Spectrasonics Stylus RMX Xpanded Test

Die kalifornische Software-Schmiede Spectrasonics um Mastermind Eric Persing hat in der Fachwelt schon für einigen Wirbel gesorgt. Die Firma begann schon 1994 in Los Angeles mit der Produktion von Sample-Librarys, die sich innerhalb kurzer Zeit in vielen Studios weltweit etablierten. Mittlerweile zeichnet sich Spectrasonics auch für die Entwicklung dreier nicht minder beliebter Software-Instrumente verantwortlich: Omnisphere, Trillian und eben Stylus RMX.

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Die Urversion des Stylus erschien bereits 2002. Sie trug noch den Beinamen “Vinyl Groove Module” und richtete sich zunächst vorwiegend an die Hip-Hop und Breakbeat produzierende Klientel. Aber bald erkannte man, dass Stylus sich auch in anderen Genres größerer Beliebtheit erfreute, und so wurde im Laufe der nachfolgenden Versionen aus dem “Vinyl Groove Module” ein “Realtime Groove Module”. 

Der Stylus erhielt nicht nur den Zusatz “RMX”, sondern auch viele weitere Neuerungen und Verbesserungen. Was sich alles genau in der aktuellen Version der groovenden East-Coast-Maschine verbirgt, klärt der nachfolgende bonedo-Test. Zählen wir also alle am besten gemeinsam ein: 2, 3, 4, ….

Details

Im Lieferumfang finden sich zwei Installations-, eine Tutorial- und fünf Erweiterungs-DVDs mit zusätzlichem Sample-Content. Die Tutorial-DVD enthält zahlreiche, ausschließlich englischsprachige Lehrvideos im Quicktime-Format, die den Umgang mit Stylus sehr gut erklären und viele nützliche Tipps für den Workflow verraten. Auch der komplette Installations- und Registrierungsprozess wird in einem eigenen Video behandelt.

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Demnach sollte einem reibungslosen Start nichts im Wege stehen – und so verläuft die Installation auch planmäßig und unproblematisch. Ein gedrucktes Handbuch sucht man im Lieferumfang jedoch vergebens. Zwar lässt sich das komplette Manual innerhalb des Stylus öffnen, doch auch hier gibt es leider nur eine englischsprachige Variante, und die als HTML-Verzeichnis. Wenigstens als PDF-Datei sollte sie schon beiliegen.

Der Standalone-Betrieb ist nicht möglich, dafür liegt das Plug-In im AU-, VST- und RTAS- Format vor. Mit dem ersten Öffnen im Host startet Stylus im Demo-Mode. Von nun an hat der Nutzer ganze 48 Stunden Zeit, seinen Neuerwerb auf der Spectrasonics-Homepage zu autorisieren. Alle Freunde des internetfreien Studiorechners können diesen Prozess auch von einem anderen Rechner aus abwickeln. Nachdem man sich beim Hersteller registriert und den Stylus autorisiert hat, erhält man auch Zugriff auf das neueste Update, denn die ausgelieferte Testversion befindet sich noch auf dem betagten Versionsstand 1.5. Unerfreulicherweise musste auch das nachträglich installierte Update (Version 1.9)  den Autorisierungs-Prozess erneut durchlaufen.

Die fünf mitgelieferten Stylus-Erweiterungen (SAGE Xpander) sind die Spectrasonics-Sample-Librarys Backbeat, Burning Grooves, Retro Funk, Liquid Grooves und Metharmorphosis. Diese wurden für die Nutzung im Stylus kompatibel gemacht und enthalten tonnenweise zusätzliches Audiomaterial.  Speziell im Bereich Akustikdrums ergänzen die SAGE Xpander die 7,4 GB große Werks-Library um viele neue Sounds und Grooves.

Praxis:

Das grafische Erscheinungsbild erinnert an ein 3-HE 19“ Hardware-Modul mit griffigen Haltebügeln und grau-lila Metallic-Oberfläche, auf der viele Taster, Potis und Fader prangen. Dem Anwender wird ein riesiger Fundus an vorproduzierten Drumgrooves der unterschiedlichsten Genres bereitgestellt. Kernstück innerhalb von Stylus ist die eigens von Spectrasonics entwickelte S.A.G.E. Technologie. S.A.G.E. steht für Spectrasonics Advanced Groove Engine, einer speziellen Audioengine, die es ermöglicht, die Loops ohne hörbare Timestretch-Artefakte an das erwünschte Zieltempo perfekt anzupassen. Bis zu acht verschiedene Loops können innerhalb von Stylus miteinander synchronisiert werden. Nach dem ersten Durchhören wird schnell klar, dass diese mit hohem Aufwand produziert wurden und dass die Klangqualität der Samples dementsprechend hochwertig ist.

Audio Samples
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Laidback Stick (Multi 072) Try not to drool (Multi 096) Arrack (Multi 102) Yeah Baby (Multi 114) Startin Somethin (Multi 118) Persecution (Multi 135)

Zum Anderen enthält Stylus ein ganzes Arsenal von Einzeldrumsounds, weit über 10.000 sollen es sein. Ich habe sie nicht nachgezählt, aber es könnte hinkommen. Auch an diesen  Sampels wurde  mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Wer auf der Suche nach „der“ Killer-Snare oder „der“ Mörder-Kick ist, sollte hier mit Sicherheit fündig werden.

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Jeder Kanalzug des Mixers ist mit einem Lautstärkefader und einem Panoramaregler sowie vier Aux-Sends bestückt. Hier wird auch der grundsätzliche Arbeitsmodus von Stylus angewählt: Multi-Mode oder Kit-Mode. Im Multi-Mode stehen acht Stereokanäle zur Verfügung, auf denen Grooves oder Sounds abgelegt und zu den sogenannten „Multis“ kombiniert werden können. Der Kit-Mode hingegen verwandelt Stylus in eine klassischen Drummaschine und lässt den Nutzer ein eigenes Drumkit aus Einzelsamples konstruieren. Es gibt bereits Hunderte von vorgefertigten Multi- oder Kitpresets. An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass so ziemlich jeder virtuelle Fader, Button oder Poti in Stylus sehr einfach mithilfe von „Midi-Learn“ automatisiert werden kann. Mit nur wenigen Mausklicks hat man eine Funktion einem externen Midicontroller zugewiesen. Da macht das „Schrauben“ mit Stylus gleich noch viel mehr Spaß!

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Der Footer am unteren Bildrand bleibt in allen Menüansichten stets gleich.  Von hier aus navigiert man sich durch die Menüs und tätigt globale Einstellungen wie Masterlautstärke, Start-Stopp-Funktion und die Anwahl des aktuell zu bearbeitenden Parts.

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In der Browser-Ansicht von Stylus werden die Werks-Library (Core-Library) und die Xpansion-Librarys nach den passenden Loops und Sounds durchforstet. Diese Elemente sind nach Tempo, Genres oder Instrumenten sinnvoll kategorisiert und können hier vorgehört und geladen werden. Persönliche Highlights lassen sich vom Browser aus einer eigenen Favoritenliste zuordnen und somit leicht wieder auffinden.

Jede Loop in Stylus ist im Verborgenen mithilfe der S.A.G.E. Technologie in einzelne Audioslices zerhackt, die von einer mitgespeicherten MIDI-Datei angesteuert werden. Diese Datei lässt sich aus dem Browser per Drag-and-Drop zur weiteren Bearbeitung auf eine MIDI-Spur innerhalb des Host-Sequenzer exportieren. Über eine externe Tastatur können wahlweise die einzelnen Slices einer Loop gespielt oder die komplette Loop mit einer Taste angetriggert werden.

Um eigene Audiofiles in Stylus zu importieren, muss man den mitgelieferten S.A.G.E.-Converter bemühen, der ausschließlich Rex-Dateien als Importformat akzeptiert. Das lässt allerdings ein wenig zu wünschen übrig.

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Beim Start von Stylus befindet man sich zunächst in der Standard-Edit-Ansicht. In diesem Menüpunkt können Lautstärke, Panorama und Tonhöhe des aktiven Parts eines Multis bestimmt werden. Außerdem stehen drei LFOs, drei Hüllkurven, das ordentlich zupackende Power-Filter sowie das Master-Filter zur Klangverformung bereit.

Auch der genaue Sample-Start sowie die Abspielrichtung (Reverse) werden hier festgelegt. Hinter einem grafisch dargestellten Gitterrost verbirgt sich ein weiteres Highlight: die sogenannten Edit-Groups. Diese ermöglichen es, bestimmte Schläge einer Loop gezielt herauszustellen und separat zu bearbeiten. So isoliert man beispielsweise eine Snare aus einer Loop und versieht sie mit komplett anderen Filtereinstellungen oder Effekten.

Wer es lieber etwas übersichtlicher mag, wechselt einfach in die „Easy-Edit“-Ansicht, die nur vier große Fader und zwei dicke Potis beherbergt. Diese steuern Funktionen wie Lautstärke, Panorama, Tonhöhe, Ausklingzeit (Decay) und ein einfaches Filter.

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Die hauseigene FX-Abteilung hält 33 verschiedene Effekte bereit. Darunter finden sich verschiedene Kompressoren, EQs, Filter, Modulationseffekte, Reverbs und Delays. Die Qualität ist dabei durch die Bank überzeugend, die Bedienung ist auch hier dank der guten grafischen Oberflächen, die an analoges Outboard-Equipment erinnert, recht intuitiv. Im Effektrack stehen jeweils drei freie Slots zur Bestückung zur Verfügung. Die Effekte werden in den Insert-Weg eines einzelnen Parts oder einer Edit-Group geschaltet. Außerdem gibt es vier Aux-Wege, die wiederum jeweils bis zu drei Effekte aufnehmen. Zuguterletzt bietet Stylus noch einen Master-Insert-Slot, in den ebenfalls maximal drei Effekte eingeschleift werden können.

Ein interessantes Feature der ersten Stunde ist der Chaos-Designer. Hier geht es den einzelnen Audioslices einer Loop gehörig an den Kragen, denn mithilfe bestimmter Parameter können diese zufällig umarrangiert werden. Das Maß an Chaos und der Faktor Zufall lässt sich dabei jedoch genau bestimmen. Es werden Slices neu angeordnet, wiederholt oder rückwärts abgespielt. Das Timing innerhalb einer Loop kann von „schleppen“ bis „hetzten“ variiert werden. Wer sich nach den wunderbaren Ungenauigkeiten eines menschlichen Drummers sehnt, sollte hier einmal am Zauberknöpfchen drehen, das man in anderen Programmen manchmal auch als „Humanize“-Funktion betitelt wiederfindet. Die Parameter Pitch und Dynamics bringen schließlich noch die dosierbare Portion Chaos in die Tonhöhen und Amplituden der Slices.

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Das „Buzz“-Feature, das Spectrasonics seit der Version 1.5 implementiert hat, sollte besonders die Augen von Remixern zum Leuchten bringen (oder wenigstens die Ohren zum Glühen). Buzz sorgt dafür, dass die Slices in sich mehrfach wiederholt werden, von überschaubaren Geschwindigkeiten bis hin zur Selbstoszillation. Damit lassen sich herrliche tonale Effekte kreieren, die auch im Kontext von besonderen Spezialeffekten mit Einzelsamples sehr zu gefallen wissen.

Audio Samples
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Bosso Club Bosso Club

Wem das alles zu chaotisch wird, der sollte auch hier einmal Gebrauch von den EditGroups des Stylus machen. Mit ihnen werden definierbare Zählzeiten innerhalb der Loop einfach ausgeklammert und bleiben somit vom Chaos-Designer unbeeinflusst.  So kann man beispielsweise die Downbeats einer Loop ganz einfach von der Bearbeitung ausschließen, während es „in between“ ordentlich chaotisch zur Sache geht. Bei einer aktiven Chaos-Session ist es möglich, das Ganze zu „capturen“ und anschließend als MIDI-Datei via Drag-and-Drop in sein Projekt zu exportieren.

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Der Time Designer ist auf alles spezialisiert, was mit dem Timing und dem Feel innerhalb der Loops zusammenhängt, und wurde als fünftes Untermenü ab Version 1.7 mit in Stylus aufgenommen. Unfassbar aber wahr: Mit nur einem Mausklick lässt sich die Taktart  einer Audioloop verändern. Aus einem simplen 4/4tel Groove wird bei Bedarf schnell ein 6/8tel, ein 5/4tel, ein 9/8tel oder was auch immer das Rhythmusherz begehrt.  Die gefundene Einstellung ist auch global für andere Elemente einstellbar. Das bedeutet, dass die Suche nach der richtigen Loop direkt in der gewünschten Taktart fortgesetzt wird. „Groove Lock“ ähnelt der Quantisierungsfunktion der gängigen Sequenzerprogramme. Hier wird das Timing einer Loop an ein bestimmtes Raster, einem „Grid“, stufenweise angepasst. Eigene MIDI-Files können ebenfalls als Timingreferenz herangezogen werden, sowie das Timing einer Referenzloop, die anderen Loops wiederum als Vorlage dient. So ist sichergestellt, dass mehrere davon perfekt synchron laufen. Auch findet man hier eine Vielzahl an Presetvorlagen wie den Live-Grooves, den Groove-Templates aus Logic oder Templates vieler bekannter Drummaschinen. Mit dem „Time-Shift“-Feature werden Grooves um Millisekunden oder Zählzeiten verzögert oder vorgezogen. Auch das kennt man schon von Host-Sequenzern, und doch ist es ein nützliches Tool, um schnell neue Rhythmuspatterns zu generieren.

Besonders interessant ist der einfache, aber sehr effektive „Simplify“-Regler innerhalb des Time-Designers. Simplify dünnt eine Loop aus, indem es nach und nach Slices aus ihr entfernt. Das schafft mehr Raum innerhalb einer überladenen Loop und reduziert den  Groove aufs Wesentliche – einfach ein klasse Tool!

Fazit

Spectrasonics bietet mit Stylus ein umfangreiches und intuitives Konzept in Sachen Drumgrooves, Loops & Co. Der Anwender bekommt nicht nur eine riesige Library mit fünf zusätzlichen S.A.G.E. Expandern, die vor einiger Zeit noch gesondert erworben werden mussten und deren Gesamtpreis den Kaufpreis der aktuellen Stylus-Version schon damals überstieg.

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Auch mit kreativen Tools wie dem Time-Designer und dem Chaos-Designer setzt sich Stylus weit von einer herkömmlichen Loop-Schleuder ab. Die Klangqualität der Samples und der internen Effekte ist durch die Bank hochwertig und edel – für meinen Geschmack vielleicht ein wenig zu „fett“.

Während der kompletten Testphase lief das Programm sehr stabil und ohne Aussetzer oder sonstige Artefakte. Besonders lobenswert ist auch das Video-Tutorial-Konzept, das, wenn auch nur englischsprachig, dem Neuling einen sehr guten Einstieg in alle wichtigen Features vermittelt. Ein deutsches Handbuch wäre trotzdem wünschenswert. Wo wir gerade beim Wunschzettel wären: Toll wäre es auch, könnte man eigenes Audiomaterial auch ohne Drittanbieter-Programme in Stylus importieren. Und wenn man bei Spectrasonics über den großen Lila-Anteil in der grafischen Oberfläche nachdenkt, verspreche ich auch, die Sonnenbrille wieder abzusetzen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • riesige Soundauswahl
  • Klangqualität
  • fünf zusätzlich S.A.G.E. Expander im Lieferumfang
  • auch als 64 Bit-Version
  • Preis / Leistung
  • zahlreiche Video-Tutorials
Contra
  • nicht standalone nutzbar
  • englisches Handbuch, nur in HTML
  • eigenes Audiomaterial lässt sich nur auf Umwegen einbinden
Artikelbild
Spectrasonics Stylus RMX Xpanded Test
Für 299,00€ bei
Features:
  • Software Drumstudio inkl. Stylus RMX und 5 zusätzlichen RMX ”S.A.G.E. Xpander” Soundlibraries
  • Audioplattformen: VST, RTAS, AU
  • Systemvoraussetzungen
  • 1GB RAM, 8 GB freien Festplattenspeicher, DVD-ROM MAC: ab OSX 10.2.6 , 1 Ghz G4
  • PC: Windows 2000/XP, 1 GHz Pentium IV oder vergleichbarer Prozessor
  • Preis: 299,- Euro UVP
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