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SPL Frontliner Model 2800 Test

Praxis

Sauberer Klang mit leichter Röhrenaura

Der SPL Frontliner ist ein moderner Kanalzug, und das hört man auch. Anliegende Signale werden weitgehend sauber und äußerst hochwertig verstärkt, ohne dass der Preamp ihnen einen überdeutlichen Charakterstempel aufdrücken würde. Eine leichte Röhrenaura und eine gewisse klangliche Griffigkeit sind allerdings durchaus zu bemerken, aufgenommene Signale bekommen sozusagen ein Quäntchen Erhabenheit verpasst.

Der SPL Frontliner zusammen mit dem Universal Audio LA-610 beim Praxistest.

Wenn der Röhrenanteil auf +15 dB geschaltet wird, dann reagiert das Signal am Mic In vor allem in den hohen Mitten und Höhen mit einer leicht gesteigerten Präsenz, wobei die Unterschiede bei den Testaufnahmen eher subtil ausfielen. So färbungsfroh wie der Vollröhren-Preamp des Universal Audio LA-610 ist der Vorverstärker im Frontliner also bei Leibe nicht. Aber mal ehrlich: Von SPL hätte man solche überdeutlichen klanglichen Eigenheiten auch nicht erwartet. Im Zusammenspiel mit dem leicht belegten Neumann U47 FET kann der erhöhte Röhrenanteil des Frontliners durchaus dafür sorgen, dass sich die Gesangsaufnahme ein kleines Stück näher an einen fertigen Sound für Lead-Vocals bewegt. Das über den Instrumenteneingang aufgenommene Rhodes wirkt bei der heißer gefahrenen Röhre schlicht und einfach etwas dichter. In diesem konkreten Fall kann man dem LA-610 einen allgemein etwas offeneren Klang bescheinigen.

Audio Samples
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Vocals (SPL Frontliner) Vocals (SPL Frontliner, Tube +15 dB) Vocals (Universal Audio LA-610) Rhodes DI (SPL Frontliner) Rhodes DI (SPL Frontliner, Tube +15 dB) Rhodes DI (Universal Audio LA-610)

Etwas schade ist, dass es keine Funktion für reines Input-Metering gibt. Beim Aussteuern des Signals wird immer der Ausgangspegel des Frontliners angezeigt und dieser wird natürlich von den folgenden Komponenten beeinflusst. Wenn ausschließlich der Pegel des Vorverstärkers im Fokus des VU-Meters sitzen soll, müssen die restlichen Module also auf Bypass geschaltet werden, und auch der Output-Regler sollte sich in neutraler Stellung befinden.

De-Esser, Kompressor und EQ: funktional und neutral

Ähnlich charakterlich zurückhaltend wie der Preamp geben sich auch De-Esser, Kompressor und EQ. Beim De-Esser handelt es sich um eine bewährte Schaltung von SPL, die auf dem Prinzip der Phasenauslöschung beruht und beispielsweise im Series-500-Modul DeS einzeln verfügbar ist. Der Prozess arbeitet durchaus intelligent und setzt den Pegel der erkannten Zischlaute in Relation zum Pegel des gesamten Frequenzspektrums. Die Reduktion erfolgt in einem entsprechenden Verhältnis und nur dann, wenn der Pegel der S-Laute über dem Gesamtpegel liegt. Das Konzept ist so einleuchtend, dass man sich fragen möchte, warum nicht alle De-Esser so arbeiten. Und in der Tat erledigt diese Komponente seine Aufgabe vorbildlich.

Den De-Esser steuert man über nur einen einzelnen Regler. Der Kompressor ist dagegen flexibel und bietet neben Ratio und Threshold weit gefasste Attack- und Release-Zeiten inklusive Auto-Funktion.

Der integrierte Kompressor basiert auf dem SPL DynaMaxx und bietet im Gegensatz zum Kompressor des Channel One ein erweitertes Parameter-Set. Threshold, Ratio (1,2:1 bis 20:1) und Make-Up sowie Attack und Release sind einzeln steuerbar, was äußerst zielgerichtetes Arbeiten erlaubt. Verzerrungen bleiben selbst bei kürzesten Attack- und Release-Zeiten gering, allerdings reagiert die Schaltung bei einer Ratio über 3:1 durchaus sensibel und fast etwas bissig. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt! Die Auto-Funktion für Attack und Release passt sich im Gegensatz zu starren Ein- und Ausschwingvorgängen dem Eingangssignal an und versucht mit möglichst optimalem Timing zuzugreifen – und im Test sorgte sie tatsächlich für weit natürlichere Ergebnisse als im Standardbetrieb.

Zwei der drei EQ-Bänder sind halbparametrisch. Das Air-Band sitzt dagegen fest bei seiner Center-Frequenz von 17,5 kHz.

Der EQ bietet ein Air-Band, das fest bei 17,5 kHz sitzt, und zwei weitere halbparametrische Bänder für Bässe/tiefe Mitten und Mitten/Höhen. Die beiden Letzteren dürften sich meiner Meinung nach ruhig etwas weiter überlappen. Während das tiefe Band den Bereich zwischen 30 Hz und 700 Hz abdeckt, setzt das hohe Band erst bei 680 Hz an. Gleichzeitig Bässe anheben und tiefe Mitten absenken, ist also nicht drin. Aber gut – der EQ ist meiner Ansicht nach ohnehin eher ein Kandidat für Boosts statt für Cuts. Die beiden halb-parametrischen Bänder verhalten sich mit ihrer Flankensteilheit zwar proportional zum Grad der Anhebung und werden bei stärkeren Bearbeitungen zunehmend schmaler, grundsätzlich sind sie aber recht breit angelegt. Das Air-Band macht seinem Namen dagegen alle Ehre und konzentriert sich auf die oberen Höhen, ohne weit in den Bereich der hohen Mitten zu reichen.

Audio Samples
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Vocals Dry De-Esser (-6 dB) De-Esser (-12 dB) Soft Compression (2:1, Med Attack/Release) Med Compression (2:1, Med Attack/Release) Heavy Compression (4:1, Med Attack/Release) Heavy Compression (4:1, Short Attack/Release) EQ: LMF (180 Hz) u0026 MHF (10 kHz) +3dB, Air +4dB Tube Saturation (50%) Tube Saturation (100%) Vocals (kompletter Channel)

Zu clean? Dann ab durch die zweite Röhre!

Auch weil die bisher betrachteten Komponenten des SPL Frontliner durchweg von einer recht sauberen Natur sind, ist es eine feine Sache, anliegende Signale am Ende der Kette mit zusätzlicher Röhrensättigung anreichern zu können – und die Schaltung ist nicht nur zum subtilen Andicken des Klangs ausgelegt. Bei Rechtsanschlag des zugehörigen Reglers entstehen durchaus deutliche Verzerrungen, und in diesem Fall wird das anliegende Signal ganz nebenbei noch einmal ordentlich komprimiert.

Die zweite Röhrenstufe sitzt fest am Ende des internen Signalflusses und ist bei externer Verwendung mit dem EQ kombiniert.

Der Punkt, dass die Röhrensättigung und der EQ nach außen hin in einem gemeinsamen Modul kombiniert sind, kann etwas verwirrend wirken – vor allem wenn der EQ vor den Kompressor geschaltet wird, denn in diesem Fall bleibt die Röhre in ihrer Position als Schlusslicht des internen Signalflusses. Generell erscheint mir die Kombination mit dem EQ nicht ganz schlüssig, und separate Ein- und Ausgänge für die Sättigungsstufe wären natürlich ebenfalls schön gewesen. Trotzdem kann man mit dieser Einschränkung leben, denn als Minuspunkt würde ich dies nicht bezeichnen. Ein kleiner “Trick”: Durch ein Erhöhen des Ausgangspegels des Kompressors lässt sich die Röhre heißer anfahren, was sich durch eine Absenkung am Output kompensieren lässt. Dies und anderes gibt es im folgenden Video zu sehen.

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