SPL im Dampflok-Stil
Der SPL Channel One mk3 folgt dem neuen Designkonzept SPLs. Der Look à la Dampflokomotive steht dem Gerät gut (Ich würde mir dennoch Sorgen machen, wenn sich im Betrieb irgendwo kleine Wölkchen bilden würden.). Natürlich hat ein rackverbauter Preamp Vorteile, wenn er auch einen Mikrofoninput auf der Vorderseite hat. Gerade mit zwei Inputs. Denn ich prohezeie, dass man den alternativen Input genau dann ausprobieren will, wenn der Kunde oder der Kumpel ein neues Mikro dabei hat und man es gegenchecken will – wer hat schon ein Kabel prophylaktisch aus dem Rack liegen oder legt alles (samt phantomführender Mikrofoninputs) auf der Patchbay auf? Und selbstredend muss man das Gain zweier Mikrofone mit sehr unterschiedlichem Output händisch angleichen, etwa beim Vergleich eines Tauschpulen- mit einem Großmembran-Kondensatormikrofon. Das ist aber zu verschmerzen. Insgesamt freue ich mich auf jeden Fall sehr über dieses Feature. Gut auch, dass die Umschaltung absolut knackfrei erfolgt.
Transparenter Preamp für alle Mikrofontypen
Klanglich wie technisch ist die Preamp-Sektion auf sehr hohem Niveau. Schwächste Mikrofone wie das Shure SM7B oder das Coles 4038 werden nicht nur rauscharm, sondern immer noch mit großer Agilität und Transparenz hochverstärkt. Einige Preamp-Sektionen von Channelstrips und insbesondere Audio-Interfaces schaffen zwar, den Pegel genug anzuheben, das Signal wirkt dann aber gebremst, ja leblos und eindimensional. Mit Kondensatormikrofonen baut sich das am Preamp Out abgegriffene Signal förmlich nah vor einem auf und will fast ertastet werden. An den SPL Crescendo eicht aber vor allem die Mikrodynamik nach meinem Dafürhalten nicht heran.
Mit der Saturation zu arbeiten, macht richtig Spaß, ich habe im Testzeitraum gerne eine leichte Anreicherung genutzt, was für einen leichten Glanz gesorgt hat. Bei etwas stärkeren Anreicherungen war ich dann froh, dass das Air Band weiter oben wieder zurückfahren kann, damit ich im Mix nicht zu viele Platz in den obersten Höhen verbrauche – gerade bei Vocals. Unten im Spektrum hätte ich es nicht verkehrt gefunden, ein flexibleres Filter statt des festen HPF zur Verfügung zu haben, allerdings komme ich mit dem LMF-Band schön weit hinunter.
Transient Designer auch für Vocals erstaunlich gut, Kompressor dürfte linkbar sein
Die Klangformung mit dem Transient Designer ist bekanntlich angenehm einfach, und funktioniert schön zuverlässig. Ich muss gestehen, dass ich gerade bei Vocals – wohl dem Haupteinsatzgebiet eines fast jeden Channel Strips – ein wenig zurückhaltend bin, mein entsprechendes Gerät (bei mir: Elysia nvelope 500) zu verkabeln. Dadurch, dass der TD im Channel One immer nur einen Knopfdruck entfernt ist, hat sich meine Herangehensweise deutlich geändert. Dennoch macht mir auch der Kompressor Spaß. Es ist schwer, ihn „falsch“ einzustellen, er liefert schnell sehr gute Ergebnisse, die selbst bei heftigem Einsatz nicht überbordend wirken.
Hier wurde sehr offensichtlich in erster Linie an Vocals gedacht, bei Akustikgitarre, Snare oder E-Bass mochte ich andere Kompressoren oft lieber. Entweder, weil sie besser „passten“ oder aber, weil sie sich dann doch genauer einstellen ließen. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass eine Link-Option zur Verbindung von Kompression, gerne aber auch Transient Designer und sogar De-Esser ein Gewinn wäre. Zwei Channel One als Outboard-Tool für Stereosignale, Busse, ja sogar Summen? Warum denn eigentlich nicht? Ich hatte jahrelang nur zwei Focusrite ISA 220 als analoges Outboard und habe da im Grunde alles durchegpustet, was die DAW hergab.
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Alternativen zum SPL Channel One mk3
Deutlich teurer und zudem weniger opulent aufgebaut ist der RND Shelford Channel, allerdings spielt hier der „große Name“ Rupert Neves eine gewichtige Rolle – die man bei RND-Geräten auch klanglich erkennt. Eine andere Möglichkeit ist natürlich immer, sich einen Channel-Strip aus 500er-Modulen selbst zusammenzustellen.
Molteniron sagt:
#1 - 20.04.2024 um 11:02 Uhr
Geiles gerät aber als ich nach einem SSL fusion video auf das SPL gestoßen bin dachte ich „yeah!“ umd dann festzustellen das es nur einen kanal hat. Also brauch ich dann zwei Riesengeräte und 4600 euro für stereo. Dann sprengt es leider meine überschaubare resourcen
Marc Ballay sagt:
#2 - 12.09.2024 um 15:10 Uhr
Großartiges Gerät. Großartige Möglichkeiten. Einziger Wermutstropfen. Der An-Aus-Schalter ist hinten angebracht. Da es bei mir im Studiotisch verbaut ist, komme ich nicht ran, so dass ich es rüde mit dem Abschalten des Stroms ausschalten / anschalten muss.
Nick Mavridis sagt:
#2.1 - 13.09.2024 um 06:57 Uhr
Hallo Marc, da kann ich Dir in allen Punkten zustimmen. Auch die Sache mit dem Netzschalter, der mir oft sauer aufstößt. Allerdings ist es – bitte korrigiert mich, wenn ich es falsch sehe – unerheblich, ob ein Gerät an seiner Power Supply oder per Leiste geschaltet wird. Beste Grüße Nick Mavridis
Antwort auf #2 von Marc Ballay
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