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SSL BiG SiX Test

Praxis

Tolle Bedienbarkeit, klasse Sound!

Abseits der vielen und besonderen Extras, die durchaus etwas Einarbeitung in den spezifischen Signalfluss verlangen, ist das SSL BiG SiX grundsätzlich einfach und intuitiv bedienbar – im Gegensatz zum dem durchaus vergleichbaren, älteren X-Desk bzw. X-Panda.
BiG SiX ist selbsterklärend gelayouted, mit reichlich Platz zwischen den vielen Reglern. Und die vielen Taster sind der Wichtigkeit ihrer Funktion nach entsprechend groß designed. Es klingt crisp, offen und hat ordentlich Punch.

Unnötiger Purismus – Ja und Nein

Die kleinen Taster am Pult sind überwiegend da, um Elemente wie EQ, Compressor und Cue/Sends aus dem Signalpfad zunehmen. Laut Handbuch soll das noch puristischere Signalpfade ermöglichen. Da das Pult allerdings so schon wirklich clean sowie mit üppig Headroom gesegnet ist, finde ich diese Überambition etwas skurril – sie tut aber auch keinen weh, zumal die Taster als Bypass genutzt werden können – ob man dies bei einem fixen 3-Band EQ unbedingt braucht, steht auf einem anderen Blatt.

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Trotzdem verwundert mich der Sachverhalt, zumal anderes Features auf meiner Wunschliste weiter oben sortiert gewesen wären. Ich empfinde den Mangel an Inserts in den Stereo-Channels beispielsweise bedauernswert. Störend ist der Umstand vor allem im Zusammenhang mit dem fest verbauten Interface, da Outboard so nicht einfach fix vor die Eingänge gehangen werden kann, weil man ja eben auch nicht vorher an die D/As des Channels gelangt – analoge Direct-Outs gibt es keine. Insofern macht Big Six deswegen für mich nur in Verbindung mit dem eingebauten Interface Sinn, in Kombination mit anderen Interfaces reduziert sich der Mehrwert deutlich.

Man sollte das Paket also als einheitliches Ganzes betrachten – und das ist dann absolut gelungen, nur eben nicht für jeden gleichermaßen. Das ist nicht negativ gemeint, denn spinnt man die Wunschliste beliebig weiter landet man irgendwann wieder bei einer SSL Duality … BiG SiX ist meines Erachtens nach zunächst besonders für ambitionierte Home-Producer gedacht, Singer/Songwriter die gern auch etwas technisch-versierter arbeiten sowie überwiegend akustische Instrumente aufnehmen und den ein oder anderen Synthesizer, Drum Machines bzw. Keys ihr eigen nennen. Für den Techno-Nerd gibt es sicherlich komplexere Lösungen mit mehr Performance-Möglichkeiten, mehr Aux-Sends, mehr Inserts, mehr Direct Outs – auch ohne eingebautes Interfaces. Und sicherlich alles auch für weniger Geld. Ob das dann aber auf den selben hohen Niveau ist, mag ich stark bezweifeln – zumal man mit dem BiG SiX durchaus performen kann.

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Pragmatische Kompressionsmöglichkeiten

Die eingebauten Kompressoren in den Monos sind gut und besonders für dezente Verdichtungen beim Recording hilfreich. Der One-Knob-Ansatz ist gelungen, zielführend und verwirrt die avisierte Zielgruppe nicht mit Parametern unnötig, die man gern schnell sehr falsch einstellen kann. Andererseits fehlt hin und wieder Feinregulierung, was man bei den Audiobeispielen gut bei den F-Lauten von Tafara hört. Der Kompressor arbeitet in diesem Fall die Fehlerchen etwas unschön heraus – gibt dem gesamten Signal dennoch aber eine tolle Dichte. Anders formuliert: Für Live ist der Big Six Comp auch stärker angefahren solide nutzbar, im Studio sollte man abwägen. 

Audio Samples
0:00
SM7B – Compression & EQ SM7B – EQ only SM7B – Flat UT FET47 – Compression & EQ UT FET47 – EQ only UT FET47 – Flat

Ähnliches gilt für den Bus-Compressor im Master, wobei mir dessen etwas größerer Spielraum – auch dank hinzugekommen Auto-Release – besser gefällt. Im Studio-Kontext kann man ihn deutlich härter anfahren und seinen Charme gebührend nutzen. Einen Mangel an weiteren Settings empfinde ich nicht störend. Ferner gibt es im Master noch einen Insert, falls es eines Tages doch nach mehr Kontrolle und Flavour durstet. Den Bus-Compressor kann man dann immer noch praktikabel verwenden, auch auf einzelnen Tracks als „Pseude-Insert“– entweder über die Cue1 als auch via Bus B und den Summing Input realisiert. 

Trickkiste Deluxe

Kleine Tricks gibt es auch in den Channels selbst. Die Stereos verfügen über einen eigenen Gain, den man in Verbindung mit den Wandler nutzen kann, sodass man diese durchaus schick crunchen kann, bevor man sie wieder mit dem Fader herunterregelt. Die Stereos lassen sich so ohne weiteres Dual-Mono nutzen, man verliert hier also nicht einen Kanal. Auch die Cues lassen sich dank des Panorama-Reglers durchaus Dual-Mono verwenden, nur eine Mono-Sum-Funktion in den Externals fehlt zum vollständigen Glück. Ferner möchte ich anmerken, dass den Stereo-EQs die Bell-Funktion fehlt und den Mono-Channels die Möglichkeit den Preamp-Gain auf den D/As zu verwenden. 
In Dialog-Studios, Overdubbing-Suiten sowie insbesondere „Rap-Studios“ macht der SSL Big Six ebenfalls eine äußerst souveräne Figur, weil er alles mitbringt was man braucht: Vier hochwertige Channelstrips, ein paar zusätzliche Stereos für individuelle Monitoring-Signale oder Klangerzeuger sowie generell die ausgefuchste Cue/Foldback-Sektion mit den zwei unabhängigen Kopfhörerausgängen sowie Bus-B.
Die Preamps lösen sauber auf und haben mit 72dB Gain ordentlich Dampf, nur in den letzten Millimetern rauschen sie etwas stärker. Mit den vielen Möglichkeiten im Hardwarezugriff ist man schnell zu Gange, kann also flink zwischen Playback, Recording und Overdub wechseln bzw. Spuren und Monitoring an und aus knippsen. Und das ist das eigentliche Alleinstellungsmerkmal aller SSL-Pulte: der verdammt gute Workflow, den erstklassig-kompromisslosen Sound nimmt man sozusagen mit. Insofern finde ich den aufgerufen Preis total gerechtfertigt, da das Ding deutlich mehr als die Summe seiner Teile ist. Und sogar mit dem iPhone funktioniert das Teil – nur Windows-User brauchen Treiber. Wie gut eine Kaskadierung funktioniert, vermag ich aktuell aber nicht abzuschätzen. Die Performance des Treibers ist jedenfalls solide, Latenzmäßig gut aufgestellt, aber auch nicht mit Brachen-Primus RME vergleichbar.

Kommentieren
Profilbild von Norbert Binder

Norbert Binder sagt:

#1 - 15.12.2021 um 16:40 Uhr

0

Beim Fazit fasziniert mich vor allem die "Toiletten Bedienbarkeit" des SSL Mixers. Ich weiß nicht genau, für was man die braucht - wahrscheinlich hat das Pult einen guten Spritzschutz und hält auch unangenehmen Gerüchen locker stand :-)

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 15.12.2021 um 17:12 Uhr

    0

    Die Toiletten Bedienbarkeit ermöglicht dir unabhängig von der Faderlänge eine einhändige Bedienung. Bitte hab Erbarmen mit unserem lahmen Cache – bald sollte auch der Fehler weggespült sein. LG;Felix

    Antwort auf #1 von Norbert Binder

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    +1
Profilbild von Stefan Saurer

Stefan Saurer sagt:

#2 - 16.12.2021 um 19:20 Uhr

0

Leider gingen die Adat Ausgänge vergessen.

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #2.1 - 16.12.2021 um 20:19 Uhr

    0

    Das wäre durchaus als Option wünschenswert gewesen, wobei DANTE sicherlich noch zielführender gewesen wäre.

    Antwort auf #2 von Stefan Saurer

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