„Man kann nicht alle drei bis vier Jahre einmal Musik aufnehmen und denken, dass das ausreicht.“ Der CEO von Spotify, Daniel Ek, redet im Interview mit MusicAlly über das Einkommen von Künstlern auf Spotify und Podcasts. Mit manchen Aussagen eckt er dabei durchaus an.
Die Nutzer- und Nutzungszahlen sind bei Spotify während der Pandemie gestiegen. 27% mehr Abonnenten und 29% mehr aktive Nutzer im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 sprechen für sich. Dass die Künstler von den höheren Umsätzen nicht profitieren, obwohl viele Einkommensquellen weggefallen sind, stößt dabei sauer auf. Die Erlöse durch Streams auf Spotify sind nach wie vor niedrig und nur ein kleiner Teil der Musiker kann davon leben. Vor allem im Vergleich zu anderen Plattformen zahlt Spotify wenig.
Die Auszahlung pro Stream hängt von mehreren Faktoren ab, etwa vom Genre oder ob der abgespielte Song von einem User mit Abo oder ohne Abo angehört wurde. Die im oberen Bild gezeigten Werte sind Durchschnittswerte. Um den monatlichen Mindestlohn bei einer 40/Stunden in Deutschland zu erreichen (1.538 EUR), müsste demnach ein Lied knappe 500.000x abgespielt werden. Solche Werte erreichen nur wenige Künstler.
Wir haben einen Vergleich zwischen den verschiedenen Streamingplattformen durchgeführt.
Das Erfolgsgeheimnis für Musiker*innen liege laut Ek allerdings nicht bei höheren Auszahlungsraten, sondern bei einem höheren Output der Künstler: “Man kann nicht alle drei bis vier Jahre einmal Musik aufnehmen und denken, dass das ausreicht”. Stattdessen sollten Künstler regelmäßiger Musik aufnehmen und veröffentlichen, um im Streaming-Geschäft erfolgreich zu sein. Ek sagt dazu “Ich habe wirklich das Gefühl, dass diejenigen, die beim Streaming nicht gut abschneiden, überwiegend Leute sind, die Musik so veröffentlichen wollen, wie sie früher veröffentlicht wurde.”…”es geht darum, einen kontinuierlichen Dialog mit den Fans zu führen.” Schon recht starke Worte, da Musik als Kunstprodukt nicht einfach auf dem Laufband produziert werden kann. Dass Ek selber über vier Milliarden USD schwer ist und sich mit Spotify eine goldene Nase verdient, während er noch nie ein eigenes Album herausgebracht hat, stößt viele Nutzer auf Twitter sauer auf. Ein Mitglied der Band Portishead, die monatlich über 1.7 Millionen Streams verzeichnen, machte seinen Ärger öffentlich.
How dare this c**t tell us how to make our music! https://t.co/jdhkmmOOcW. Id like us all to stop him having any of it.Fucking outrageous. pic.twitter.com/uBUAtvKBh3
— adrian utley (@adrianutley) August 1, 2020
Ähnlich reagierte ein Bandmitglied einer kleineren Band.
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It’s probably true, but for the opposite reason than he thinks… Like – if you spend all your money making a record, and then don’t make enough to recoup the cost then you need to work another job for 3-4 years to save up to make another. https://t.co/coyyV5c6C8
— Jim Moray (@jimmoray) July 31, 2020
Größerer Fokus auf Podcasts
Podcasts erleben derzeit eine Hochphase auf Plattformen wie Spotify, Audible und Youtube. Aktuelle Zahlen belegen den Anstieg auch: Anfang 2020 machten Podcasts 29 Milliarden USD der Marktkapitalisierung von Spotify aus, mittlerweile sind es rund 50 Milliarden USD. Ek überrascht dieser Anstieg nicht, da im Strategie-Papier von Spotify ganz klar “audio first” beschrieben wird. Damit ist eben nicht nur Musik gemeint, sondern alle Inhalte die auch im Radio laufen. “Dieser Markt ist ein viel größerer und adressierbarer Markt, als nur der Musikmarkt.” Erst kürzlich verpflichtete Spotify mit Joe Rogan einen der größten Podcaster. 100 Millionen USD zahlt der schwedische Streamingdienstanbieter für die Exklusivrechte am Joe Rogan Podcast.
Das ganze Interview gibt es unter diesem LINK.
Hans sagt:
#1 - 15.08.2020 um 02:59 Uhr
"Spotify-CEO sagt, Musiker sollten einfach mehr arbeiten"
- das hat er nicht gesagt"Um den monatlichen Mindestlohn bei einer 40/Stunden in Deutschland zu erreichen (1.538 EUR), müsste demnach ein Lied knappe 500.000x abgespielt werden. Solche Werte erreichen nur wenige Künstler."
- 80% der Künstler, die diese Zahlen erreichen, haben die jeweiligen Songs bei Labels unter Vertrag. Dann bekommen sie in der Regel maximal 50% davon, eher deutlich weniger. Dementsprechend sind nicht nur die Zahlen wichtig, sondern auch wie sie zustandekommen. Man kann es eigentlich gar nicht an Streaming-Zahlen festmachen, ob jemand über dem Mindestlohn ist oder nicht. Auch nicht, weil dabei Merchandise, Live-Auftritte, Licensing für Werbung etc. außer Acht gelassen werden."Die Erlöse durch Streams auf Spotify sind nach wie vor niedrig und nur ein kleiner Teil der Musiker kann davon leben."
- es konnte schon immer nur ein kleiner Teil der Musiker von Musik leben. Und heute sind es deutlich mehr, als früher. Tatsächlich rettet Streaming die Musikindustrie."Schon recht starke Worte, da Musik als Kunstprodukt nicht einfach auf dem Laufband produziert werden kann."
- wieso nicht? Die meisten Künstler haben einen ziemlich großen Output. Es geht auch mehr darum, lieber regelmäßig einzelne Songs zu veröffentlichen, statt eben alle paar Jahre ein Album mit 20 Songs.Spotify sollte schon mehr an die Künstler zahlen, doch die Leute müssen auch bereit sein, mehr im Monat für ein Musik-Abo auszugeben.