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SSL UF1 Test

Praxis

SSL UF1 Test: Mackie-Control mit 1 Motor-Fader

Schaut man sich das Layout der SSL UF1 Test-Hardware genauer an, findet man um das Display vier Soft-Keys und vier Push-Encoder. Das bedeutet, ihre Funktion ist immer Kontext-Sensitiv und wird im Display entsprechend mit acht Feldern am Rand angezeigt. 

Ein erster echter Vorteil: Funktionen sind DAW-spezifisch im Display beschrieben und man spart sich Overlays zum Aufkleben wie anno dazumal. Der Text ergibt sich demnach über die mitgelieferten Profile und die hat SSL gut umgesetzt. Weiter Informationen findet ihr auch im Test des SSL UF8.

Da es reichlich Mehrfach-Belegungen bzw. Modes in den UF1 Profilen gibt, wird mir während des Tests schnell klar, dass das SSL UF1 grundsätzlich eine vollständige „Mackie-Control“ ist und alle Befehlssätze auch hier verfügbar sind.

Physisch werden diese aber eben nur mithilfe von vier Encodern und einen Motor-Fader repräsentiert. Mit dem SSl UF1 kann man also schon auch fünf Tracks gleichzeitig mischen, nur eben dann mit vier Encodern und dem einen Motorfader.

Fader Mode Display
Launch Scene findet man im Menü und ist ein Ableton Live typischer Befehl. Unten sieht man den Fader-Mode der Encoder, welche gerade die Levels 1-3 der Session darstellen

Das ist natürlich einiges weniger als die acht Motor-Fader mit acht Displays am SSL UF8 und somit auch verschachtelter was das Mixing angeht. Neun Fader inklusive Master gab es übrigens bei der „Original Mackie“. Einen Master braucht man in der Regel aber ohnehin nicht mehr am DAW-Controller, weil dieser in der DAW besser fix auf „0 dB“ oder „-0,5dB“ stehen sollte. 

SSL UF1 Test: Maximal 5 x Volume, Pan & Sends

Das erklärt nun durchaus den „5-8“ Taster, der zwischen zwei Sub-Pages am Display wechselt. Konkret wechselt er aber natürlich nicht nur zwischen den Kanälen 1-4 und 5-8 sondern eben auch zwischen deren Vielfachen. Damit ist er unabhängig von der eigentlichen Bank. 5-8, was also auch 13-16 bedeuten kann, alles klar?

Wir entsinnen uns: Im MCU-Universum sind einer Bank immer acht Fader zugeordnet bzw. 16 bei zwei Units, 24 bei drei und maximal 32 bei vier verbundenen Motor-Fader-Einheiten. Die Bank-Taster gibt es hier auch und sie werden genauso gewechselt. In Kombination mit Kollege „5-8“ sieht man also jeweils eine Hälfte dieser Bank am UF1.

Der Fader-Select im UF1 legt nun fest, welcher Fader – von 1-8 aus der aktuellen Bank – nun durch den Motor-Fader vertreten wird. Und dann banked man halt auch den in 8er-Schritten. Durch verschiedene Herangehensweisen der DAWs hinsichtlich des Auswahl-Verhalten, was im Display zu sehen ist und was der Motor-Fader macht, wird es in der Praxis allerdings strubbelig. Kommen Busse der DAW dazu, wird es mit der Navigation echt abenteuerlich.

In Ableton Live war es besonders nervig, in Pro Tools und Logic hat es schon besser geklappt. So flutschte die Auswahl oft nicht richtig, da leere Tracks auftauchen, und auch der Anfang und Ende einer Session – durch das sonderbare Zusammenspiel von Move/Select – waren umständlich zu erreichen. Das Handbuch verschweigt diesen Umstand nicht, wertet ihn allerdings auch nicht – dass muss man selbst tun.

SSL UF8 – Copy that

Fair enough: Mit Hinblick auf Kompatibilität und in Kombination mit dem UF8 macht das Verhalten durchaus Sinn, da nicht nur die Bank-Taster sondern grundsätzlich alle anderen Umschaltungen bzw. Mode-Wechsel auf gewisse Art und Weise gleichgeschalten sind. 

So kann man aber nur bedingt unterschiedliche Bereiche des Mixes mit SSL UF8 und UF1 gleichzeitig steuern – falls man so was vorhatte. Zwei DAWs auf zwei unterschiedlichen Layer funktionieren allerdings gut, falls wiederum das für jemanden relevant sein sollte.

Der Single-Fader des SSL UF1 ist somit oftmals nutzlos, da er überwiegend das Verhalten der Fader am UF8 kopiert. Das war beim Mackie-Original-Master nicht anders, ich wollte es der Vollständigkeit aber erwähnen. Unterseiten für beide Geräte sind mit den Soft-Tastern und der expliziten Beschriftung am UF1 Display dennoch viel schneller und logischer zu verwalten. 

SSL Origin, SSL UF8 und SSL UF1
Dank dünner Füße kann der Controller auch direkt auf das Mischpult gestellt werden.

SSL UF1 Test: 10 Bit Fader Follow

Ich würde das von mir weiter oben beschrieben 5-Track-Mixing-Szenario ohnehin eher als Gimmick betrachten. Der Fader indes ist flink und regelt relativ-leise mit dem Motor nach. Die Auflösung beträgt 10 Bit, was 1024 Steps entspricht – und damit nicht mit gewöhnlichen MIDI-Fadern vergleichbar ist.

Ein Follow-Focus/Select-Funktion, die den Fader auf die Spur ausrichtet, welche ich gerade in der DAW angeklickt habe, habe ich nicht nutzen können. Die gibt es wohl nur für den 360°Grad-Plugin-Mixer.

Zwar gibt es eine Fokus Funktion, nur macht sie etwas anderes: Der große Channel-Encoder wird dann zum Mausrad/Scroll-Wheel, was praktisch ist, um Plugins mit Mouse-Over zu bedienen. Selbst System-Audio kann mit dem Encoder in der Lautstärke geregelt werden. Clever.

USP Combo Bongo: einzeln oder das Team

Kurz gesagt: Ja, man kann den SSL UF1 ohne weiteres einzeln verwenden, man muss nur etwas umdenken. Besser kann man das UF1 mit dem UF8 kombinieren. Nur sind Funktionen eventuell doppelt da – aber am UF1 im Gesamten einfach besser, weil übersichtlicher, umzuschalten. 

Dedizierte Transport-Tasten, das fette Jog-Wheel sowie die große Timecode-Anzeigen des SSl UF1 findet man ebenfalls nur am UF1. Der UF8 Controller hat den Transport im Menü, Timecode gibt es dort gar nicht. Und ob man den Analyzer nun auf dem DAW-Controller haben möchte, oder nicht vielleicht die Plugin-Ansicht reicht, muss jeder selbst entscheiden.

Fotostrecke: 2 Bilder SSL Meter Plugin

Cherry-Picking

Nicht jeder braucht es üppig, deswegen finde ich es gut, dass man bei SSL den UF8 sozusagen auch ohne die – vielleicht überflüssigen – UF1-Funktionen erhält. Schon besser, man hat zwei in Kombination als nur ein – eventuell dann viel zu großes Gerät – zur Auswahl.

Ein Nachteil des Mackie-Originals sowie der SSL Nucleus war eben der riesige Fußabdruck, welcher in vielen Home-Studios oder am Computerarbeitsplatz einfach nicht richtig Platz fand. Ich warte ja noch immer vergeblich auf ein schlankes USB-Keyboard mit 16 Motor-Fadern …

Content SSL UF1
USB rein und raus, zweimal Fußschalter-Anschluss und der Netzteil-Anschluss. Netzteil, USB-Kabel, USB-C-Adapter und verstellbare Füße sind Teil des Lieferumfangs.

Gibt’s Neues?

Wirklich neue „DAW-Funktionen“ kommen mit der Combo oder generell mit der Mackie-Interpretation von SSL nicht hinzu. Der individuelle Arbeitsstil kann also unterschiedlich von der Kombination profitieren. Als Ableton-Live-User brauche ich zum Beispiel keine Transport-Sektion – Start/Stop benutze ich nur selten und dann mit der Spacebar auf der Tastatur. Das reicht für meine Zwecke völlig aus.

SSL 360 Updater
UF8 und UF1 passen gut zusammen – aber erstmal FW und SSL 360 updaten, sonst passiert nicht viel.

Der SSL UF1 kann dennoch bei Platzmangel und auf Nerd-Trips sicherlich sehr nützlich sein – kompakt ist er aber nicht und mit knapp 3kg auch nicht leicht. Der Faderport ist da schon handlicher und auch ergonomischer was die Handauflage betrifft. Allerdings kann man die simple Kastenform der SSLs besser in einen Tisch einlassen.

Salami-Taktik vs. DIY

Schicke Rahmen mit Armlehne kann man dank der einfachen Modul-Bauweise easy selber bauen. Eventuell wäre es schön gewesen, dass Line-Up vollständig von Anfang an zu kennen – bevor man die Kreissäge zweimal anschmeißt. Vielleicht bietet SSL noch selber was schickes mit Handballen-Leder an?

Man kann davon ausgehen, dass SSL vom UF1 wusste, als sie das UF8 vor 2,5 Jahren herausgebracht haben. Irgendwie wäre es damals bereits gut zu wissen, warum Funktionen dem UF-8 verwehrt blieben und man sich später nur redundant erweitern kann.

Will sagen: viele Funktionen der UF8 hätte man m.E. nach exklusiv auf den UF1 packen können und den UF8 als reinen Fader-Pack anbieten. Bei Vollausbau hat man so einfach nicht fünfmal den Cursor und den Channel-Select vor der Nase – und die Mixing-Oberfläche wäre insgesamt tighter. Vielleicht war aber auch einfach nur Corona mit der Bauteil-Krise am Delay schuld. 🤷 

SSL METER an der Wand, wer ist der lauteste im ganzen Land?

Zweifelsohne wertet die Display-Funktion des SSL METER Plugins das Studio nochmal gehörig auf, sodass man sich unter Umständen einen Hardware-Analyzer wie das TC Clarity oder RTW TM3 und MM3 sparen kann. Vor allem wenn man ohnehin nur ITB arbeitet. 

RTA Display Mode SSL UF1
RTA direkt vor den Augen

Das Plugin gibt es für alle anderen käuflich zu erwerben, wobei man aktuell 99 USD Dollar im SSL-Online-Shop für die Einzellizenz verlangt. Das fette Alles-Abo gibt es ab 25 USD pro Monat – und mit dem SSL UF1 im Verbund 6 Monate gratis und danach für 15 USD im Monat. Schön und gut, nur wer bereits für das Abo blecht bekommt hier eher nix weiteres dazu.  

SSL Gimmicks
6 Monate Abo und das SSL Meter für immer – beides gibt es mit dem UF1 dazu. Nicht schlecht, doch wo sind die Goodies für die “alten” Abo-Kunden ?
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