Mit dem Source Audio Ultrawave legt die in Boston ansässige Firma ein Effektpedal aufs Parkett, das wesentlich mehr unter der Haube hat als die wenigen Potis auf der Pedaloberseite zunächst vermuten lassen. Auch wenn das Gerät auf den ersten Blick simpel erscheint, verbirgt sich hier doch ein sehr ausgefuchster Multiband-Prozessor, der eine Vielzahl an Verzerreffekten, Tremolos und einen Kompressoran Bord hat.
Ganz überraschend ist das Konzept aus dem Hause Source Audio nicht, hat die Firma doch bereits vor zehn Jahren mit dem Multiwave Distortion ein Pedal releast, mit dem sich unterschiedliche Frequenzbänder getrennt bearbeiten ließen. Das Ultrawave ist nun der nächste konsequente Schritt in dieser Entwicklung und man darf gespannt sein, was das neue Pedal zu leisten imstande ist.
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Gehäuse/Optik
Der Source Audio Ultrawave kommt in einem schwarzen Aluminiumgehäuse mit den Maßen 116 x 73 x 52 mm. Sämtliche Bedienelemente sind in der vorderen Hälfte angesiedelt und bestehen aus vier schwarzen Kunststoffpotis sowie einem Dreiweg-Kippschalter und einer Funktions-LED. Unterhalb davon präsentiert sich eine grüne LED, die den Betriebszustand anzeigt und der obligatorische Fußschalter, der den Effekt aktiviert.
Rechts und links warten jeweils zwei Ein- und Ausgänge im 6,3 mm-Format, die mit Metallmuttern robust verschraubt sind. Weitere Anschlüsse sind stirnseitig anzutreffen. Hier befindet sich der Eingang für das im Lieferumfang enthaltenen 9 V-Netzteil, das den Ultrawave mit satten 150 mA speisen muss. Ein Wert, der für komplexere digitale Effekte durchaus üblich ist.
Neben der Netzteilbuchse befinden sich ein USB-Anschluss und ein Miniklinkeneingang, an dem ein Source Audio Tap Tempo-Schalter, ein Expression-Pedal oder der Neuro Hub angeschlossen werden kann. Über den kleinen Taster links außen gelangt man zur alternativen Potibelegung oder aktiviert die externe Steuerung. Das Gehäuse ist seitlich sicher verschraubt, muss jedoch außer zu Wartungsarbeiten nicht geöffnet werden, da der Batteriebetrieb nicht unterstützt wird. Zum Lieferumfang gehören ein passendes Netzteil, vier anklebbare Gummifüße, ein Klinke auf Miniklinken-Adapterkabel sowie ein USB-Kabel.
Bedienung
Beim Ultrawave handelt es sich um einen zweikanaligen digitalen Multiband-Prozessor, der das Signal in verschiedene Frequenzbänder unterteilt, die man nun getrennt bearbeiten kann. Hierzu bietet es 37 verschiedene Band-Splitting-Optionen, die von einfacher Bandbearbeitung bis hin zu einer 2-, 3-, 4-, 8-, und 10-Bandtrennung reichen. Für die Verzerrung stehen 44 Distortion-Typen bereit, worunter man sich natürlich nicht primär den warmen Overdrivesound eines Röhrenamps vorstellen darf, sondern vielmehr speziellere Zerrsounds wie z. B. Fuzz-artige Klänge, Tube-Distortion, Diode-Clipping, Foldback, Negative Flip Diode, Octave-Up und noch einiges mehr. Auch ein Dual Channel Compressor/Expander, der sowohl hinter als auch vor der Verzerreinheit platziert werden kann, ist an Bord. Genau wie eine LFO-Kontrolle, mit der sich Ringmodulator-Effekte oder ein Tremolo generieren lassen und mit der auch eigene LFO-Shapes erstellt werden können.
Ein besonderes Feature ist das “Morphing”, das zwischen zwei Settings überblendet und per Envelope, Controller oder LFO gesteuert werden kann. Beispielsweise kann somit ein hart angeschlagener Akkord clean erklingen und nach dem Abfallen unter einen Schwellenwert in eine zweite Verzerr-Ebene mit anderen Settings “gemorpht” werden.
Verbindungen:
Das Source Audio Ultrawave besitzt zwei Ein- und Ausgänge und gestattet damit den Stereobetrieb. Input 1 ist für die Verbindung mit dem Instrument ausgelegt, wohingegen Input 2 entweder als zweiter Instrumenteneingang oder aber als Dateneingang für die Neuro App fungiert. Übrigens kann der Datentransfer auch über mehrere Source Audio-Geräte erfolgen, da das Informationssignal über die In- und Outputs 2 durchgeschleift wird. Die Belegung der Outputs ist dann analog zu den Inputs: Output 1 und Output 2 geben das Signal entweder mono oder stereo weiter, wobei Output 2 ebenfalls zum Weitergeben des Datentransfers fungiert. Auf sonstige interne Routingoptionen gehe ich weiter unten ein.
Der Control Input erlaubt den Anschluss eines externen Fußschalters wie z. B. den Source Audio Tap Tempo Switch, das Source Audio Dual Expression-Pedal oder den Neuro Hub. Über den USB-Port kann das Ultrawave mit einem Rechner verbunden werden, um Updates zu erhalten, oder aber um via Editor seine Presets zu programmieren. MIDI-Steuerung ist sowohl über den USB- als auch den Control-Input zu realisieren, wobei hier Control und Program Change Befehle empfangen können.
Editieren:
Für die Bedienung stehen nun drei Optionen bereit: am Gerät selbst mithilfe der Potis, über die Source Audio Neuro App oder aber am Editor, der sowohl für Apple als auch Windows auf der Website bereitsteht.
Nutzt man nur den Bodentreter, so stehen einerseits die vier Potis für Drive, Level, Sustain und Treble zur Verfügung, wovon die beiden letztgenannten mit einer Zweitbelegung versehen wurden. Um diese zu aktivieren, betätigt man den Alt-Button und kann nun, während die grüne Funktions-LED blinkt, Bass und Mid am vormaligen Sustain- und Treble-Poti regeln. Der mittig angeordnete Dreifachschalter schaltet derweil zwischen drei Quick Access Presets. Das Betätigen des Alt-Buttons führt hier zu einer zweiten Bank, sodass insgesamt sechs Presets direkt am Pedal erreichbar sind. Die obige Beschreibung der Potibelegung ist übrigens nur das Default-Setting, denn im Editor können jeder Knopf und auch die Presets frei nach Gusto individuell belegt werden.
Um das Mobiltelefon zum Editieren einzusetzen, lädt man sich die Source Audio Neuro App herunter und verbindet das Handy über das mitgelieferte Klinke- auf Miniklinken-Adapterkabel. In meinem Fall kam ein iPhone 8 per Adapter zum Einsatz. In der App wird man nun durch einen Kalibriervorgang geleitet und nach dessen Abschluss funktioniert das Editieren einwandfrei.
Die luxuriöseste Art der Soundprogrammierung ist sicherlich am Software-Editor, der sich bei mir problemlos installieren ließ. Die Verbindung des Ultrawaves mit meinem PC lief hierbei nach dem Plug&Play-Prinzip und gänzlich ohne zusätzliche Treiber.
Das GUI präsentiert sich sehr anschaulich und intuitiv. Auf der linken Seite sieht man das Verbindungs-Icon, über das Firmwareupdates und Hardwareeinstellungen vorgenommen werden können. Auch gelangt man über das Schraubenschlüssel-Symbol zum Editier-Interface. Auf meinem Ultrawave ist bereits die aktuelle Firmware-Version 1.10 (Stand Juni 2021) installiert und es kann direkt losgehen.
Da das Ultrawave über zwei verschiedene Kanäle verfügt, können diese zunächst in der oberen Zeile entweder einzeln angewählt oder aber über den Link-Button verbunden werden. Auch lassen sich Kanaleinstellungen des einen Kanals durch die Pfeil-Icons problemlos auf den anderen Kanal übertragen. Die Routingoptionen sind hierbei sehr üppig, denn neben dem Standard-Mono- auf Monobetrieb oder Stereo- auf Stereo-Betrieb besteht die Möglichkeit, die Kanäle seriell zu kaskadieren oder aber zwei Inputs auf einen Output bzw. einen Input auf zwei Outputs zu legen. Auch der Parallelbetrieb beider Kanäle in einer Monokonfiguration ist hier möglich. Die Master Controls entsprechen in etwa der Hardware-Potibelegung, kommen jedoch wesentlich detaillierter daher und erlauben sogar die Festlegung der Bass-, Mitten- und Höhenfrequenzen. Über die Morphing-Kontrollpotis kann festgelegt werden, wie stark die Überblendung sein soll und wie intensiv sich der Envelope oder der LFO auf das Morphen auswirkt.
Im Kompressor/Expandermodul kann man nun zunächst die Arbeitsweise festlegen, denn in der Funktion als Kompressor wird die Dynamik verringert, wohingegen der Expander gegenteilig arbeitet. Wie bei den meisten Kompressorpedalen findet man hier die typischen Parameter wie Ratio, Attack, Release und noch vieles mehr. Besonders hervorzuheben ist, dass der Kompressor wahlweise vor oder hinter den Multibandprozessor geschaltet und dass über den Mixregler Parallelkompression vorgenommen werden kann. Das Kompressionsverhalten ist hierbei in einem Kurvendiagramm grafisch sehr ansprechend aufbereitet.
Im Distortionblock habe ich nun die Auswahl aus meinen 37 verschiedenen Split-Optionen, die von der einfachen Bandbearbeitung bis hin zur 2-, 3-, 4-, 8-, und 10-Bandtrennung reichen, wobei sich die unterschiedlichen Splittings durch verschiedene Frequenzband-Aufteilungen unterscheiden. Die einzelnen Frequenzbänder können hinsichtlich der Verzerrung und der Lautstärke individuell geregelt werden. Auch hier gibt es die Morph-Funktion, die zwischen zwei verschiedenen Drive-Typen und verschiedenen Settings überblendet. Aktiviert man die Funktion, so erscheint in Gelb eine zweite Fader-Belegung und man kann genau einstellen, welches der Start- und der Zielwert der Überblendung sein soll.
Die Auswahl an verschiedenen Zerrtypen ist mit 44 Algorithmen fast uferlos und von cleanen Settings über Basic-Distortion bis hin zu fuzzigen Sounds oder dem synthi-artigen Foldback-Modus ist hier alles vertreten.
Als Nächstes erscheint der Tremoloblock, der entweder deaktiviert oder Pre- und Post-Distortion platziert werden kann. Depth stellt die Effektintensität ein und über das “Band Phase Offsets”-Poti kann der Startpunkt des Tremolos auf der LFO-Wellenform festgelegt werden. Das “Band Phase Offsets”-Menü zeigt eine große Auswahl an Voreinstellungen und die Zahl am Anfang jedes Presets signalisiert bereits die Subdivision bzw. den Takt, in dem pulsiert wird.
Für das LFO-Modul, das vom Multi-Tremolo verwendet wird, kann nun entweder eine Sinuswelle oder aber eine frei konfigurierte Wellenform gewählt werden. Für den letzteren Fall stehen Parameter wie Attack, Release, On Time und Shape zur Verfügung, sodass Sequenzer-, Stutter- oder Phaser-Effekte in allen Facetten problemlos möglich sind. Die Geschwindigkeit, sprich Rate, kann hier wahlweise als BPM oder Hz eingegeben oder aber über einen Tap-Button eingeklopft werden. Für noch abgehobenere Effekte ist auch ein Ringmodulator zur Stelle, der den LFO so hoch aufdreht, dass quasi ein eigener Ton entsteht. Über den “Phase Offset”-Regler sind nun tolle Stereoeffekte machbar und Kanal 1 und 2 lassen sich in diversen Rhythmen zueinander synchronisieren.
Der nächste Absatz beschäftigt sich mit dem Thema EQing und bietet dazu einen grafischen 8-Band Equalizer, der mit einem zusätzlichen Hi- und Lowcut-Filter versehen ist und der ebenfalls das oben erwähnte Morphing gestattet.
Neben dem EQ-Block zeigt sich ein weiteres Tremolomodul, das sich allerdings eher um konventionelle Wabersounds kümmert und auch vom LFO-Modul gesteuert wird. Die Effektintensität ist hier in Pre- und Post-Distortion Depth aufgeteilt. Unmittelbar darunter befindet sich ein Noisegate, dessen Threshold sich flexibel einstellen lässt und das mit einer Fülle an unterschiedlich hoch angesetzten Low-Cut-Filtern zwischen 10 und 250 Hz ausgestattet ist.
Schließlich kommen wir zum Envelope-Generator, der bestimmt, welche Auswirkungen die Anschlagsstärke auf den Sound hat. Input Gain arbeitet hierbei wie eine Sensitivity Control, sprich, je niedriger dieser Wert, desto härter muss ich anschlagen. Attack bestimmt dabei die Reaktionszeit des Envelope-Generators.Der Balance-Block arbeitet wie ein Mixer, der die Kanäle 1 und 2 verwaltet. Auch kann die Kontrolle über die Kanalbalance über den Envelope oder den LFO bestimmt werden. Weitere Funktionen, die man an dieser Stelle des Editors einfach vornehmen kann, sind zum einen die Belegung der physikalischen Potis am Gerät sowie die Konfiguration der externen Controller.
Im GUI-Bereich rechts außen gelangt man zur Preset-Verwaltung. Hier können alle Voreinstellungen auf den 128 Preset-Plätzen abgespeichert werden. Über den Cloud-Zugriff gelangt man an eine Fülle von User-Presets, unter denen auch einige von Pete Thorn oder R.J. Ronquillo zu finden sind.