Speed-Songwriting

Wenn beim Songwriting nichts mehr geht und sich kreative Leere in euch ausbreitet, hilft es die Geschmackspolizei ganz weit hinten in die Ecke zu verbannen, um sich mit einer einfachen musikalischen Handwerksübung neu zu inspirieren.



Bild: Mykhailo Orlov, Fotolia
Bild: Mykhailo Orlov, Fotolia

Ich habe die folgende Übung „Speedsongwriting“ getauft. Auf die Idee hat mich mein Berliner Musikerkollege Mark Scheibe gebracht. Vor ein paar Jahren hatte er mit seinem Berlin Revue Orchester für drei Monate die Artistik-Show von André Heller im Berliner Wintergarten eröffnet und begleitet. Mark hat jeden Tag das Publikum aufgefordert, ihm Musikrichtungen und einzelne Wörter zuzurufen. In der Pause (!) hat er dann einen Song in den genannten Musikstilen und unter Verwendung der genannten Begriffe im Text geschrieben und für das Orchester arrangiert. Wow!! Und der Wahnsinnige hat es geschafft. Knapp 90 mal. Er nennt das ganze übrigens „Spontancomposing“.



Hier ist ein Beispiel: Marks Vorgaben des Abends waren: Waschmaschine, Gardinenstange, Umsatzsteuer, Scherbenstück, Miststück, Bikininationalmannschaft. Das Genre: Schlager. Komponiert wurde in 15 Minuten. Der Refrain beginnt mit „Du bist die Frau die ich liebe. Nicht nur wegen Deiner Waschmaschine…“


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Ich habe Marks Technik daraufhin mehrfach im Selbstversuch mit Publikum ausprobiert und war baff. Wie gut geht es ohne den Druck, etwas von Bedeutung schreiben zu müssen, aber zu dürfen! Die Ergebnisse haben mich überrascht. Es waren vollständige Songs mit Strophen und Refrains. Sogar C-Parts samt Text waren dabei, die sich wirklich hören ließen und in manchen Teilen sogar der persönlichen Geschmackspolizei standgehalten haben.



Daraus habe ich gelernt, dass Songwriting nicht nur Kreativität, sondern auch Handwerk ist. Darauf kann ich zurückgreifen, wenn die Kreativität mal nicht will. Und die Ergebnisse müssen nicht zwangsläufig in der Schublade „lustig“ landen, sondern können richtig gut sein.



Aber wie gesagt: Das Hauptaugenmerk liegt nicht auf der „Qualität“, sondern auf frischer Inspiration. Irgendein Riff, eine Akkordfolge, eine Hook ist bestimmt dabei, die ihr auch außerhalb dieser Übung weiterverwenden möchtet. Und wenn nicht, bleibt der wiedererlangte Spaß am Songwriting. Weil es schnell geht. Schnell gehen muss! 


Speed-Songwriting-Übung

– Ihr setzt euch eine Zeit. Nicht zu lang. Mein Vorschlag wäre 20 Minuten.

– Ihr schreibt Musikstile, Themen, wenn ihr wollt auch Akkorde, auf kleine Zettel und legt
  sie getrennt und gefaltet vor euch hin.

- Ihr zieht jeweils einen Musikstil, ein Thema und zum Beispiel drei Akkorde.

- Ihr stellt den Timer.

– Und legt los.



Wenn ihr wollt, macht ihr nach Ablauf der Zeit mit eurem Handy eine Aufnahme für später.
 


Viel Spaß und eine gute Reise wünscht euch Catharina.

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Bild: Mykhailo Orlov, Fotolia

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