Akustische Gitarren werden in der Regel aus Holz gefertigt. Und da Holz ein Naturprodukt ist, reagiert es sensibel auf klimatische Veränderungen. Wie und wo man eine Konzert- oder Westerngitarre lagert, ist also ein extrem wichtiger Aspekt, will man Klangqualität, Funktionalität und nicht zuletzt den Spaß an seinem Instrument auf lange Zeit erhalten. Vor allem die Luftfeuchtigkeit sollte dabei im Fokus stehen, denn sie betrifft nicht nur den guten Ton. Wer sein Instrument dauerhaft einer zu niedrigen Luftfeuchtigkeit aussetzt, der riskiert ernsthafte Schäden, die jeder Gitarrenbauer kennt: Risse im Korpus oder überstehende Bünde durch schrumpfendes Holz sind keine Seltenheit.
Für alle, die sich auch in Zukunft am Klang und der Bespielbarkeit ihres Instrumentes erfreuen wollen, kann es sich also durchaus lohnen, etwas mehr über die typischen Eigenschaften des Werkstoffs Holz zu erfahren. Erst recht, wenn es als Teil deiner wertvollen Gitarre Karriere gemacht hat. Wir haben für dich recherchiert und geben dir an dieser Stelle einige wertvolle und interessante Informationen
Holz als Naturprodukt enthält normalerweise ein relativ hohes Maß an Feuchtigkeit.
Bäume nehmen über ihre Wurzeln große Mengen Wasser auf – geben es umgekehrt aber auch wieder ab. Parallel dazu sind Bäume in der Lage, Feuchtigkeit direkt aus der Luft aufzunehmen (und wieder an sie abzugeben). Der individuelle Feuchtigkeitsgehalt hat wiederum großen Einfluss auf das jeweilige Volumen des Holzes und damit auch auf seine grundsätzlichen physikalischen Eigenschaften: Interessant für Instrumentenbesitzer ist die Tatsache, dass Holz bei trockenen klimatischen Bedingungen, Feuchtigkeit abgibt. Ist das Klima hingegen feucht, nimmt Holz Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf. Abhängig von den klimatischen Schwankungen in der Natur (z.B. Jahreszeitenwechsel, Klimawechsel, etc.) verändert Holz also permanent sein Volumen und damit auch seine physikalischen Eigenschaften. Man sagt also nicht umsonst: “Holz arbeitet.”
Zwar muss das Holz gelagert und getrocknet werden, bevor es in der Musikindustrie zu Tonholz verarbeitet wird, aber auch dann enthält das getrocknete Tonholz noch Feuchtigkeit. Dieser Rest stellt an sich kein Problem dar. Es sind die hygroskopischen Eigenschaften, die Kopfzerbrechen bereiten. Die hygroskopische Eigenschaft von Holz – d. h. seine Neigung, Feuchtigkeit aus der Umgebung aufzunehmen oder abzugeben – bedingt seine vergleichsweise geringe Dimensionsstabilität bei wechselnder Umgebungsfeuchte.
Die Holzfeuchtigkeit ist also im Prinzip abhängig vom jeweiligen Umgebungsklima.
Sinkt z.B. während der Heizperiode der Wert auf unter 40%, beginnt das Tonholz, Feuchtigkeit an die Umgebung abzugeben. Feuchtigkeitsänderungen unterhalb des Fasersättigungspunktes (je nach Holzart 25 % – 35 % Holzfeuchte) gehen mit Formschwankungen einher. Es können Quellungen und Schwindungen (Schrumpfung des Holzvolumens durch Austrocknung) am Instrument auftreten. Jetzt droht Gefahr, und Beschädigungen (Risse) des Instruments sind nicht mehr auszuschließen. Auch Fernreisen in feucht-tropische oder trockene Gefilde verändern das Volumen des Materials.
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Allerdings muss man nicht immer das Schlimmste befürchten. Auch wenn es im Normalfall keine Risse gibt, können sich Klimaveränderungen (auch Temperaturschwankungen) grundsätzlich folgendermaßen negativ auswirken:
- subtile Klangveränderungen
- Änderung der Saitenlage (plötzliches Auftreten von Schnarrgeräuschen)
- Oktavunreinheiten und Stimmungsprobleme.
Dies reicht ja schon aus, um die musikalische Arbeit zu beeinträchtigen, z.B. im Studio, wo höchste Präzision erwartet wird.
Richtig kompliziert wird es, wenn bei einem Instrument (z.B. einer Akustik-Gitarre) oder einem Möbelstück zahlreiche unterschiedliche Holzarten und Holzteile verarbeitet wurden.
Die Holzarten stammen oft aus unterschiedlichen Klimazonen und haben aufgrund ihrer Materialdichte unterschiedliche hygroskopische Eigenschaften bei wechselndem Klima. Das helle, gelbliche Fichtenholz (Picea abies) wird beispielsweise gerne für die Fertigung von Gitarren- und Violinen-Decken verwendet und ist besonders weich. Und das ist auch gut so, denn die Decke eines Instruments soll ja möglichst optimal resonieren und die Schwingungen der Saite sauber und laut übertragen. Allerdings ist eine dünne Fichtendecke besonders anfällig für Schwankungen der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte.
Das leicht rot schimmernde, dunkelbraune afrikanische Mahagoni (Khaya), das gerne zur Fertigung des Korpus oder des Halses von Gitarren verwendet wird, ist dagegen sehr hart, dicht und robust und deshalb weniger anfällig. Auch das kanadische silbern schimmernde, hellgelbe Ahorn (Acer) ist etwas härter als die Fichte, aber wiederum nicht so hart wie das afrikanische Mahagoni. Einige Holzarten z. B. Teak sind aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften relativ Unempfindlich gegenüber äußeren klimatischen und mechanischen Einflüssen. Jedoch ist Teak als Tonholz nicht geeignet und wird deshalb nicht für die Fertigung von Instrumenten verwendet. Allerdings trotzt Teak als Tisch auf der Terrasse oder Boot auf dem See tapfer Wind und Wetter.
Man kann sich also Vorstellen, dass eine Akustik-Gitarre, die aus vier unterschiedlichen Holzarten besteht, bei entsprechenden klimatischen Veränderungen ziemlich “unter Spannung” steht. Stellen sich die Fragen: Kann ein Instrument als Sammelsurium unterschiedlicher Holzarten überhaupt funktionieren, und kann man unter diesen Umständen eine hundertprozentige Präzision überhaupt erwarten? Die Antwort lautet: Solange sich die relative Luftfeuchtigkeit in direkter Umgebung des Instruments zwischen 45% und 60% bewegt, ist das verbaute Tonholz nicht gefährdet und erledigt seinen Job, wie gewünscht. Doch wie heißt es so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
Das Hygrometer- Hilfe, bei der Lagerung einer Akustik-Gitarre
Damit man die Luftfeuchtigkeit ständig kontrollieren kann, sollte sich der Besitzer teurer Edelgitarren, antiker Möbelstücke oder Holzfußböden ein Hygrometer zulegen. Das Hygrometer ist ein Messinstrument zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit, also des Wasserdampfgehaltes der Luft.
Ein einfaches Gerät bietet die deutsche Firma Jahn an. Das Hygrometer verfügt über je ein digitales Display für die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur. Die Temperatur kann in Celsius oder Fahrenheit dargestellt werden. An der Rückseite des Gerätes befindet sich ein entsprechender Umschalter. Das Jahn Hygrometer bietet außerdem die Möglichkeit, die höchsten und niedrigsten Werte zu speichern. Einfach die MAX/MIN-Taste drücken, und schon werden die seit der letzten Rückstellung erreichten Höchst- und Tiefstwerte angezeigt. Auf diese Weise kann man die Veränderungen des Raumklimas im Verlauf eines Tages, Monats, Jahres erkennen. Durch Drücken der Reset-Taste (3 Sek.) wird der Speicher auf die momentanen Anzeigewerte zurückgesetzt. Elektronische Hygrometer, wie das der Firma Jahn, kann man inzwischen auch beim gut sortierten Musikhändler bekommen, aber auch in Baumärkten werden sie angeboten (Preis: ca. 30 €).
Neustes Gadget aus dem Hause D’Addario / Planet Waves ist ein Hygrometer mit Bluetooth, das “Wetterdaten” aus dem Koffer per Push-Nachricht auf das Handy schiebt. So wird man permanent über Temperatur und Luftfeuchtigkeit innerhalb des Koffers/Bags auf dem Laufenden gehalten und kann bei Bedarf intervenieren.
Der Luftbefeuchter
Das Pendant zum Hygrometer ist der Luftbefeuchter. Während das Hygrometer das Problem erkennt, kann der Luftbefeuchter das Problem lösen. Über die Anschaffung eines Luftbefeuchters sollte man generell mal nachdenken. Trockene Atemluft wirkt sich ungünstig auf das Wohlbefinden von Menschen und Tieren aus und kann bei dauerhaft sehr trockener Raumluft auch Erkrankungen des Atmungssystems begünstigen. Mit dem Einsatz von Luftbefeuchtern steigt allerdings auch die Anforderung an die Hygiene, da mit steigender Feuchte auch Mikroorganismen bzw. Keime gefördert werden. Es gibt zahlreiche Hersteller, die Luftbefeuchter kostengünstig anbieten.
Man unterscheidet zwischen Verdampfern, Verdunstern und Zerstäubern.
1. Verdampfer
bringen Wasser zum Sieden und geben den Dampf an die Raumluft ab.
- relativ hoher Energieverbrauchrelativ hohe Befeuchtungsleistunghygienisch, weil durch die Verdampfung ggf. im Wasser befindliche Keime abgetötet werden.
- Gefahr von Kondensatniederschlag bei ungünstiger Aufstellung und kühler Umgebung
- Bei hohem Kalkgehalt im Wasser: Gefahr von Kalkniederschlag im Gerät, Wartungsaufwand
- Bei Verkalkung besteht die Gefahr, dass das Wasser nicht mehr ausreichend erhitzt wird und Bakterienbildung Vorschub geleistet wird
- Gefahr der Überfeuchtung, Regelung nötigGefahr der Verbrühung durch den austretenden Dampf
2. Typische Verdunster
verteilen das Wasser auf eine möglichst große Oberfläche (z. B. durch Filtermatten oder rotierende Lamellen) und blasen einen Luftstrom darüber. Merkmale: Relativ niedriger Energieverbrauchmittlere bis geringe Befeuchtungsleistung – große Modelle haben aber teilweise Leistungen von 20 bis 30 Liter am Tag und sind damit auch für größere Räume und offene Bauweisen geeignet. Absenkung der Lufttemperatur (adiabate Kühlung), keine Aerosolbildung, natürliche Regelung der Raumfeuchte, keine Überfeuchtung, erfordert regelmäßige Reinigung oder Zugabe von – Desinfektionsmittel ins Wasser (bei UVC-Entkeimung, also Desinfektion via Ultraviolettstrahlen nicht erforderlich), bei unsachgemäßer Handhabung Gefahr der Verkeimung und damit der Verteilung von Keimen in der Raumluft.
3. Zerstäuber
nutzen Ultraschall oder Druckpumpen und feine Düsen, um Wasser zu winzigen Tröpfchen zu vernebeln. Dieser kalte Nebel kann zusätzlich mit einem Ventilator in den Raum geblasen werden. Ihre Merkmale: Preisgünstig, relativ niedriger Energieverbrauch, mittlere bis geringe Befeuchtungsleistung, Absenkung der Lufttemperatur (adiabate Kühlung) Gefahr von Kondensat- und Kalkniederschlag in der Umgebung des Gerätes, Gefahr durch lungengängige Aerosole, Gefahr der Verkeimung – besonders bedenklich ist hierbei die feine Zerstäubung, da die Keime mit dem Wassernebel inhaliert werden können, erfordert regelmäßige und sorgfältige Reinigung.
Spezielle Luftfeuchtigkeits-Lösungen für Gitarristen
Für Gitarristen gibt es aber auch weniger komplexe Lösungen, und so können sie ihr bestes Stück jetzt auch ohne Vorbehalte mit auf Tournee oder in den Urlaub nehmen. Dabei kann die Reise sogar nach z.B. Abu Dhabi gehen, wo trockenes Wüstenklima vorherrscht. Für wenig Kohle bekommt man nämlich auch mobile Luftbefeuchter, die speziell für akustische Instrumente (Violinen, Gitarren, etc.) konzipiert wurden.
Die Firma Planet Waves hat diverse Modelle auf den Markt gebracht. Ein System das bei Bedarf nicht nur be- sondern auch entfeuchtet und die Luftfeuchtigkeit im Koffer so stabil auf 45% halten soll, hört auf den klangvollen Namen Planet Waves PW-HPK-01. Das System besteht aus zwei Teilen: Der eine wird ins Schallloch der Gitarre gehängt, der andere im Bereich der Kopfplatte installiert. Das Herzstück des Be- und Entfeuchtungs-Tools bilden die sogenannten Humidifier Packs, die nach dem Öffnen zwischen 2-4 Monate lang ihren Dienst tun. Will man das System in Gang halten, muss man also immer wieder nachkaufen. Drei der Packs kosten knapp 20 Euro – bei einem teuren Instrument sicher eine sinnvolle Investition.
- D’Addario PW-HTK-01 Humiditrak (Produktseite auf thomann.de)
- D’Addario PW-HPK-01 Luftbefeuchter (Produktseite auf thomann.de)
Auch einen anderen Typ “mobiler Luftbefeuchter” hängt man einfach in das Schallloch der Gitarre. Entsprechende “Tools” werden von Planet Waves, D’Addario, Grover oder Ortega angeboten. Die Feuchtigkeit wird dabei in der Regel über ein Schwämmchen abgegeben, das vom Nutzer in regelmäßigen Abständen befeuchtet werden muss. Da diese Art Systeme also nur Feuchtigkeit hinzufügen, nicht aber entziehen können, sollte man das Klima im Koffer immer gut im Auge behalten.
Hält man sich an ein paar Regeln, erledigen auch mobile Luftbefeuchter ihren Job souverän und schützen das Instrument effektiv vor Schäden durch Austrocknung. Natürlich muss man eine gewisse Disziplin aufbringen und dafür sorgen, dass die Gitarre nach dem Spiel wieder zurück in den klimatisierten Koffer/Gigbag wandert. Ist das gewährleistet, sollte es auch in der Wüste keine Probleme geben. Zumindest nicht für das geliebte Instrument.
Fazit
Abschließend kann man also festhalten, dass es sich für jeden (Akustik-)Gitarristen lohnen kann, sich mit dem Thema Holz und Luftfeuchtigkeit auseinanderzusetzen. Schließlich möchte man an seinem Instrument doch lange Freude haben und sich auf die präzise “Funktionsweise” verlassen können, ein aufgequollenes Holz oder eine gerissene Decke können dies jedoch nicht mehr gewährleisten. Die Lösungen, die dazu beitragen, dass sich akustische Instrumente in optimalen klimatischen Bedingungen befinden, sind – wie wir gesehen haben – weder kompliziert, noch teuer. Und dem Lack seines Autos gönnt man doch auch hin und wieder eine Politur oder dem Motor einen Ölwechsel.