Spotify CEO Daniel Ek sorgt mal wieder für mächtig Wirbel, indem er behauptet, dass die Erschaffung von Inhalten so gut wie nichts kostet. Außerdem fragt er sich wie es kulturelle Werte und Inhalte schaffen, die Jahrhunderte zu überstehen.
Foto von Sven Rosswog
Zusammengefasst: Daniel Eck auf Spotify
Spotify CEO Daniel Ek sorgt mal wieder für Schlagzeilen. Am 29.05.2024 veröffentlichte Daniel Ek einen X/Twitter Post mit folgendem Inhalt, den ich hier zusammenfasse.
Daniel Ek ist der Meinung, dass die Kosten für die Erstellung von Inhalten gegen Null gehen. Er fragt sich, warum manche Inhalte im kollektiven Gedächtnis der Menschheit erhalten bleiben und andere nicht. Er stellt sich die Frage, woran sich die Menschheit in 1000 Jahren erinnern wird, wenn sie an unsere Zeit zurückdenkt.
Am 02.06.2024 entschuldigte er sich für seine Äußerungen, da sie viel Aufregung verursacht haben. Er betont, dass er nicht den Einsatz von Zeit und Mitteln abwerten wollte, die notwendig sind, um Inhalte zu erschaffen. Aus seiner Sicht hat billiges Equipment dafür gesorgt, dass wir mit Inhalten überschwemmt werden und sich die Frage stellt, was davon erhaltenswert sei.
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In den Kommentaren machen sich die Leser Luft und unterstellen Daniel Ek mit Spotify ein Geschäftsmodell erschaffen zu haben, dass nicht Musik unterstützt. Daniel Ek wird als weltfremder Milliardär eingestuft und Spotify als ein Kapitel in der Menschheitsgeschichte bezeichnet, an das man sich in der Zukunft nur mit Scham erinnern wird. Warum ist das so?
Daniel Ek: Inhalte zu erschaffen kostet so gut wie nichts
Die größte Empörung löste der Satz aus, dass die Kosten für die Erstellung von kulturellen Inhalten / Content nahezu bei Null liegen und das ist verständlich. Selbst Freeware ist nicht umsonst, weil ein Computer und Internetzugang benötigt wird, um diese nutzen zu können.
Den Lesern von Bonedo muss man die Wertschöpfungskette der Musikindustrie nicht erklären. Der Ausdruck Industrie verdeutlicht, dass es um Geld geht und obwohl viel billiges Equipment auf dem Markt ist, wird man in keinem Industriezweig hochwertiges Equipment preisgünstig erwerben können, auch nicht in der Musikindustrie. Das die Produktionskosten von Inhalten gegen null tendieren, ist nicht haltbar. Es mag sein, dass Equipment zum Teil billiger geworden ist, aber Dienstleistungen von Profis kosten Geld und nur die wissen oftmals wie man das Equipment richtig bedient. Wird durch billiges Equipment der Markt mit Inhalten überflutet? Das mag stimmen, aber gleichzeitig bietet Spotify dafür die perfekte Plattform, weil dort täglich über 100 000 neue Songs veröffentlicht werden.
Daniel Ek und das kulturelle Erbe
Daniel Eks Sorge um erhaltenswerte kulturelle Inhalte scheint vielen Lesern sauer aufzustoßen, weil er als Teil einer Bewegung wahrgenommen wird, die kulturelle Inhalte entwertet. Seine Sorge ist nicht unberechtigt, aber sie kommt vom Spotify CEO. Diese Plattform zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass sie Geld verdienen möchte, und das geschieht nicht zum Vorteil der Musiker, deren Werke sie anbietet. Musiker tragen wesentlich zum kulturellen Erbe der Menschheit bei. Aber kann Spotify die Interessen dieser Musiker schützen?
Die Texte zum Thema Spotify sind auf Bonedo leider alles andere als schmeichelhaft und erwecken nicht den Eindruck als stünde Spotify an der Spitze einer gesunden kulturellen Wertschöpfungskette. Auf Bonedo haben wir darüber berichtet, dass Daniel Ek in Kriegstechnologie investiert. Wie passt das mit erhaltenswerten Kultturgut der Menschheit zusammen? Wenn Musiker wenig Geld verdienen sollen sie doch einfach mehr arbeiten, stammt auch von Daniel Ek und in dieser Ansage schwingt nicht viel Respekt für Content Creator mit. Seit 2024 gibt es bei Spotify erst ab 1000 Streams Geld, was das Leben für Kulturschaffenden nicht einfacher macht. Wir berichteten über eine Dokumentation, welche die unfaire Gewinnausschüttung bei Spotify offenlegte. In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Artikel von Bondeo-Autor Leon Kaack verweisen, der sich bereits 2019 die Frage stellte, ob Spotify fair gegenüber Künstlern ist.
Wer erhaltenswerte Kulturgüter schaffen will, muss etwas dafür tun. Dazu gehört auch eine faire Verfügung für diejenigen, die Kulturgüter erschaffen. Viele Leser auf X/Twitter sind wohl der Meinung, dass Daniel Ek in erster Linie den Interessen von Spotify dient und nicht der Kultur und Künstlern.
Links
Daniel Ek X/Twitter Post vom 29.05.2024
Daniel Ek X/Twitter Post vom 02.06.2024
Daniel Ek investiert in Kriegstechnologie
Daniel Ek: Wenn Musiker wenig Geld verdienen, sollen sie mehr arbeiten
Spotify: Ab 1000 Streams gibt es Geld
Ulf sagt:
#1 - 04.06.2024 um 17:51 Uhr
Es ist doch ganz einfach: Wenn man schon einen Streaming-Dienst nutzt, sollte man einen wählen, der mehr als Spotify an die Künstler ausschüttet. Die gibt es eindeutig. Wem das noch nicht als Argument für den Streaming-Dienst-Wechsel reicht: Schaut euch die Doku „Dirty Little Secrets" des Bayerischen Rundfunks an. Und dann nichts wie weg von Spotify.