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Spotify-Protest: Rockband veröffentlicht Album mit 1.000 Songs die 30 Sekunden lang sind

The Pocket Gods

© Brad Wigglesworth
© Brad Wigglesworth

Warum lange Songs schreiben bei gleicher Bezahlung? 

Aus diesem Grund haben beschlossen, ein neues Album mit Songs zu veröffentlichen, die alle um die 30-Sekunden-Marke herum angesiedelt sind. Inspiriert wurden sie dabei von einem Artikel des New Yorker Musikprofessors Mike Errico in “The Independent”. In diesem wird die These aufgestellt, dass die Methoden von Spotify das Ende des dreiminütigen Popsongs bedeuten könnte (Songs werden noch kürzer).
“Ich sah den Artikel und dachte: ‘Warum längere Songs schreiben, wenn wir schon für 30 Sekunden so wenig Geld bekommen?'”, so The Pocket Gods-Frontmann Mark Christopher Lee. Zwei Titel des Albums sind dabei passend gewählt: ‘Nobody Makes Money Anymore’ und ‘0,002’. Letzterer bezieht sich auf die Vergütung von 0,002 Euro pro Stream. Dazu sagte Lee: “Früher bekamen wir 0,007 pro Play, immer noch ein Hungerlohn, aber das scheint gekürzt worden zu sein, seit Spotify den Joe Rogan Experience-Podcast für 100 Millionen Dollar gekauft hat.”
Zum Entstehungsprozess des Albums fügte Lee hinzu: “Wir haben 1.000 Songs geschrieben und aufgenommen, von denen jeder etwas über 30 Sekunden lang ist. Der längste ist 36 Sekunden lang. Es soll das Bewusstsein für die Kampagne für faire Tantiemen erhöhen”. 2015 haben The Pocket Gods schon einmal so eine Aktion gebracht. Unter dem Namen ‘100×30’ haben sie damals den Rekord für die meisten Songs in einem digitalen Album geholt – 100 Songs zu je 30 Sekunden. Die Band hat seit 1998 unglaubliche 74 Alben veröffentlicht. 

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Album mit 0:29 Minuten langen Songs

Gegen den Trend stemmte sich hingegen der deutsche Sänger Valentin Hansen mit ‘Crisis’. Dieser veröffentlichte ein Album mit 30 Songs, bei dem jeder Track genau 0:29 Minuten lang ist. Genau genommen hat Hansen seine Songs einfach zerstückelt, um unter die magische Grenze der 30 Sekunden zu kommen. Damit möchte er ebenfalls das aktuelle Modell kritisieren. Gennant hat er das Album ‘The Worthless Album’.  

“Langweilige Musik” wird gefördert

Der deutsche Pianist und Komponist Nils Frahm kritisierte bei einem Interview mit dem britischen Magazin The Independent” die Streaming-Algorithmen stark. Demnach fördern Streaming-Anbieter wie Spotify “funktionale” und “langweilige Musik”. Die Musik soll nicht zu aufregend oder untypisch sein, da bei “drastischer Musik” die Leute schnell wegdrücken. Das merkt sich der Algorithmus und schmeißt die Lieder aus den Songvorschlägen und Playlists. Wenn ein Lied allerdings von der Art zu anderen passt, fällt es nicht so auf und kann daher gut im Hintergrund weiterlaufen. Vor allem längere Tracks fassen in Playlists schwer Fuß. Eine 12-minütige Piano-Komposition von Frahm wird in einer Filmmusik-Playlist mit durchschnittlich 5-Minuten-Liedern kaum berücksichtigt werden.
Nils Frahm ist das egal. Seine Lieder werden so lange wie sie eben werden sollen. Er möchte seine Musik nicht von den neuesten Algorithmen abhängig machen. Das Medienformate Einfluss auf das Arrangement von Musik haben ist allerdings kein Phänomen des Streamingzeitalters. 

© Nils Frahm
© Nils Frahm

Entwicklung zu kürzeren Songs nicht neu

Das Songs kürzer werden ist in der Popmusik schon seit vielen Jahren zu beobachten. Wann war das letzte mal ein Song über fünf Minuten auf Platz 1? Der Technikkonzern Samsung hat eine Studie zur Aufmerksamkeitsspanne veröffentlicht. Demnach gibt der durchschnittliche Hörer einem Song acht Sekunden Zeit um ihn zu bewerten. 2000 waren es noch zwölf Sekunden. Also bleibt keine Zeit für lange Intros mehr. Die meisten elektronischen Tracks sind da noch in ihrem ersten 16-Takten-Loop gefangen, ehe schon der Zeigefinger auf “weiter” schielt. 1988 war der Spitzensong in den britischen Charts durchschnittlich 4:16 Minuten lang. Heute sind es nur noch 3:03 Minuten. 
Spotify ist sicherlich nicht der Alleinschuldige an dieser Entwicklung. Das Medium spielte seit jeher eine Rolle für die Länge von Songs und Alben. Bei Schallplatten liegt die Spieldauer in der Regel bei rund 30 Minuten. Bei CDs ist das Maximum 74 Minuten. Für das Radio werden entweder eigene Versionen veröffentlicht oder die Lieder gleich auf drei Minuten angepasst.  

Spotify ist in der Bredouille

Das Thema um die geringe Auszahlung bei Streaminganbietern ist nicht neu und wird regelmäßig diskutiert. Spotify ist aktuell nicht nur deshalb im Kreuzfeuer. Derzeit gibt es eine rege Diskussion aufgrund von fragwürdigen Inhalten in Podcast Folgen. Da der größte Podcaster der Welt Joe Rogan Gäste eingeladen hatte, die Falschinformationen zur Corona-Impfung teilten, gab es große Kritik von Neil Young. Dieser entschied sich dann seinen kompletten Songkatalog von der Plattform zu nehmen. Dazu äußerten sich auch Rogan und Spotify-CEO Daniel Ek. Mittlerweile folgten ihm unter anderem Joni Mitchell, India Arie, David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash. 

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© Brad Wigglesworth

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