Praxis
Direkt aus dem Karton präsentiert sich die Squier Paranormal Toronado mit flacher Saitenlage und leichter Bespielbarkeit. Dabei ist die Beschaffenheit und Abrichtung der Bünde besonders positiv hervorzuheben, denn das erlebt man in dieser Preisklasse auch häufig anders. Der hochglanzlackierte Hals mit seinem C-Shape liegt ansonsten angenehm und insgesamt unauffällig in der Hand. Mit ihren knapp 3,5 kg hängt die Gitarre relativ ausgewogen am Gurt und auch im Sitzen spielt sich unsere Probandin bequem. Im Grundklang offenbart sie einen spritzigen Grundton mit einer schnellen Ansprache. Bei dieser kürzeren Mensur empfinde ich Saiten in den Stärken .009-.042. allerdings als etwas suboptimal. Dabei vermitteln insbesondere die Basssaiten ein etwas schwammiges Spielgefühl und sie reagieren in Sachen Intonation auch empfindlicher auf einen härteren Anschlag. Aber hier sind bekanntlich die Geschmäcker verschieden. In der ersten Kennenlernphase musste ich trotz ausgiebigen Dehnens der Saiten das Instrument relativ häufig nachstimmen. Auch wenn sich dieser Umstand nach einer gewissen Zeit besserte, könnte ich mir vorstellen, dass ein Upgrade der Tuner längerfristig gesehen eine lohnenswerte Investition darstellen würde.
Für den heutigen Praxischeck stehen mit einem Fender Silverface Bassman, einem Vox AC15 und einem Marshall Mini Silver Jubilee drei klassische Amps parat. Alle Amp-Signale laufen dabei über eine Universal Audio OX Box, die verschiedene Speaker-Simulationen für die Amps bereitstellt.
Wir starten, wie gewohnt, mit einem Cleansound des Fender Bassman. Dabei hören wir zunächst eine Bestandsaufnahme der drei Pickup-Einstellungen, beginnend mit dem Halstonabnehmer.
Interessant, denn die Humbucker präsentieren sich mit einem eher gemäßigten Output, was im Besonderen für den Doppelspuler am Hals gilt, der insgesamt ein weiches und gedecktes Höhenbild offenbart, ohne dumpf zu klingen. Dabei tendiert er mit seinem geringen Output schon in die Richtung eines Vintage-PAFs. Der etwas höhere Output des Stegpickups wirkt sich ansonsten auf die ebenfalls angenehm klingende Kombination aus beiden Tonabnehmern keinesfalls negativ aus. Auch wenn der Kollege am Steg schon die für seine Position typischen Mitten mitbringt, hätte ich ehrlich gesagt bei diesem Modell einen etwas schärferen und raubeinigeren Sound erwartet. Der tendenziell eher weichere Humbucker-Ton, den man hier geboten bekommt, macht im Clean-Channel auf jeden Fall eine gute Figur. Hier kommen zwei weitere Hörbeispiele mit beiden Pickups und dem Halstonabnehmer.
Weiter gehts auf dem Vox-Amp, der vorerst einen moderaten Crunch-Sound erzeugt. Nach der ersten Bestandsaufnahme zum Sound der Pickups ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie in Overdrive-Gefilden nicht übermäßig bissig ausfallen. Hier kommt ein Beispiel mit aktiviertem Steg-Humbucker.
Auch verzerrt weiß der Humbucker am Hals zu gefallen. Mit weit aufgerissenem Vox-Amp lässt sich beispielsweise ein wirklich authentischer Blues-Rock-Sound kreieren, der Erinnerungen an die britischen Klänge der 60er Jahre weckt.
Es folgt eine weitere Bestandsaufnahme der Pickups am zerrenden Vox-Amp. Wie man vor allen Dingen im letzten Abschnitt des Hörbeispiels am Steg-Pickup hören kann, lässt sich per Anschlag der Zerrgrad gut steuern. Auch das Volume-Poti offenbart einen sehr gleichmäßigen Verlauf und erlaubt so eine gute Dosierung der Zerrintensität.
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Zu guter Letzt hängt die Gitarre auch noch am Marshall-Amp. Auch mit einer Schippe mehr Gain macht der Steg-Pickup eine gute Figur und sorgt für ein kerniges Rockbrett. Ich habe abschließend auch noch einen kleinen Demosong im Pop-Punk-Style der 90er Jahre aufgenommen. Dafür kamen alle drei erwähnten Amps zum Einsatz. Vor dem Bassman hing außerdem noch ein Overdrive-Pedal. Auch hier liefert die Toronado sehr überzeugend ab.