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SPL Vitalizer mk3-T Test


Der SPL Vitalizer mk3-T, der zum Test seit Wochen in meinem Studiorack hängt, ist im weitesten Sinne ein Stereo-Psychoakustik-Effekt. Der ursprüngliche Vitalizer der späten 1980er, noch unter der Bezeichnung SX2, ist einer der wichtigsten Grundsteine für die erfolgreiche Firma SPL aus dem äußersten Westen der Republik. Nach diversen Versionen mit und ohne Röhrenhilfe geht die 19“-Vitaminpille in die dritte Runde: Als SPL Vitalizer mk3-T ist der neueste Streich zum Review zu uns gekommen. Es wurde für mk3 weit mehr getan als der letzten Version das neue SPL-Dampflok-Design überzustülpen. So wurde beispielsweise die interne Spannung auf +/- 18 Volt angehoben.

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Quick Facts zum SPL Vitalizer mk3-T

  • einzigartige Vitalizer-Schaltung
  • zusätzlich LC-EQ, Basskompressor und Stereo-Expander
  • Stereogerät
  • Röhrenstufe

Was ist eigentlich ein „Vitalizer“?

Das Herzstück des SPL Vitalizer mk3-T ist die eigentliche Vitalizer-Schaltung, deren Entstehungsgeschichte auf der SPL-Website in einem Video von Hermann Gier charmant vorgetragen wird. Die vollkommen analoge Schaltung ist nicht etwa auf dem Papier entstanden und dann technisch umgesetzt worden, sondern beruht im Wesentlichen auf Versuchen. Fünf Filter sind so verschaltet, dass sie sich jeweils gegenseitig beeinflussen. Dabei nähert sich das Ausgangssignal grob den Kurven gleicher Lautstärke (Fletcher-Munson bzw. Robinson-Dadson) an, um den Lautheitseindruck zu erhöhen. Prinzipiell ist so etwas bekannt, Lautheits-Limiter etwa machen sich die Kenntnis um die sogenannten Kritischen Bänder des Gehörs zunutze.

Die Vitalizer-Schaltung wurde quasi “mit den Ohren” statt “mit dem Taschenrechner” erstellt.

Weder reiner Saturator noch Multiband-Limiter

Allerdings ist die Vitalizer-Schaltung noch etwas mehr. Es geschieht eine Demaskierung von Signalanteilen, die beispielsweise dafür sorgt, dass der Tiefbassanteil einer Bassdrum nicht den unteren Anteil des Attacksounds maskiert*. Der Vitalizer schiebt zur Demaskierung etwas die Phasenlage der Signale in den verschiedenen Frequenzbereichen. Da müssen jetzt keine Alarmglocken angehen, denn das geschieht im sehr niedrigen, einstelligen Gradbereich. Somit liegt die Veränderung unter dem, was so manches Audioequipment ansonsten mit der Phasenlage anstellt (Stichwort: Phasenfrequenzgang). SPL spricht davon, dass sich die Veränderungen oftmals im Zeitbereich von einem viertel bis halben Sample abspielen.

*Maskierung ist ein komplexes, aber höchst interessantes Thema. Wer mehr darüber wissen will, dem seien die Bücher ‘Fundamentals of Hearing’ von Willian A. Yost und ‘Hören’ von Ellerbrock und Ellmeyer empfohlen.

Parameter der Vitalizer-Einheit

Auf der Frontplatte regelt Drive die Ansteuerung der Prozessoreinheit – tatsächlich mit der Möglichkeit zu großzügiger Dämpfung, um eben auch subtile Veränderungen zu ermöglichen. Es gibt nachfolgend einige Möglichkeiten, auf den Effekt Einfluss zu nehmen. Bass Sound nennt sich der Regler, der die geringen Frequenzen knackiger oder weicher machen kann. Praktisch: Dem angeschlossen ist ein One-Knob-Basskompressor, der die Dynamik bei Bedarf einengen kann. Mid-Hi-Tune bestimmt die Eingangsfrequenz von 1,1 bis 22 kHz – und läuftgegen den Uhrzeigersinn. Process letztendlich regelt, wie stark die Schaltung wirkt. Das ist kein banales Dry/Wet, denn damit wird auch die Schärfe etwas gedämpft. Denn zu viel Lautheit erzeugt einen unangenehmen Sound, weil unser Gehör dort, wo wichtige Signalanteile liegen, besonders empfindlich ist.

Drive regelt den Eingangspegel in die Vitalizer-Schaltung.
Drei wichtige Parameter des Vitalizers

Vitalizer mk3-T kommt mit Spulenfilter

Damit ist der SPL Vitalizer mk3-T aber noch lange nicht am Ende seiner Fähigkeiten. Denn ein Ferritspulenfilter mit zwei Reglern (Frequenz und Intensität) schließt sich an, welches ab 2 kHz wirken kann und mit seidiger, klassischer Brillanz den oberen Frequenzbereich „verteuert“.

Als eine der Dreingaben sorgt ein Spulenfilter für Charakter.

Basisverbreiterung

Letztlich ist noch eine Stereobasisverbreiterung zu finden. Diese ist nicht so innovativ und komplex aufgebaut wie beim SPL BiG, aber lässt glücklicherweise den Bass unbearbeitet, um etwaigen Problemen bei Druck und Monokompatibilität entgegenzuwirken.

One-Knob-Basisverbreiterung

Look & Feel

Der SPL Vitalizer mk3-T ist hergestellt, wie man es von SPL gewohnt ist. Das bedeutet, dass sauber geplant und im Inneren hochwertig gearbeitet wurde, das Gehäuse von hoher Qualität ist und die Bedienelemente ausnahmslos wertig wirken. Ich freue mich jedes Mal über die zusätliche Überkopf-Beschriftung auf der Rückseite; die Lesbarkeit auf der Frontplatte ist ordentlich. Über ein paar Dinge könnte man streiten, etwa, ob statt rein numerischer Skala beim LC-EQ nicht auch Frequenzangaben möglich gewesen wären, aber für ein so unübliches, komplexes Gerät ist die Parametrisierung gelungen. Ich mag das neue SPL-Design mehr als die älteren (was angesichts champagnerfarbener oder sogar Blue-Crackle-On-Black-Frontplatten nicht sehr schwer ist), wenngleich ich nicht der Meinung bin, dass man von einer Frontplatte aus unbedingt eine Röhre sehen muss. Aber das sind auch nur meine zwei Cent.

Vorbildlich: zusätzliche Überkopfbeschriftung
SPL ist nicht nur eine Büroetage: Auch die Fertigung erfolgt in Niederkrüchten.

Der SPL Vitalizer mk3-T im Praxis-Test

Kurz aufheizen und los? Nicht so schnell!

Nach einer kurzen Aufheizphase der beiden Doppeltrioden ist das Gerät bereit. Aber auch im ausgeschalteten Modus wird dank Hard Bypass Signal durchgelassen. Wichtig aber: Ein Vitalizer ist kein Gerät, das man das erste mal nutzt und nach zehn Sekunden „Ah, so geht das!“ sagt und nach zwanzig Sekunden das ideale Setting gefunden hat. Es dauert ein wenig, bis man die Abhängigkeiten der Vitalizer-Parameter verinnerlicht hat. Dabei geht es nicht unbedingt darum, sie technisch zu verstehen. Wir können ja auch die Schwerkraft nutzen, auch wenn wir sie nicht vollends verstehen. Ich würde sagen, dass man schon einige Stunden mit dem Vitalizer Erfahrungen sammeln sollte, um dessen Verhalten einschätzen und zielgerichtet zu Werke gehen zu können, wenn der Mix etwas blass und lustlos, der Drumbus zu patschig und eindimensional oder die Stimme zu stumpf und glanzlos ist.

SPL Vitalizer mk3-T im Dampflok-Look (kurz: “Dampflook”)

Gegenregeln

Drive, Process und Tune konnte ich bei jedem Signal sinnvoll anwenden, wenn ich es im Mix während des Testzeitraums auffrischen wollte (ob es der Mix dann wirklich benötigt, steht auf einem anderen Blatt). Was mir besonders gefällt, ist, dass man es schon darauf anlegen müsste, es stark mit der Bearbeitung zu übertreiben. Die subtile bis mittelkräftige Verbesserung ist das Metier des SPLs, wird es dann doch zu kratzig und zu bissig, kann nicht nur mit Drive, sondern auch mit dem Process- oder dem Frequenzregler nachgebessert werden. Das ist bei der Arbeit mit dem Vitalizer häufig mein Ansatz: Stark zupacken, dann feststellen, mit welchem Parameter am besten gegengeregelt wird.

Der SPL Vitalizer scheint aufzuräumen

Die Vitalizer-Schaltung schafft tatsächlich etwas Magisches, das sich klanglich so einfach nicht erklären lässt. bearbeitet man komplexere Signale, also einen kompletten Mix oder einen Bus, scheint der Prozessor die Signale zu sortieren, geschickter zu positionieren – also irgendwie aufzuräumen. Das Handbuch zum Gerät erklärt die Demaskierung, und tatsächlich scheinen sich Signal- und Mixkomponenten voneinander zu lösen. Und nein: Das ist kein Voodoo/Snake Oil, sondern lässt sich an den Beispielen klar nachvollziehen. Die (echte) Hallplatte gewinnt noch an Tiefe, Klarheit, Lebendigkeit, die Drums insgesamt wirken näher, gleichzeitig satter. Im sehr dichten Songpart, der als Beispiel dient, sind es vor allem die zwölfsaitigen Gitarren, die Horns und die Leslie-Gitarre, die sich bekriegen. Der Vitalizer auf der Summe ist ein Gewinn und schafft vor allem: Klarheit.

Audio Samples
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Plate Return dry/wet (Vitalizer) Drums dry/wet (Vitalizer) Program bypass Program Process A (Vitalizer, Bass Comp) Program Process A, toggle Program Process B (Vitalizer, Bass Comp, LC)

Basskompressor und LC-Filter passen gut ins Konzept

Ein Basskompressor ist immer praktisch. Warum? Nun, unser Gehör löst im Frequenzkeller die Dynamik schlechter auf als in den Mitten – diese Rückschlüsse lassen schon alleine die Robinson-Dadson-Kurven zu, die in den Tiefen näher beieinander liegen. Funktionieren tut er hervorragend und zähmt zuverlässig gerade komplexere Geschehnisse in den Tiefen.


Ein LC-Filter für die Höhen zur Verfügung zu haben, ist ein sehr nettes Add-On. Vor allem, wenn man sich eh schon an die Verschönerung von Signalen macht. Klanglich fühlt man sich an die Höhenbänder von 1073ern erinnert, auch an die RND 551. Wer also den vielbeschworenen seidigen Höhenklang und Feenstaub sucht, der wird hier fündig.

Audio Samples
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LC-Filter On/Off

Basisverbreiterung des Vitalizer mk3-T zum Glück nicht bis in den Tiefbass

Bliebe noch die Stereo-Basisverbreiterung. Sie macht sich sehr gut auf Synthieflächen, Backgroundbussen, Reverb Returns und anderen „Klebern“ im Mix. Auf Summen angewendet ist Vorsicht geboten: Zwar ist Verbreiterung beeindruckend, doch leidet schnell einmal die Mitte dabei. Ein Drumbus verliert schnell einmal an Festigkeit in der Mitte, doch ist das dem Prinzip, nicht SPLs Ausführung anzulasten. Gut: Stereo Spread greift erst ab einer gewissen Einsatzfrequenz, sodass der bange Blick auf das Stereosichtgerät nichtunbedingt nötig ist.

Audio Samples
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Stereo Expander Up and Down

Alternativen zum SPL Vitalizer mk3-T

Alternativen! Sehr witzig! Naja, natürlich sind ältere Vitalizer-Versionen durchaus Alternativen, zumal SPL schon immer ordentliche Built Quality gezeigt hat. Reine Sättigungssysteme wie der Thermionic Culture Vulture, Kerwax Replica, die SSL-, RND- und sonstigen Produkte sowie Multiband-Dynamics sind schlichtweg funktionell anders aufgestellt. Eine echte Alternative sehe ich also nicht – zumal der Neupreis für die aktuelle Version (weiterhin Made in Germany!) wirklich absolut fair ist.

Test des SPL Vitalizer mk3-T: Fazit

Es ist kein Wunder, dass die Vitalizerschaltung wichtiger Bestandteil für SPLs Gründungsmythos ist. Der Prozessor ist so eigenwillig wie nützlich, so flexibel wie eigenständig. Ob auf Einzelsignalen oder Mixes, ob subtil oder „mit Schmackes“, der SPL Vitalizer mk3-T ist wirklich eine Art Wundermittel im Studio. Ich sage es selten so deutlich: Kaufen!

  • Stereoprozessor
  • analoge Vitalizerschaltung
  • Höhenband (Ferritspule)
  • Basskompressor
  • Stereo-Basisverbreiterung
  • Pentodenstufe
  • 19“/1HE
  • hergestellt in: Deutschland
  • Webseite: spl.info
  • Preis: € 1099,– (Straßenpreis am 2.9.2024)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • eigenständiges Konzept
  • angenehmer Lautheitsgewinn
  • Demaskierung funktioniert gut
  • Bass-comp, LC-Filter und Stereo Expander mit an Bord
  • sehr fairer Preis
Contra
  • -
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SPL Vitalizer mk3-T Test
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Profilbild von Raymond Cobben

Raymond Cobben sagt:

#1 - 04.09.2024 um 11:18 Uhr

0

Guten Tag Ich habe mit Interesse den Artikel gelesen und frage mich ob es sinnvoll ist den vitalizer zwischen einem Streamer und Endverstärker zu schalten,zwecks Klangoptimierung. Mit freundlichen Grüßen Raymond Cobben

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #1.1 - 04.09.2024 um 12:15 Uhr

    0

    Hallo Raymond, ganz ehrlich, ich habe da meine Zweifel. Man bringt damit ja das Gefüge durcheinander, das der Mixing- und vor allem der Mastering-Engineer austariert hat. Außerdem müsste man ihn zur Optimierung stetig nachregeln. Auf der anderen Seite: Radiostationen (und wohl eben auch Streamingdienste) benutzen Prozessoren, die in erster Linie die Dynamik/Lautheit kontrollieren und manchmal auch so etwas wie einen leichten Signature-Sound generieren (typisch waren Orban Optimods…). Bei Stremingdiensten, die psychoakustisch reduziertes Material ausspielen, würde der Vitalizer demaskieren wollen, dann stellt man aber fest, dass genau die maskierten Materialanteile fehlen – denn so arbeiten die ganzen Reduzierer (à la MP3) nun mal. Ich würde sagen: eher nein. Aber dennoch kann man es natürlich ausprobieren. Beste Grüße, Nick Mavridis

    Antwort auf #1 von Raymond Cobben

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