PRAXIS
Nachdem ich den Tonabnehmer auf der Headshell und diese am Tonarm angebracht habe, müssen nur noch die Höhe des Tonarms und das Auflagegewicht eingestellt werden und der Praxis-Check kann beginnen! Da der Auflagekraftbereich zwischen zwei und fünf Gramm (nM) liegt, beginne ich beim Mindestwert von zwei Gramm. Doch leider scheitert der 520 V3 an der ersten Hürde. Eine laut gepresste 12“ Maxi-Schallplatte bringt die Nadel aus der Ruhe und lässt sie aus der Rille springen. Verzerrungs- und sprungfrei wird es erst ab einem Gewicht von ca. 2,4 Gramm. Allerdings sind bei leiseren Tonträgern schon beim Minimalwert schnelle Basic-Scratches und regulär schnelle Backspins möglich. Erhöht man das Gewicht auf drei Gramm, so bleibt die Nadel auch bei schnellen, komplexen Scratches in ihrer Fahrbahn. Für sehr schnelle Backspins bedarf es ganzer 4,5 Gramm (nM) Auflagekraft – doch ein gewisses „Restrisiko“, dass die Abtastnadel vielleicht aus der Rille fliegt, bleibt.
Durch seine recht starre Aufhängung verhält sich der Nadelträger beim Scratchen relativ ruhig und erzeugt daher auch nur sehr geringe tieffrequente Störgeräusche. Dank einer breiten Aussparung und der auffälligen roten Markierung ist die Nadel gut sichtbar, ein exaktes „Needle-Dropping“ ist somit gewährleistet. Im Gesamtbild ist der 520 V3 ein Tonabnehmer mit mittelguten Scratching- und leider eher schlechten Backspin-Eigenschaften.
Der Ausgangspegel unseres Prüflings lag ganze sechs Dezibel unterhalb des Numark CS-1 und des Ortofon Concorde S-120. Stantons Tonabnehmer ist daher als eher leiserer Vertreter seiner Zunft einzustufen. Der obere Teil des Frequenzspektrums wird erstaunlich gut aufgelöst wiedergegeben und auch die Mitten zeigen sich sehr sauber und kraftvoll. Leider gilt das nicht für den Bassbereich, denn dieser wirkt ein wenig verwaschen und drucklos. Es ergibt sich ein Gesamtsound von mittlerer Qualität, der zwar über einen gewissen Druck verfügt, aber etwas an Bass-Transparenz vermissen lässt.
Für dich ausgesucht
Zweite Meinung
(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Das 520V3 System soll laut Herstellerbeschreibung eine hohe Klangqualität bei sehr guter Battle-Tauglichkeit vorweisen und zudem sehr gutes Tracking ermöglichen. Der etwas bullige Kopf ist mit einer sphärischen hochgeschliffenen Diamantnadel ausgestattet und erwartet einen Auflagedruck zwischen zwei und fünf Gramm. Sein Eigengewicht beträgt 5,5 Gramm. Stantons Abnehmer wird ohne viel Tamtam in einer Kunststoffverpackung samt Montageset geliefert und wendet sich primär an Einsteiger-DJs. Dabei ist es laut Spezifikationen egal, ob sie sich auf dem steinigen Pfad zum Turntablisten befinden oder ihr Seelenheil in der Frequenz frickelnden Elektrogemeinde suchen. Da gerade Neulinge sicherlich wenig Lust verspüren, zum Anhören einer Platte auf ein anderes System als beim Mixen umsteigen zu müssen und ständig mit dem Schraubenzieher auf die Headshell loszugehen, serviert ein Allround-System im Idealfall auch anständigen Sound – was es zu prüfen gilt.
Mit einem Auflagegewicht von lediglich zwei Gramm fährt die Nadel am Vestax PDX-2300 MKII Pro durch Single, Maxi und LP, ohne aus der Spur zu geraten. Ab 2,4 Gramm war ich in der Lage, Kickdrums abzuwerfen, zurückzudrehen und leichte Backspins auszuführen – wenngleich das System im letzten Fall etwas hinter der Konkurrenz bleibt. Im normalen Mix-Workflow fliegt es ergo nicht aus der Rille, Basic-Scratches sind bei dieser Auflagekraft ebenfalls möglich. Bei vibrationsstärkeren Moves sollte der Andruck höher als drei Gramm eingestellt werden, damit es nicht zu Sprüngen kommt.
Nach oben glänzt der Teilnehmer mit einer scharfen Wiedergabe der hohen Frequenzanteile und bildet auch die Mitten ohne Überbetonung ab, was bei den ausgewählten Teststücken summa summarum in Ordnung geht. Der Bassbereich könnte jedoch etwas druckvoller und präziser definiert sein, was mir besonders bei der voluminösen Clubnummer ins Ohr sprang. Sein mittelstarker Ausgangspegel von 6 mV katapultiert Stantons Tüftelwerk nicht an die Spitze der Club-Systeme, doch bestimmt in so manche Bar oder ins heimische Kellerstudio. In Anbetracht des Preises von knapp unter 45 Euro Street kann ich einen durchaus gelungenen Spagat zwischen Spurtreue, Groove-Handling und Klangeigenschaften bestätigen. Das 520 V3-System könnte somit nicht nur angehende Turntable-Akrobaten ansprechen, sondern auch als Zweitbesetzung für Deejays fungieren, die ansonsten mit einem höherwertigen Tonabnehmer durch die Lande ziehen. Eine Preis-Leistungs-Empfehlung.