Praxis
Einschrauben
Der erste Arbeitsschritt bei einem 500er-Gerät wie dem SSL SiX CH: Schraubenzieher aus der Werkzeugkiste ziehen, das Modul muss erst einmal in die Lunchbox geschraubt werden. Je nachdem, wie viele Module schon drinstecken, kann es zu einem kleinen Geduldsspiel werden, bis man die Aufnahmeleiste für den Modulanschluss trifft. Danach ziehen die Schrauben das Modul fest in diese Aufnahme.
Mikrofonsignale, EQ und Kompressor
Ich habe die Würzburger Jazzsängerin Sylwia Bialas gebeten, mir ein paar kurze Beispiele über den SSL-Channel einzusingen. Als Mikrofon diente ein ELA 251M-Nachbau, ein Großmembran-Röhrenmikrofon, Richtcharakteristik Niere. Im ersten Beispiel hört ihr den reine Preamp des SSL SiX CH ohne EQ und Kompressor. Der Gain-Regler stand dabei relativ hoch, das dürften schon so 50 dB in der Vorverstärkung gewesen sein.
Und, klingt das nun nach legendärem SSL-Sound? Zugegeben, mein letztes persönliches Treffen mit einem großen SSL-Mischpult liegt schon eine Weile zurück. Und natürlich hat SSL seine Produkte kontinuierlich weiterentwickelt und an moderne Gegegenheiten angebpasst. Was aber immer geblieben ist, ist die SSL-Philosophie: Das Signal soll eben möglichst originalgetreu verstärkt werden, und die SSL-Hardware möglichst unverändert wieder verlassen. In diesem Sinne höre ich auch beim SiX CH den SSL-Sound heraus: Die Aufnahme klingt sehr transparent und unverfälscht, halt einfach: gut.
Weiter geht es mit dem Equalizer. Ich gebe ein paar Höhen mit dem Shelving-EQ dazu, selbst starke Anhebungen klingen hier noch gut, die Höhen bleiben immer smooth und angenehm.
Dann hebe ich die Bässe im Bell-Modus an und auch hier zeigt sich, dass der Equalizer des SiXCH nicht für chirurgischen Eingriffe im Frequenzbild gedacht ist. Zum Aufpolieren während der Aufnahme aber sehr wohl, und das spart am Ende viel Bearbeitunsgzeit im Mixdown. „Kaputt-EQen“ kann man mit dem SiX-EQ auf jeden Fall kaum ein Signal.
Beim Kompressor fällt mir in der Praxis auf, dass dieser zwar ein Gain-Reduction-Meter mit drei LEDs besitzt, diese aber keine Auskunft über den tatsächlichen dB-Wert der Kompression gibt. Man kann also nicht ablesen, wie viele Dezibel der Kompressor tatsächlich wegdrückt (das Manual gibt darüber auch keine Auskunft). Das ist nicht so tragisch, weil der Kompressor ohnehin dezent und recht Recording-freundlich arbeitet: Selbst stärkere Eingriffe fallen bei maximal 2:1 Ratio nur als angenehme Verdichtung auf, man muss den Threshold schon sehr weit runterdrehen, wenn man den Kompressor wirklich arbeiten hören möchte. Das bewahrt den Novizen vor verhunzten Aufnahmen und für die krasse Klangverbiegung bietet die DAW später noch genug Werkzeuge. Da die Bassanhebung etwas zu massiv war, habe ich für ein letztes Vocal-Beispiel das Highpass-Filter aktiviert, jetzt arbeiten also alle SiX-Tools: Preamp mit Highpass-Filter, EQ und Kompressor.
DI-Eingang
Hinter der Klinkenbuchse auf der Frontplatte steckt ein High-Z-Eingang, gemeinhin als DI-Eingang bezeichnet. Für die folgenden Aufnahmen spiele ich einen passiven Jazz-Bass direkt in den SiXCH, erstmal nur über den Preamp, später booste ich etwas Bässe und Höhen mit dem LF- und dem HF-Band des EQ. Und der Kompressor kommt auch zu seinen Ehren, wobei ich diesen für eine Produktion – zugegeben – nicht während Bass-Aufnahmen nutzen würde, da fehlt dann doch der Zugriff auf die Attack- und Release-Zeiten.
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Sehr schön: Line-In zum Veredeln
Über den Line-In kann man externe Signale mit den Tools des SSL SiX CH bearbeiten. Das ist sehr praktisch, wenn man sich nicht traut, den EQ und den Kompressor schon während der Aufnahme zu benutzen, oder wenn man beim Mischen ein Signal mit dem SSL-Sound veredeln möchte. Zum Abschluss jage ich deshalb ein paar Aufnahmen vergangener Projekte durch den SSL. Einmal mehr lautet mein Klangfazit: Aufhübschen geht, Verbiegen nicht.