Praxis
Akustikbässe stellen in Sachen Bespielbarkeit im Vergleich zu E-Bässen immer eine gewisse Herausforderung dar, denn ihr Korpus ist logischerweise wesentlich größer und tiefer. Gerade für die Anschlagshand bedeutet das mehr Aufwand, muss sie doch über den mächtigeren Korpus greifen, um an die Saiten zu gelangen. Erstaunlicherweise fällt dies beim Timbre gar nicht so auf – irgendwie fühlt sich alles recht vertraut an, obwohl der Korpus des Timbres nicht kleiner ist als bei anderen Akustikbässen. Irgendwie hat es Stuart Spector geschafft, den Umstieg vom E-Bass deutlich einfacher zu machen – zumindest empfinde ich es hier so!
Spector scheint bei der Planung des Timbres weniger das Instrument an die erste Stelle gestellt zu haben, sondern den Spieler, für den er es baut. Das sind in der Regel E-Bassisten/innen, die ab und zu mal zum Akustikbass greifen. Zwei Aspekte sind dafür ganz entscheidend: Nummer 1 ist der Hals. Dieser fühlt sich wie ein “echter” Spector an, Dicke und Profil wurden wohl von seinen E-Bass-Brüdern und -Schwestern übernommen. Nummer 2 ist der Auflagepunkt des Oberschenkels. Dieser liegt näher Richtung Hals, beim Spielen im Sitzen rücken so die ersten Lagen nicht so weit weg und man fühlt sich schnell zu Hause. Alles in allem bin ich wirklich überrascht, bei den meisten Akustikbässen dauerte es deutlich länger, bis ich damit ordentlich zurechtkam!
Die Saitenlage lässt sich auf ein sehr komfortables Niveau einstellen und der Hals ist gut und relativ geräuschlos zu bespielen. Auch in den hohen Lagen setzt sich dies fort. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der Schraubhals-Konstruktion: Bei akustischen Instrumenten mit eingeleimten Hälsen kommt es am Übergang zum Korpus konstruktionsbedingt nicht selten zu einer Anhebung des Griffbretts und somit zu Bundgeräuschen. Dies ist beim Timbre überhaupt nicht der Fall!
Im Stehen benötigt man wie bei nahezu jedem Akustikbass einen langen Gurt oder eine Hilfskonstruktion mit einer Kordel, da der Gurt an einer Stimmmechanik oder der Kopfplatte befestigt wird. Hat man dies bewerkstelligt, ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim Spielen im Sitzen. Es ist tatsächlich kaum Umstellung vonnöten, bis man sich wohl fühlt! Über das Gewicht muss man in der Regel bei Akustikbässen ohnehin nicht lange reden: auch der Timbre ist mit seinen 2,7 kg ein Segen für den Rücken!
Der akustische Sound ist im Vergleich zu manchem Mitbewerber relativ laut. Ich nutzte spontan sofort die Gelegenheit, um mit dem Testbass die standesamtliche Hochzeit eines Freundes mit ein paar Solo-Arrangements zu umrahmen, und auch dafür war der Timbre ohne Verstärker ausreichend. Im Zusammenspiel mit einer Westerngitarre wird es aber wohl eng werden, das ist aber bei nahezu allen Akustikbässen der Fall.
Auffällig ist, dass der Timbre schön transparent klingt und auch mehrstimmiges Spiel sauber auflöst. Das ist für diese Preisklasse nicht unbedingt üblich! Allerdings gab es doch zwei, drei Bünde auf dem Griffbrett, auf denen der Ton etwas abfiel, also im Vergleich zum Rest etwas leiser war. Das ist aber schon Kritik auf hohem Niveau – ein Blick aufs Preisschild rückt dies auch wieder ins rechte Licht. Aber dennoch soll es nicht unerwähnt bleiben.
Nachfolgend findet ihr ein paar Beispiele für den akustischen Klang. Aufgenommen wurde mit einem dynamischen Mikro vor dem Schallloch sowie einem Kondensator-Mikro für den räumlichen Eindruck, ca. 1 m entfernt.
Und so klingt der Fishman-Pickup des Timbres, direkt ins Audio Interface gestöpselt. Der Equalizer befindet sich in Neutral-Stellung:
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Ein Problem mit Akustikbässen ist, dass sie nicht laut genug sind, um unverstärkt mit anderen Instrumenten mitzuhalten. Also muss man sie häufig doch verstärken, hat dann aber nicht mehr den gewünschten akustischen Sound. In diesem Falle kommt es sehr darauf an, wie gut der Tonabnehmer und der Preamp ihren Job machen. Der Fishman-Pickup des Timbre klingt wirklich ordentlich, wenngleich auch keine hundertprozentige Darstellung des akustischen Sounds zu erwarten ist. Eine etwas künstliche Note schleicht sich ins Spiel. Das liegt aber in der Natur der Sache und kaum ein Piezo-Tonabnehmer ist davor gefeit, auch bei deutlich höherpreisigen Systemen.
An Verstärker und Box angeschlossen war ich mit etwas Einsatz des Fishman-Equalizers (leichter Bass Boost und Mid Cut) eigentlich schnell zufrieden. Bei erhöhter Lautstärke konnte ich mit dem Notch Filter problemlos die auftretenden Feedbacks in den Griff bekommen, ohne dass sich der Charakter des Sounds zu stark veränderte.