Praxis
Bespielbarkeit
Hatte ich schon erwähnt, dass die Gitarre recht klein ist? Die Mensur von 648 mm und die Sattelbreite von 42mm entsprechen exakt den Maßen einer Telecaster. Durch den kleinen Korpus ist die Gitarre sehr handlich und im Sitzen sehr komfortabel zu Bespielen. Das Gleiche gilt auch am Gurt, perfekt ausbalanciert hängt sie an der Schulter. Ich hatte wirklich schon viele Gitarren in meinen Händen, aber dieser Hals gehört definitiv zu den dicksten! Was das Spiel aber kaum beeinträchtigt, es sei denn, man hat etwas kürzere Finger, dann könnte das zu einem wirklichen Problem werden. Aber auch hier gilt: am besten selbst ausprobieren.
Die Dicke bringt natürlich auch einige Vorteile mit sich. So ist der Hals stabiler und verzieht sich seltener, und dem Ton gibt er eine ganze Menge mehr Sustain mit auf den Weg. Da es sich ja um eine Bluesgitarre handelt (das suggeriert zumindest der Name), ist das mit der Dicke halb so wild. Denn es geht ja nicht um Geschwindigkeitsrekorde, sondern um TON! Die Potis und der 5-Wege-Schalter sind gut zu erreichen und stören die Schlaghand in keinster Weise.
Dann wollen wir doch mal hören, ob der Name auch das hält, was er verspricht.
Unverstärkt schwingen die Saiten sehr schön gleichmäßig und langsam aus. Die Bluesmaster IV zeigt ein angenehmes Höhenbild und das Instrument quittiert offen angespielte Akkorde mit einem starken Mitschwingen des Holzes. Das macht Lust auf mehr. Also, Röhren vorglühen und los. Für den Test habe ich einen Fender Bassman und einen Fender Twin verwendet. Beginnen möchte ich mit dem Twin.
Ich spiele für den besseren Vergleich bei allen sieben (7) Pick-Up-Positionen dieselbe Figur.
Für dich ausgesucht
Die verschiedenen Charakteristika der Pickups sind gut herauszuhören. Der Humbucker macht sich mit einem etwas bedeckteren mittigen Sound bemerkbar, der auch clean eine gute Figur abgibt. Vor allem der Halstonabnehmer gefällt mir ausgesprochen gut. Aber auch die anderen Einstellungen machen gerade im Bandkontext Sinn und zeigen die Wendigkeit des Instrumentes.
Mal hören, wie wohl sie sich an dem etwas “heißeren“ Fender Bassman fühlt.
Das macht Laune. Man kann es förmlich spüren, dass sie hier zu Hause ist, das ist Ihre Welt. Auch in diesem Umfeld kann der Hals-PU überzeugen. Rotzig geht er zuwerke, so muss das sein. Das befürchtete glasige Klangdetail, das viele Hals-Pickups generieren, fehlt zum Glück bei ihr. Aber auch die anderen Sounds möchte ich lobend erwähnen. Der Humbucker macht ordentlich Druck und selbst mit dieser Amp-Einstellung sind problemlos Blues-Soli möglich.
Allerdings schält sich immer mehr heraus, dass sie sich offensichtlich mit Fender Amps oder ähnlichen Verstärkern am wohlsten fühlt. Die Kombination mit Marshalls beispielsweise ist nicht ihr Ding, das gilt auch für die digitalen Modelling-Varianten. Der Sound wird meist dünn und klingelig, jeder Ton muss erkämpft werden. Eigentlich ist es normalerweise umgekehrt, denn gerade die cleaneren Amps dünnen den Gitarrenton häufig aus. Aber nicht in diesem Fall. Schade, denn die Holzzusammenstellung ist in der Regel ein Garant für gute, klassische E-Gitarrensounds. Also muss ich annehmen, dass eher die Tonabnehmer verantwortlich sind, zumal das Instrument unverstärkt eine gute Figur abgegeben hat
Um sie im Bandkontext zu zeigen, habe ich ein kleines Instrumentalstück beigefügt. Hier kommt ein Fender Bassman mit einem Tube-Screamer für die Leadgitarre zum Einsatz.
Bei verzerrteren Sounds habe ich bei der Bluesmaster IV das Gefühl, um jeden Ton kämpfen zu müssen, allerdings weniger spielerisch, sondern klanglich. Sie will nicht so Recht schmatzen und klingt eher verhalten. Aber bei einem Instrument dieser Preisklasse sollte das auf jeden Fall möglich sein. Ich kann mir vorstellen, dass mit anderen Tonabnehmer noch einiges mehr drin ist.