum Kit mit einem Klick auf den Preset-Namen in der Mitte, in diesem Fall „808 (with Glide)“. Passend zum Techno-Beat habe ich für unseren Beispiel-Song einen Bass aus der Kategorie „Bass-Synth“ mit dem Namen „Basswave Bass“ ausgewählt.
Ich möchte die Bass-Linie erst einmal üben und nicht immer wieder „Play“ drücken müssen, wenn die zwei Takte vorbei sind. Also aktiviere ich oben im Arrangement den Loop, in dem ich die Loop-Enden über den Beat ziehe und den Bereich dann anklicke. Er leuchtet orange. Drücke ich nun „Play“, springt der Abspieler nach den zwei Takten wieder auf Anfang.
Habt ihr eine Bass-Linie entwickelt und möchtet diese nun aufnehmen, braucht ihr den Vorzähler und das Metronom. Beides stellt ihr unten wie im Bild zu sehen ein. Drückt dann Aufnahme und los geht es! Falls eine Aufnahme nicht klappt, macht ihr sie mit STRG/CMD+Z oder oben bei Bearbeiten rückgängig.
Vielleicht hat die Aufnahme vom Timing her nicht ganz geklappt und manche Noten kommen zu früh oder zu spät. Das lässt sich sehr einfach korrigieren. Geht dazu in die „Notenrolle“ eures fertigen MIDI-Clips (Clip im Arrangement doppelklicken zum Öffnen) und wechselt links zum Mauszeigerwerkzeug.
Markiert nun alle Noten und geht oben zu Bearbeiten > Quantisieren > 1/16. Dieses Raster sollte in den meisten Fällen genügen. Falls eine Note viel zu früh oder spät kam, könnt ihr sie dazu auch mit der Maus an die richtige Stelle im Raster schieben.
Mit Loops den Beat mehr grooven lassen
Als nächstes machen wir den Groove unseres Projekts interessanter, indem wir einen Percussion-Loop aus der Library von Soundtrap hinzufügen. Geht dazu wieder auf „Spur hinzufügen“, im Auswahlfenster jetzt aber unten zu „Loop Bibliothek“. Zum Anreichern des Techno-Beats eignen sich „Tops“ besonders gut. Das sind Kombinationen aus Hihats, Claps und Percussions.
Gebt „EDM Tops“ rechts in die Suche ein und wählt einen Loop mit der Maus aus. Mit der Pfeil-nach-unten-Taste hört ihr die Loops vor. Habt ihr einen passenden gefunden, zieht ihr ihn mit der Maus links unter die zwei bestehenden Spuren.
Mit dem Mikrofon aufnehmen und Sampling in Soundtrap
Nun geht es noch an das Aufnehmen über ein Mikrofon. Da reicht für kleine Sounds wie ein Schnipsen, Klatschen oder Schlüsselrascheln oft schon das eingebaute Laptop-Mikrofon. Für Gesang oder Gitarre sollten es schon eher ein Audiointerface und ein Mikrofon sein.
In jedem Fall Pflicht zum Abhören: Kopfhörer! Denn sonst kann es zu schmerzhaftem Feedback-Pfeifen während der Aufnahme kommen. Und die Kopfhörer sollten kabelgebunden sein. Denn mit Bluetooth-Kopfhörern wird die Latenz (=Verzögerung) viel zu hoch sein, als dass man noch gut aufnehmen könnte.
Fügt eine neue Spur hinzu, in diesem Fall „Voice & Mic“. Falls ihr das zum ersten Mal auf Soundtrap tut, wird euch euer Browser wahrscheinlich bitten, ihm Zugriff auf euer Mikrofon zu gewähren. Soundtrap warnt euch noch einmal, dass ihr mit Kopfhören arbeiten solltet, dann geht es los.
Schaltet die neue Spur scharf, indem ihr auf das kleine „R“ im Spurkopf klickt. Wir nehmen nun nur einen einzelnen Ton oder Schlag auf, dieser kommt danach in den Sampler von Soundtrap, wo wir ihn als Instrument spielen. Startet also die Aufnahme und nehmt zu Hause etwas auf. Ich habe meine Müslischüssel einmal mit dem Kaffeelöffel angeschlagen.
Den Clip in der Spur klickt ihr nach der Aufnahme mit rechts an und wählt nun „Im Sampler öffnen“ aus. Nun könnt ihr das Geräusch wie ein Instrument auf dem MIDI-Keyboard oder der Rechnertastatur spielen. Nehmt jetzt eine zum Beat passende kleine Melodie auf.
Arrangieren, Effekte und Mixing
Beim Arrangieren geht es um eine kleine Songstruktur, die eben etwas länger als nur zwei Takte ist. Der Einfachheit halber markiert ihr im Arrangement alle Clips, haltet ALT gedrückt und kopiert die Clips auf die nächsten Takte (wie im Bild zu sehen). Damit ist der Track schon einmal knappe 30 Sekunden lang.
Nun geht es ans Einpegeln, die Basis eines guten Mixes. Stellt dafür die Lautstärken jedes Instruments links oben im jeweiligen Spurkopf so ein, wie es euer Ohr sagt. Und ein Tipp: Außer Kick, Bass und Vocals kann fast alles viel leiser sein, als man oft denkt.
Beim Einsatz von Effekten kommt es sehr auf Geschmack, Genre und Sounds an. Aber wollt ihr die Basslinie etwas böser klingen lassen, ist der Verzerrungseffekt „Juicy Distortion“ hilfreich. Wählt für den Effekt die Bass-Spur an mit einem Klick auf das 808-Symbol im Spurkopf.
Klickt jetzt im unteren Bereich in der Mitte auf „Effekte“. Nun öffnet sich rechts der Effekt-Browser. Unter der Gruppe der lilafarbenen Verzerrungseffekte findet ihr „Juicy Distortion“. Zieht den Block nun mit der Maus in die Mitte in den freien Slot „Effekt hinzufügen“, schon wird der Bass verzerrter.
Automation und Export in Soundtrap
Automation sorgt dafür, dass euer Mix in Bewegung bleibt. Mit dieser Funktion verändern sich Parameter automatisch über die Zeit – die Basslinie wird leiser vorm Drop, die Vocals werden lauter im Chorus, und so weiter. Dafür klickt ihr das kleine Automationssymbol links im Kopf einer Spur an.
Für eine Automation in der Bass-Spur öffnet ihr die Automation, dann geht es auf den Button darunter „+ Automation“. Zum Einstieg reicht das Automatisieren der Lautstärke. Wählt dafür „Volume“ aus. Es taucht eine Linie unter den Clips der Bass-Spur auf.
Auf dieser Linie könnt ihr nun im Arrangement mit einem Mausklick Punkte setzen und verschieben. Setzt drei Punkte wie im Bild zu sehen und zieht den mittleren Punkt nach unten. Spielt ihr an dieser Stelle ab, wird die Basslinie leiser.
Und jetzt ist es soweit! Euer Song soll ja auch als WAV oder MP3 draußen in der Welt anzuhören sein. Das macht ihr mit der Export-Funktion oben rechts: „Exportieren“. Wählt für die höchste Qualität WAV aus, falls ihr ein kostenpflichtiges Abo nutzt, ansonsten MP3. Ist der Exportvorgang abgeschlossen, startet der Download eurer Datei automatisch.
Wie geht es weiter ?!
Nach diesem Workshop könnt ihr tiefer in die Online-DAW Soundtrap einsteigen. Wie funktioniert die Auto-Tune-ähnliche Funktion? Wie lädt man jemanden zu einer Echtzeit-Kollaboration ein? Findet es heraus!