PRAXIS
Im Folgenden wollen wir uns, beginnend mit den zweipoligen Presets, einige der nahezu unzähligen Soundmöglichkeiten anhören. Die Beispiele zeigen deutlich, wie sich die Wahl der Sweep-Richtung (positive oder negative) auf den hörbaren Effekt auswirkt.
Im vorangegangenen Audio habe ich die positive Sweep-Range mit Betonung des mittleren Frequenzbereiches verwendet. Man hört bereits den „klassischen“ Filtersound, leicht quakend funky. Die Figur enthält auch dynamisch schwache Signale, wie etwa Dead-Notes oder leise angeschlagene Noten, der Filtereffekt ist dennoch sehr deutlich und klar zu hören. Hier bekommt man einen ersten Eindruck von der im Vergleich zu anderen Analogpedalen besseren Filtersteuerung und höheren Transparenz.
Das nachfolgende Beispiel zeigt den negativen Sweep Range mit Betonung des tiefen Frequenzbereiches und längeren Attack- und Decay-Zeiten. Der typische “Froscheffekt” verschwindet und man hört einen eher räumlich weiter erscheinenden Klang, der einen tragenden Bass-Synthie-Charakter erhält. Trotz der beachtenswert treu wiedergegebenen tiefen Frequenzen bleibt die Transparenz des Sounds voll erhalten.
Jetzt wird es entschieden schärfer und aggressiver: Das Filter bewegt sich im positiven Sweep-Range, aber im Gegensatz zu Beispiel 1 verwendet es eine längere Attack- und Decay-Zeit, was den Filtereffekt breiter wirken lässt. Die Anwahl des oberen Frequenzbandes gestaltet den Sound aggressiver. Beachtenswert sind die Sechzehntelfiguren im Soundbeispiel. Man hört deutlich, wie das Filter jede noch so kurze Note bearbeitet. Nichts fällt hier unter den Tisch, dadurch wirkt der Effekt sehr „aufgeräumt“.
Auch für die Freunde früher Larry-Graham-Aufnahmen (wie den Alben von Graham Central Station) hat der Soundblox Bass Envelope Filter einiges zu bieten. Ganz dezent in den positve Sweep-Range geschoben, mit Anwahl des tiefen Mittenbereiches und einer kurzen Filterausklangphase (Decay) wirkt diese Slapfigur sehr voluminös. Daran gefällt mir der eher untypische, höhenarme Charakter dieses Sounds, der sehr stark an die 70er erinnert.
Im nächsten Beispiel verwende ich die gleichen Einstellungen wie in Beispiel 2, allerdings mit einem 24dB/oct-Filter. Vergleicht man die beiden Audios, kann man deutlich hören, dass ein vierpoliges Filter deutlich energischer zur Sache geht. Auf diese Weise kann man in Sachen subfrequenter Basslinien locker mit Kollegen der Keyboardfraktion mithalten.
Für dich ausgesucht
Wenn es um aggressivere Slapsounds geht, ist der 4-Pole Low Pass die erste Wahl. Besonders deutlich kommt der Filtereffekt hier bei den „Pulls“, also den angerissenen Noten der oberen Saiten zum tragen. Es ist sensationell, wie schnell das Filter zugreift und wirklich jedes ankommende Signal bearbeitet, selbst wenn es noch so kurz oder leise sein sollte. Bei analogen Pedalen muss man häufig sehr lange herumschrauben, bis die passende Sensibilität des Filters gefunden ist – hier geschieht das vollautomatisch.
Dieses Beispiel verwendet die gleichen Einstellungen wie Beispiel “vierpoliges LPF”, greift allerdings auf das Mittenfrequenzspektrum zu, was bei der gespielten Slapfigur vor allem sehr schön die abgedämpften „Dead Notes“ betont. Auf diese Weise entwickeln solche „toten Töne“ plötzlich ein tonales Eigenleben – eine tolle und gelungene Reminiszenz an Vorbilder aus den 70ern.
Im Triple-Peak-Modus wirken die Effekte noch direkter und intensiver als in den vorangegangen Modi. Das Audiofile illustriert sehr deutlich, wie druckvoll der Basston bleibt, obwohl hier sehr stark gefiltert wird.
Sogar das mitgelieferte Phaserangebot kann durchaus mit reinen Phaser-Pedalen mithalten, wenngleich in diesem Bereich die analogen Vorbilder doch schöner klingen können. Das Audiofile zeigt aber einen charmanten Phasersound, man kann also durchaus gute Ergebnisse erzielen. Ein anloges Phaserpedal, das ausschließlich auf Phasereffekte spezialisiert ist, kann der Bass Envelope Filter jedoch meiner Ansicht nach nicht ersetzen. Hier sehe ich den Phaser eher als gerne mitgenommenes Zusatzangebot zu den ansonsten sensationellen Filtersounds.
Im abschließenden Beispiel kann man hören, dass sich der Soundblox Bass Envelope Filter sowohl für die Begleitung als auch zum Solieren eignet. Der Slapbass verwendet einen 4-Pole-Filter, die Melodie eine Einstellung im “Triple Peak”-Modus.
Wenn man einen Sound gefunden hat, der gut gefällt, sollte man sich die Filtereinstellungen allerdings sofort notieren, denn angesichts der unzähligen Möglichkeiten wird man sonst unter Umständen lange benötigen, um nachzuvollziehen, wie man den Sound ursprünglich einmal erreicht hat. Eine Tatsache im Übrigen, mit der Bands wie Pink Floyd in den Tagen der Analogen Synthesizer auch leben mussten: Nichts, was im Studio aufs Band kam, konnte anschließend hundertprozentig reproduziert werden. Das machte die Sounds natürlich in ihrem Sinne „einzigartig“ – um es mal positiv zu sehen.
Nashorn sagt:
#1 - 26.03.2012 um 17:57 Uhr
Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, die Eingangsempfindlichkeit einzustellen? Sonst könnte ich mir vorstellen, dass es mit Instrumenten mit unterschiedlich lautem Output Probleme geben könnte - oder habe ich was übersehen?
Oliver Poschmann sagt:
#2 - 27.03.2012 um 15:40 Uhr
Nein, es gibt keine Möglichkeit zur Justierung der Eingangsempfindlichkeit. Die erfolgt quasi automatisch durch Analyse der eingehenden Hüllkurve. Ich habe das Gerät mit passiven und aktiven Bässen getestet und keinen nennenswerten Unterschied im Verhalten der Filtereffekte durch unterschiedliche Eingangspegel festgestellt.
Nashorn sagt:
#3 - 27.03.2012 um 17:58 Uhr
Sehr interessant, vielen Dank!