Praxis
Vorverstärker für alle Mikrofontypen und Instrumente
Der Mic-Preamp verspricht genügend Verstärkung für Mikros aller Gattungen. Wer mit Bändchen-Mikros arbeitet, sollte vor dem Kauf überprüfen, ob die maximale Verstärkung von 63 dB für seine Zwecke ausreicht. Die Vorstufe arbeitet sehr sauber und rauschfrei, selbst bei hohem Gain und anschliessender Kompression hält sich der Noisefloor im Hintergrund. Wer mit dem Track One verrauschte Aufnahmen produziert, sollte seine weitere Aufnahmekette überprüfen. Als einzige optische Einpegelhilfe dient die CLIP-LED, die bei Übersteuerung aufleuchtet. Wünschenswert wäre es hier, dass man die Ausgangspegelanzeige auf den Eingangspegel umschalten kann, das hätte SPL beim Facelift dann schon noch nachbessern können.Der Instrumenteneingang bietet einen Regelbereich von -12 bis +22 dB. Das 12 dB/oct Low-Cut-Filter ist für mein Empfinden bei 50 Hz recht tief angesetzt, damit lässt sich allenfalls Rumpeln mindern, mehr nicht.
De-Esser gegen Zischlaute
Der De-Esser ist als erste Bearbeitungsstufe direkt hinter dem Pre-Amp angesiedelt. Er lässt sich lediglich ein- und ausschalten. Die Detektor-LED bietet etwas fragwürdigen Nutzen, denn sie zeigt lediglich an, dass im Signal Zischlaute erkannt wurden. Ob und wie stark diese reduziert werden, muss der User per Gehör rausfinden.
Das gefilterte Signal wird phaseninvertiert zugemischt
De-Esser-Liebhaber mögen es mir verzeihen, aber ich bin mit dieser Art der Klangbearbeitung nie so richtig warm geworden. Das mag daran liegen, dass mir klanglich exzellente, nicht sehr Zischlaut anfällige Mikrofone zur Verfügung stehen, damit halten sich die Fälle, in denen ich mit allzu zischelnden Aufnahmen zu kämpfen habe, in Grenzen. In den wenigen Fällen, wo ich es mit Protagonisten zu tun hatte, die es geschafft haben, vor dem Mikro störend starke S-Laute zu produzieren, habe ich es vorgezogen, das Problem in der Nachbearbeitung zu lösen. Ich habe schlichtweg jeden nervenden S-Laut auf einer Extraspur separiert und per EQ an der Problemfrequenz abgesenkt. Alternativ lässt sich heute ja mit jeder DAE einigermassen komfortabel einzelne Abschnitte eines Soundfiles per Automation absenken, in vielen Fällen reicht auch das schon. Natürlich erfordern diese Arbeitschritte einiges an Mehrarbeit gegenüber dem Einsatz eines De-Essers, sie versprechen aber auch natürlichere und präzisere Resultate.
SPLs De-Esser-Technologie geniesst dennoch einen hervorragenden Ruf. Im Vergleich zur sonst üblichen Schaltung mit EQ im Detektorweg eines Kompressors wird das gefilterte Signal phaseninvertiert zugemischt und löscht so die S-Laute aus. Da mir in der Testphase aber weder stimmlich noch mikrofontechisch Kandidaten zur Verfügung standen, die einen De-Esser auch wirklich ausreichend gefordert hätten – und nicht zuletzt, weil ich der Gerätegattung bestenfalls ambivalent gegenüberstehe – kann ich den De-Esser nicht in meine persönliche Wertung einfliessen lassen.
Kompressor/Limiter mit begrenzten Einstellmöglichkeiten
Um bei einer Aufnahme einem Signal einen satten Pegel und eine gewisse Lautheit zu verleihen, braucht man einen Kompressor. Er begrenzt die Dynamik des Signals oberhalb einer bestimmbaren Schwelle (Threshold).
Der Track One geht hier mit einem maximalen Kompressionsverhältnis von 3:1 in Soft Knee-Charakteristik zu Werke. Dies tut er auch bei stärkerer Kompression erfreulich neutral, ohne das Signal allzu gestaucht und leblos klingen zu lassen. Wohlgemerkt, ein universelles Lautmacher-Tool für alle Belange ist er damit nicht. Mit der Limit-Taste schaltet man den das Kompressionsverhalten in eine Soft-Limit-Variante um. Auch hier geht es unauffällig und ohne harte Brickwall zu, ein Auge sollte daher auch bei eingeschaltetem Limiter beim Aufnahmepegel verbleiben, denn hier wird nicht gnadenlos abgeregelt.
Im Gegensatz zu einem nur für Kompression zuständigen Gerät sind die Einstellmöglichkeiten beim Track One sehr begrenzt. Aber nicht unbedingt zum Nachteil der User, denn SPL hat im Sinne der einfachen und schnellen Bedienbarkeit den Kompressionsprozess sinnvoll automatisiert. So passen sich Attack- und Releasezeiten intelligent dem ankommenden Signal an. Schliesslich können unerfahrene Nutzer mit einem spezialisierten Kompressor ein Recording auch durchaus einmal verhunzen, was beim SPL Channel-Strip schwer fallen dürfte.
Für dich ausgesucht
Halbparametrischer 3-Band EQ für “musikalischere” Ergebnisse
Auch die Filtersektion stellt im Sinne einer schnellen und übersichtlichen Bedienbarkeit nur das Nötigste an Regelwerk zur Verfügung. LMF ist ein halbparametrisches Bass- und Mittenfilter mit einem Frequenzbereich von 30 Hz bis 700 Hz. Der Q-Faktor ist nicht konstant, sondern arbeitet proportional zur Stärke der Anhebung oder Absenkung. Bei einem halbparametrischen EQ verspricht das “musikalischere” Ergebnisse. Beim MHF liegt der einstellbare Frequenzbereich zwischen 680 Hz und 15 kHz.
Optionale AD-Wandlerkarte und Lundahl-Übertrager erhältlich
Der Track One lässt sich optional mit einem 24-bit/96kHz-AD-Wandler bestücken. Es kann in in den Samplingfrequenzen von 96, 88,2, 48 und 44,1 kHz gewandelt werden. Das gewandelte Signal lässt dann im S/PDIF-Format wahlweise an einer Cinch- oder Optical-Out-Buchse abgreifen und digital in den Rechner bringen. Ausserdem hat man die Wahl, ob man die interne Clock des Track One benutzt oder das Gerät mit dem Audiointerface synct.
Es lässt sich wie bei fast allen SPL-Outboardgeräten ein Lundahl-Ein- und Ausgangsübertrager nachrüsten. Hier werden die elektrischen Ein- und Ausgangsstufen durch Transformatoren ersetzt, laut SPL verspricht das angenehme analoge Klangeigenschaften – das Signal wird voluminöser im Grundtonbereich mit einem insgesamt differenzierteren und druckvolleren Klangbild. Im Gegensatz zum Einbau der Wandlerkarte, die der Käufer auch selbst nachrüsten kann, sollte man den Einbau der Lundahl-Übertrager nur von SPL selbst oder einer qualifizierten Fachwerkstatt vornehmen lassen. Wer öfter mal in Stereo aufnimmt wird sich darüber freuen, dass man zwei Track One zu einem Stereo-Channelstrip verlinken kann. Dann lassen sich die Compression, Make Up Gain und Limit über das als Master definierte Gerät steuern. Die restlichen Bearbeitungen müssen jeweils für beide Kanäle getrennt geregelt werden.
Bedienungsanleitung
Leicht verständlich, sehr informativ und so ausführlich wie nötig werden die einzelnen Funktionen im nüchternen Stil erläutert. Reichlich bebildert und im deutschen Sinne gründlich und ohne irgendetwas Wichtiges zu unterschlagen – eben ganz in SPLs „no nonsense“-Stil. Mal abgesehen davon, dass man bei einem sich im grossen Ganzen selbst erklärenden Gerät wohl nicht oft in die Verlegenheit kommen wird, das Manual konsultieren zu müssen, ist es trotzdem erfreulich, wenn ein Hersteller in allen Belangen akribisch sein Bestes gibt.
Hörbeispiele
Getestet habe ich den Track One mit meinem präferierten Grossmembran-Kondensatormikrofon, dem RFT MV 671 (= Microtech Gefell aus DDR-Zeiten) mit der M 71-Kapsel in Nierencharakteristik. Zum Vergleich habe ich meine übliche Aufnahmekette über Studer 961 Preamp und Urei 1176 Kompressor sowie ein TL Audio5051 der ersten Baureihe mit dem noch etwas langsamen Kompressor herangezogen.
Also macht euch selbst ein Bild:
Als Erläuterung zu den Hörbeispielen: Der Zusatz „Heavy“ bedeutet deutliches EQing und Kompression, „Light“ lediglich eine softe Dynamikbegrenzung mit sanftem EQ.
Die kleine Channel-Strip-Exkursion
Vorteile eines Channel Strips und eine kleine Marktübersicht
Die Vorteile eines Channel Strips liegen auf der Hand: In einem Gerät vereint sich alles, was man für eine sauber aufbereitete Mikro/Instrumenten-Aufnahme braucht, ohne langwierige Verkabelung – mit wenigen Reglern und Knöpfen erledigt man das, wozu man sonst drei bis vier spezialisierte (und im Gesamtpreis deutlich teurere) Geräte braucht. Insbesondere Homerecorder, die auch gerne mal sich selbst aufnehmen, schätzen den Vorteil – hat man erstmal die optimalen Einstellungen für die eigene Stimme gefunden – dass man sich bei Aufnahmen bedenkenlos der Performance vor dem Mikro widmen kann, denn der Sound steht ja schon. Im Vergleich dazu bieten spezialisierte Einzel-Geräte wie ein Kompressor gegenüber einem Channel-Strip üblicherweise ein deutliches Plus an Versatilität, was den Umfang der Regelmöglichkeiten und Einsatzgebiete angeht. Hier muss man selbst abwägen: Was brauche ich wirklich, und was gibt mein Budget her? Für jeden, der mit dem Klang seiner Mikroaufnahmen direkt über die Preamps seines Audiointerfaces noch etwas unzufrieden ist, der sollte ein Channel Strip in Erwägung ziehen.
In der Budgetklasse der Channelstrips steht der Track One meiner Meinung nach konkurrenzlos an der Spitze, wenn es das Ziel ist, möglichst saubere, unverfälschte und dazu auch fein klingende Aufnahmen zu erstellen. Wer es wie ich gerne auch mal schmutzig mag (keine Angst, ich werde euch nicht mit meinen sexuellen Präferenzen langweilen), dem kann ich in dieser Preisklasse die Ivory-Baureihe von TLAudio 5051mkII empfehlen. Ebenfalls röhrigen Charakter und die eine oder andere Portion Vintage-Färbung bieten Channelstrips von Joe Meek One Q, Mindprint En-Voice MkII und Toft Audio EC-1. Wer mehr ausgeben kann und möchte, der sollte mal den LA Audio 610 mkII von Universal Audio antesten. Hier erhält man Edelklang mit Charakter zu einem sehr angemessenen Preis- /Leistungs -Verhältnis.
Klangtechnisch und preislich markieren wohl die Manley Vox Box als auch der Massenburg GML2020 das obere Ende der Fahnenstange. Hier bewegen wir uns bereits in Nähe der Preisklasse eine Kleinwagens (inkl. Abwrackprämie).
Da frage ich mich: Wo bleibt eigentlich die Abwrackprämie für unser in die Jahre gekommenes Equipment, Frau Merkel? Die ewig gebeutelte Musikerzunft und die damit verbundene Musikequipment-Industrie könnte so ein kleines Stückchen vom Konjunkturpaket gut gebrauchen. Oder?