Praxis
Die Gitarre liegt mit ihrem C-Profil gut in der Hand und entlässt im unverstärkten Zustand einen recht ausbalancierten Klang, also einen neutralen Ton ohne einen besonders drahtigen Bass oder sehr brillante Höhen. Die Ansprache ist gut und auch die werkseitige Voreinstellung von Halsneigung und Saitenlage geben keinen Grund zur Beanstandung. Die Bünde müssen etwas eingespielt werden, damit Bendings und Vibratos weich von der Hand gehen, aber das ist in dieser Preisklasse nicht anders zu erwarten. Bei der Elektronik gibt es auch nichts zu meckern, alle Schalter funktionieren ohne tote Punkte und die Potis sind kratzfrei.
Es geht wie immer los mit den Cleansounds, wofür ein Tweed Deluxe zum Einsatz kommt. Der Amp läuft über eine 1×12 Box mit Celestion Alnico Blue Speaker, der mit einem Beyer Dynamic M-160 abgenommen wird.
Ich habe folgende Abkürzung für die Pickup-Kombinationen gewählt:
1 – Bridge PU
2 – Bridge & Neck PU
3 – Neck PU
H – Humbucker
T – Coil Tap
S – Serial
P – Parallel
1T-S bedeutet dann: Neck Pickup mit Coil Tap und seriell geschaltet.
Im ersten Beispiel hört ihr die drei Pickup-Kombinationen immer einmal im Humbucker-und dann im Coil-Tap-Mode. Beim zweiten Beispiel sind beide Pickups im Humbucker-Mode aktiviert, einmal in serieller und dann in paralleler Verschaltung.
Die beiden Humbucker liefern in der normalen Einstellung einen satten, mittenbetonten Sound mit ordentlichem Ausgangspegel, der etwas über dem eines eher Vintage-orientierten Humbuckers liegt. Die Coil-Tap-Sounds sind dann entsprechend drahtiger, aber im Pegel nicht extrem schwächer, sodass man auch bei Cleansounds beide Varianten problemlos ohne zusätzliche Lautstärkeanhebungen nutzen kann. Somit ist im Cleanbereich eine große Bandbreite von schlanken Sounds für knackige Rhythmus-Passagen machbar, die man über Coil-Tap oder parallele Verschaltung erzeugen kann, bis zu warmen Humbucker-Sounds mit einem kräftigen unteren Mittenbereich. Bei den dünneren Sounds geht es dann eher in die Richtung des typischen kantigen und drahtigen Tons, den man von der Jaguar kennt. Hier sind zwei Beispiele, einmal mit Coil-Tap und dann mit dem Hals-Pickup im Humbucker-Mode und mit zurückgenommenem Tone-Poti.
Jetzt kommen wir zu den Overdrive-Sounds und als Zerrgenerator dient nun ein Walrus Audio Ages vor dem Tweed Deluxe Amp. Auch hier geht es dank der Schaltungsmöglichkeiten recht vielfältig zur Sache, aber man merkt schon leicht, dass es unter der Lupe betrachtet mitunter etwas pappig klingt, vor allem bei den Coil-Tap und Parallelschaltungen.
Für die etwas höheren Zerrgrade werden Amp und Overdrive nun gewechselt. Ein Sovtek MIG-50H mit einer Marshall 4×12 Box (Celestion G12M) ist im Einsatz, die Box wird mit einem Neumann TLM-103 abgenommen und als Overdrive dient ein Vertex Ultraphonix, der sehr gut auf dynamische Spielereien an der Gitarre reagiert. Die werden auch von den Pickups entsprechend übertragen, allerdings nicht in der ganz großen Auflösung. Aber von einer Gitarre mit einem Verkaufspreis von unter 400 Euro darf man auch nicht das komplette Klangwunder erwarten. In Bezug zum Preis ist die Performance absolut in Ordnung. Bei Mid-Gain-Sounds lässt sich einiges über den Anschlag steuern und die Pickups übertragen die Unterschiede in der Anschlagstärke, der Anschlagsposition und ob mit Finger oder Pick gespielt wird. Hier hört ihr verschiedene Beispiele zum Einsatz der Dynamik und der Reichweite des Volume- bzw. Tone-Potis. Im letzten Beispiel sind die vier Variationen des Steg-Pickups zu hören: Humbucker seriell, Humbucker parallel, Coil Tap parallel, Coil Tap seriell.
Nun geht es an die hohen Zerrgrade und im Gegensatz zu einer normalen Jaguar hat unser Testmodell auch in diesem Genre einiges zu sagen. Die Humbucker sorgen mit ihrer leicht erhöhten Ausgangsleistung für einen kernigen Zerrsound, der wie erwartet nicht drastisch modern ausfällt und mit scharfen Höhen aufwartet, sondern mit einer klaren Mittenbetonung. Es wird auch dann nicht zu bissig, wenn die Höhen an Amp oder Distortion etwas weiter aufgedreht werden. Die Auflösung ist in Ordnung, allerdings mit Luft nach oben. Trotz der kurzen Mensur von 610 mm lassen sich Downtunings gut realisieren und auch bei Drop C (Bsp. 2) hat die tiefe E-Saite noch ausreichend Spannung.
Zum Abschluss hört ihr die Squier Contemporary Jaguar HH noch im Bandarrangement mit Drums und Bass, am Anfang im Coil-Tap-Mode und bei den High-Gain-Parts selbstverständlich im Humbucker-Mode (seriell).