PRAXIS
Long story short
Bevor ich näher auf Details eingehe, erst mal das Wichtigste: Der Controller macht anstandslos, was man erwartet und ist genau das, worauf viele gewartet haben dürften. Er bedient die beiden Plugins sauschnell, braucht den Bildschirm nicht und sieht auch einfach verdammt sexy aus.
Die Größe und Haptik sind perfekt, so hätte Console 1 werden müssen, dann hätte ich sie wohl auch tatsächlich öters genutzt. No Hate – aber das hier ist einfach amtlich, nix Toystory. Das zusätzliche SSL 360° Overlay macht ebenfalls Sinn und ist null verspielt.
Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt
Die vielen Optionen von Console 1 sind wirklich nett gemeint, stellen uns aber auch immer wieder vor unnötige Entscheidungsfragen. Hier sind die einzig passenden Plugins vom ersten Kauf an dabei und die Frage, welcher Flavour es denn heute sein soll, stellt sich einfach nicht; braucht es meiner Einschätzung auch gar nicht: Hier gibt es SSL pur, das ist clean, packt bei Bedarf zu und damit gut.
Mit nur vier Bänder im EQ muss man sich zwar zügeln, aber das kann man auch als Aufgabe begreifen. Schade finde ich, dass es keinen dedizierten Drive gibt bzw. keine Mix-Bus-Emulation oder dergleichen. Gerade bx_console unter Plugin Alliance haben da ordentlich vorgelegt.
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Mehr InformationenAm Ende ist aber auch das alles nur Tüddelkram und der Controller so wie er ist für die Brot-und-Butter-Arbeit ausgelegt – und mit dem Channel Strip 2 hat man wirklich alle Basic-Werkzeuge zur Hand. Und seien wir einmal ehrlich, den ganzen esoterischen Fummelkram mit den liebsten „Spezial-Plugins“ macht man dann doch wieder lieber mit Maus und Tastatur, öffnet man sie ohnehin nicht oft genug, um sie intuitiv bzw. mit „Muscle-Memory“ zu bedienen. Wichtig ist ja, dass man die groben Entscheidungen besonders schnell trifft – und das geht mit dem System hier absolut perfekt.
Kommen wir zu den Plugins. Und dazu vorweg etwas Kritik: Es nervt, wenn ein Hersteller ein so entscheidendes Update herausbringt und nirgends richtig klar wird, was sich denn nun konkret geändert hat. Vorher hieß es Channelstrip jetzt heißt es Channel Strip 2 – und sonst so? Offensichtlich wohl alles gleich bis auf die Optik. Wenn man dann aber genau hinschaut, findet man dann aber dezente Parameter-Verfeinerungen und Oversampling bei beim Bus Compressor, sowie External Sidechain bei beiden.
Version 2 klingt vor allem besser, was an den leider nicht weiter spezifizierten Anti-Cramping Algorithmen liegt, die bereits beim X-EQ2 eingeführt wurden. Beim Überschreiten der Nyquist-Frequenz sollen sie Verzerrungen entgegenwirken. Wie genau das geht, verschweigt SSL – ich vermute, dass intern oversampled wird. Es erklärt auch, warum der EQ keinen Overampling-Button bekommen hat.
Klang
Die Plugins sind äußerst solide und nun ernsthaft ausgereift. Klanglich sind sie weiterhin sauber und neutral, aber besonders in den Grenzbereichen nun noch überzeugender. Konkret sind die neuen Plugins einfach fetter im Bass, auch wenn man ordentlich reinlangt, kratzt es nicht oder wird komisch eindimensional. Das gilt auch in den Höhen; man kann reinlangen ohne dass es zu aggressiv oder klinisch-kalt wird.
Performance
Der CPU-Verbrauch der Plugins geht absolut klar, tat er aber schon immer. Lediglich das Oversampling des Bus Compressor 2 frisst etwas mehr Ressourcen, aber alles im Rahmen. Man kriegt also jeden Menge Instanzen auf, da muss man sich keine Sorgen machen.
In Verbindung mit SSL 360° ist das natürlich besonders wichtig, denn wenn man nicht auf jeder Spur oder Gruppe einen Channel Strip hat, funktioniert das mit dem Solo/Mute nicht richtig. Die zusammengefasste Übersicht via SSL 360° ist übrigens nicht nur eine nette Zugabe oder gar störend, sondern man kann damit tatsächlich sehr fokussiert arbeiten und sich wieder auf die wichtigen, schnellen Entscheidungen konzentrieren.
Toll wäre es meiner Meinung nach dennoch, wenn Track Select in der DAW das Plugin auf dem Controller wechselt – und man nicht erst das Plugin anfassen bzw. aufmachen müsste, um es in den Fokus zu holen. Das liegt aber nicht an SSL sondern den DAWs. Man kann, wie gesagt, allerdings bereits jetzt sehr komfortabel am Gerät durchkurbeln und die Plugins sowieso einwandfrei ohne Bildschirm bedienen und so die Ohren und nicht die Augen nutzen – cooler wäre es natürlich, wenn auch hier der Track im Fokus wäre bzw. das entsprechende Plugin gleich mit aufpoppt – zumindest als Option.
Shimon Schneidereit sagt:
#1 - 01.07.2021 um 07:21 Uhr
Danke für den Test und super geschriebenen Bericht.Ich habe den Controller nun auch seit zwei Wochen im Einsatz und kann mich dir nur voll anschließen.Wie du geschrieben hast dachte ich auch sehr oft "ah hier brauche ich den speziellen EQ und hier den speziellen Comp." aber genau wie du schreibst mischt man hier mit seinen Ohren und man merkt recht schnell das man eben doch nicht 15 verschiedene EQs und 25 verschiedene Kompressoren braucht.Klar haben LA-2A, 1176, Pultec usw. alle ihre Daseinsberechtigung.
Nur habe ich für mich festgestellt das es oft auch mit weniger geht.
Meine Default Mischspur besteht jetzt grundsätzlich aus dem Fabfilter Saturn2 und dem SSL ChannelStrip2 und das reicht oft.Zur Verbindung UF8 mit UC1.
Habe auch gehofft das es über den Thru. Port funktioniert aber das tat es bei mir leider nicht.Beide Geräte in Verbindung miteinander sind wirklich Arbeitstiere und machen einfach nur spaß.Würde ich immer Weiterempfehlen
Felix Klostermann sagt:
#1.1 - 01.07.2021 um 09:04 Uhr
Hey Shimon, das freut mich zu hören und danke für den Hinweis mit dem Thru-Port, dass scheint dann sogar ein Hub Problem zu sein, an meinen Lindy hat es nämlich auch nicht funktioniert. Ist halt manchmal so :-)
LG;
Felix
Antwort auf #1 von Shimon Schneidereit
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