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Spitfire Audio Appassionata Strings Test

Praxis

Angebot und Performance

Wie bereits festgestellt, handelt es sich bei den Appassionata Strings um ein Ensemble von ungefährer Kammerorchestergröße. Das bedeutet: acht erste Violinen, sechs zweite, sechs Violen, sechs Celli und vier Bässe. 

Um die Performance des Legato, insbesondere in schnellen Passagen, zu beurteilen, sollte man sich kurz klarmachen, worin das prinzipielle Problem besteht, wenn man versucht, bestimmte Legato-Effekte mit Samples hinzukriegen. Im Orchester spielen mehrere Menschen eine Stimme, das heißt, die erste Violine wird von bis zu 16 Menschen gespielt. Die setzen alle leicht verschieden an, spielen alle leicht unterschiedlich, haben nicht genau dieselbe Dynamik etc. Diese Unterschiede machen sich vor allem beim Übergang von einem Ton zum nächsten bemerkbar.

Audio Samples
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Violine I; Legato Violine 1; Sustain Violine II Hairpin Short Viola; Legato Slurred Cello; Hairpin Medium Cello; Hairpin Long Bowchange Bass; Glancing Attack

Dass echte Streicher schwebend klingen, hat viel mit diesen menschlich-ungenauen Übergängen zu tun. Bei Samples hingegen, die 16 Musiker ersetzen, sind Start- und Endpunkt, Überraschung, exakt gleich. Da ändert auch die Tatsache, dass diese Samples aus Tönen bestehen, nichts daran. Und das ist der Grund, warum gesampelte Streicher oft so klingen, als klebten sie am Boden fest, statt frei in der Luft zu schweben. Darum fällt dieser Effekt auch gerade in schnellen Passagen stärker auf als in langsam-statischen.

Er macht sich z.B. auch besonders bei Legatos bemerkbar, die zwischen zwei Tönen pendeln, das klingt mit Samples für gewöhnlich immer komplett grauenhaft. Auch schnelle Bewegungen, die mit echten Instrumenten etwas leicht Wirbelnd-Verwaschenes bekommen (vgl. Hedwig’s Theme von John Williams), sind natürlicherweise deutlich hörbar. Diesen Effekt kann man mit Samples nicht überzeugend herstellen, jedenfalls kenne ich kein gutes Beispiel dafür. 

Moderate und schnelle Bewegungen

Und das gilt leider auch – und damit wären wir wieder beim Thema – für die Appassionata Strings. Solange die Bewegung moderat ist, hört man ein sehr schönes Legato, keine Frage. Bei schnelleren Bewegungen kann man dem Realismus zuarbeiten, indem man am Legato-Offset herumschraubt und die Stimmen doppelt, denn zum Glück entspricht die aufgenommene Besetzung ja eher dem Rahmen eines Kammerorchesters. Richtig überzeugend wird es aber trotzdem nicht.

Dafür hätte Spitfire einen Weg finden müssen, die Einzelstimmen innerhalb eines Tones individuell ineinander übergehen zu lassen. Falls das überhaupt technisch machbar ist, wäre der Rechen- und Sampleaufwand vermutlich gigantisch. Und ich habe auch nicht ernsthaft damit gerechnet, dass Spitfire einen Weg gefunden hat, die Realität derart überzeugend zu übersetzen. Gehofft habe ich insgeheim aber doch ein bisschen darauf, denn wenn man schon ein Instrument herausbringt, das sich nur mit der Problemartikulation Legato beschäftigt, sollte es auch ein paar der gängigen Probleme lösen – aber leider nicht bei den Appassionata Strings.

Neben dieser Generalkritik auch ein Generallob: Rein klanglich sind alle Signale wie immer allererste Spitfire-Sahne. Die Portamento-Varianten klingen übrigens nicht nur, sondern funktionieren auch rundum sehr gut. Und da es davon insgesamt vier Stück gibt und sie sich mittels Tightness auch fein an die Attack anpassen lassen, hätte es für meine Begriffe mehr Sinn gemacht, die Appassionatas als Portamento-Flaggschiff vom Stapel zu lassen – mit zwei Legato-Patches als Zugabe statt umgekehrt.

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