Es gab früher mal das Berufsbild des „Pusher“. Das war jemand, der über ein einnehmendes Wesen, ein ausreichendes Budget und eine gewisse Hartnäckigkeit verfügte und bei Radiostationen und deren DJs dafür warb, dass diese die Platten der von ihm vertretenen Künstler oder Labels spielten. Nicht selten kamen hier bei der Überzeugungsarbeit auch simple Sachwerte, vom Hochprozentigen über Rauchwaren bis hin zu Bargeld zum Einsatz – der Mensch ist nun mal bestechlich. Die Firma „Spinfire“ will dieses Prinzip in das digitale Zeitalter übertragen.
Die Idee hinter „Spinfire“ ist simpel: Musiker, die sich mehr Aufmerksamkeit für ihren Track wünschen, laden ihre Titel hoch und beauftragen DJs ihrer Wahl, die ebenfalls bei Spinfire registriert sind, gegen Zahlung eines verhandelbaren Honorars (zwischen 20 und 500 Dollar pro Play) diesen zu spielen.
Der DJ macht dann nichts anderes als den zu promotenden Track in sein Set einzubauen, ein Video davon zu machen, wie er ihn spielt und dieses anschließend dem beauftragenden Produzenten zu schicken. Ist dies erfolgt, landet die vereinbarte Summe automatisch auf dem Konto des promotenden DJs.
Dem auftraggebenden Musiker steht es im Gegenzug frei, das Video Social-Media-wirksam zu pushen – im bekannten Stil von: „Ich fühle mich geehrt, dass DJ “Wer_auch_immer” meinen neuen Track “Welchen_auch_immer” auf der “Wo_auch_immer” Party gedropt hat“.
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Derzeit ist die App im deutschen App-Store noch nicht erhältlich, sondern lediglich in den USA. Das macht vor dem Hintergrund Sinn, dass im Moment als Zahlungsmethode lediglich das amerikanische „ACH deposit“ angeboten wird. Das könnte sich jedoch schnell ändern, wenn Spinfire ihre App beispielsweise mit dem europäischen SEPA-Lastschriftverfahren oder – noch einfacher – einer Paypal-Option upgraden. Spätestens dann stellt sich auch für Produzenten und DJs hierzulande die Frage, ob sie bei diesem – zugegebenermaßen etwas windigen – System mitspielen wollen.Klar ist: In der Playlist eines prominenten DJs aufzutauchen, ja sogar ein Video von einer durch die Decke gehenden Party mit dem eigenen Track zu posten, ist eine wirkungsvolle Werbung.
Klar ist auch, dass jeder, der einen neuen Track am Start hat, diesen auch den DJs und Freunden im Bekanntenkreis zum Hören und – im Idealfall – Auflegen zur Verfügung stellt. Man könnte wohlwollend sagen, dass Spinfire dieses Prinzip in den digitalen Raum portieren. Man könnte ebenso positiv anmerken, dass auf diese Weise vielleicht Künstler Kontakt zu DJs bekommen (und umgekehrt), die ihnen sonst nie möglich gewesen wären. Auf der anderen Seite ist diese kompromisslose Orientierung auf das Finanzielle natürlich höchst unsexy. Weitaus romantischer ist und bleibt die Vorstellung vom unbekannten Techno-Noname, der einem prominenten DJ seine selbstfinanzierte 12-Inch zuschiebt, die dieser dann rauf und runter spielt und der Künstler so plötzlich die Anerkennung findet, die er verdient.
Wie man es auch betrachtet, zunächst einmal wird es spannend sein, zu sehen, ob und wie der neue Dienst am Markt angenommen wird. Wann erfolgt die Portierung nach Europa, wie viele und welche DJs und Künstler registrieren sich dort, wird das System angenommen, kommt es tatsächlich zu einer Vielzahl realer Transaktionen („Spins“)? Dies sind nur einige der Fragen, die sich hier stellen.