PRAXIS
Umfangreiche Optionen, einfache Bedienung
Die Installation und Einrichtung des SSL18 war schnell erledigt. Das Verständnis des voll aufgeblasenen Monitor-Mixers erforderte zwar einen kurzen Moment Denkkraft, erschloss sich dann aber schnell von selbst. SSL orientiert sich klar an einem “klassischen Mischpult”, was Funktionen einfach und intuitiv nutzbar macht. Andererseits wird einem auch nicht die volle “digitale Flexibilität” geboten.
Zum Vergleich: Universal Audio setzt das Monitoring mit Preamp-Funktionen, Mixer, Mirror-Outs und Send/Cue/Aux ähnlich um – und kostet bereits ein Vielfaches. Auch RME ist teuer, vergleichsweise aber “Tontechniker-flexibler”, weil als vollständiger Matrix-Mischer gehandhabt – was für manch einen aber auch auf Kosten der Übersichtlichkeit geht, weil die Oberfläche technisch und wenig “Rock’n’Roll” wirkt.
Mich hat mich das jedoch nie gestört, im Gegenteil ich fand es logischer. Aktuell nutze ich selbst auch wieder ein RME als Danteface in Verbindung mit meinen beiden Apogee Symphony. Anders ausgedrückt: Funktionen, die nur wenige oder gar selten benötigt werden, sind beim SSL möglicherweise nicht vorhanden. Gut gelöst von SSL ist indes, dass die Nutzung des Monitor-Mixers nicht zwingend erforderlich ist.
To mirror, or not
Wird der I/O-Mode aktiviert sind die physischen Eingängen direkt den virtuellen Eingänge zugeordnet. Gleiches gilt für die Ausgänge, mit einer Ausnahme: die rückseitigen Ausgänge 7/8 und 9/10 sind dann mit den Kopfhörer-Ausgängen A und B verbunden.
Für dich ausgesucht
Die Kopfhörer sollten demnach nicht als zusätzlich Wandler betrachtet werden – obwohl sie alternativ mit dem Out- 1/2 gespiegelt werden können. Was ich sagen möchte: es scheint kein unbedingt technisches Problem, sondern eher eine Software-Limitierung.
Ansonsten sind im Mixer die beiden HP-Outs als jeweils ein Send verfügbar, hinzu kommt ein dritter “Cue-Send/Aux” für den Line-Out 3/4. Der entfällt jedoch wieder, wenn ein Alt-Speaker genutzt wird – warum auch das so exklusiv gehandhabt wird, erschließt sich mir nicht.
Vergleichbares gilt für den Ausgang 5/6, der aktuell gar nicht direkt aus dem SSL-360-Mixer angesprochen werden kann. Eventuell ändern sich diese Sachverhalten mit einem Software-Update – immerhin erfolgte mein Test bereits vor dem offiziellen Release und unter etwas Zeitdruck. Ich habe mich deswegen auch gegen neue Audios entschieden und präsentiere euch an der Stelle auch die Audios des SSL12 – welches fast identisch ist, auch von den Cue-Wegen – es hat halt vor allem einfach nur weniger Eingänge.
Keine virtuelle Null
Auch nicht schlimm, mann sollte es nur wissen: Die Preamps bleiben selbst bei Line-In-Pegel aktiv und können nicht richtig bzw. schnell auf „Null“ gesetzt werden, was Stereo-Pegelanpassung von Synths und Outboard schon fummeliger macht. Die Gain-Regler sind weiterhin analog und damit ausschließlich am Gerät einstellbar. Vergleichbares gilt für den Hauptlautstärkeregler sowie die beiden Kopfhörer-Lautstärkeregler.
Alternativen und Erweiterungen
Das SSL18 und auch das SSL12 bieten beide wirklich jede Menge guter Preamps und Wandler für einen vergleichsweise kleinen Preis pro Kanal an. Fast wie bei den alten Alpha-Links MADI/ADAT. In guter Tradition haben die SSL Interfaces deshalb auch ADAT I/Os am Start und können so miteinander flink verbunden werden. Eine echte USB-Kaskadierung ist allerdings nicht möglich.
Ohnehin sind die neuen SSL Puredrive Preamps zur Erweiterung noch besser geeignet, wobei auch diese per USB-C mit dem Rechner direkt verbunden werden können. Just in Case. Die SSL Preamps Puredrive Quad und Octo verfügen auch über umfangreichere Preamp-Optionen, darunter die Sound-Modi Clean, Classic Drive und Asymmetric Drive sowie das stufenlose Low-Cut und bessere Insert-Optionen. Von den zusätzlichen AES/EBU I/OS ganz zu schweigen. Über mehr Gain und Qualität verfügen sie auch – und Upgraden damit bestens ein SSL18 – das entsprechend einen Clock-Ausgang mitbringt. Wer beispielsweise Drums aufnehmen will, wird kaum bessere Preamps für weniger Geld finden!
Dennoch sei auch gesagt: das MOTU 828 (2024) bringt jede Menge gutes Features für einen vergleichbaren Preis. Das USB-C Audio-Interface bietet reichlich I/OS (28/32), das besseres Immersiv-Monitoring bis 7.1.2 sowie zusätzlich auch ein paar einfache DSP-Effekte. Es bietet jedoch auch nur zwei Preamps. Die Hardware sieht außerdem einen Ticker cooler aus, bei der GUI der Software hat wiederum SSL die Nase vorn. Die SSL-Wandler lösen außerdem einen Ticken präzise und neutraler auf, wie ich finde.