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Stanton 680 E V3 Test

PRAXIS

Dank der praktischen Kunststoffhalterungen benötigt man lediglich einen Schraubenzieher, um den Tonabnehmer an der Headshell zu montieren. Dann gilt es, den Überhang auf den Technics-Plattenspieler abzustimmen, die Höhe des Tonarms anzupassen und das Auflagegewicht einzustellen. Bei einem Auflagekraftbereich von zwei bis fünf Gramm beginne ich mit dem Minimalwert. Doch leider scheitert unser Proband in dieser Disziplin. Die Nadel vermag es nicht, bei einer lauten Twelve-Inch in der Rille zu verweilen. Erst wenn ich den Wert auf etwa 2,4 Gramm erhöhe, ist ein sicheres und verzerrungsfreies Abspielen möglich.  
Bei leiseren Tonträgern und einer Auflagekraft von zwei Gramm sind langsamere Backspins und somit auch ein Cueing möglich. Bei langsamen Basic-Scratches hingegen fliegt die Nadel gnadenlos aus der Bahn. Damit diese Scratches sicher performt werden können, muss ich den Wert auf runde 2,8 Gramm erhöhen. Schnelle Backspins benötigen gar ein Auflagegewicht von etwa 3,4 Gramm. Hat man vor, schnelle komplexere Scratches auszuführen, liegt die dazu nötige Auflagekraft bei ganzen 3,8 Gramm! Damit sollte klar sein, dass dieser Tonabnehmer nicht für Scratch- und Battle-DJs geeignet ist. Mix-DJs werden mit dem 680 V3 indes gut zurechtkommen – müssen allerdings dessen recht große Auflagekräfte akzeptieren.  
Die helle, farbige Markierung des Nadelträgers ist dank der Aussparung auch von oben gut zu erkennen. Ein exaktes „Needle-Dropping“ ist so überhaupt kein Problem. Beim Bewegen der Platte neigt unser Testkandidat aufgrund der weichen Nadel-Aufhängung zu größeren Eigenschwingungen. Sie erzeugen wiederum tieffrequente, störende Signalanteile. Dieses Problem haben manche Konkurrenten besser im Griff. 

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Klang
Mit einer Ausgangsspannung von 3,9 mV ist der 680 V3 leider einer der leisesten Tonabnehmer in unserem Vergleich. Ganze sieben Dezibel liegt er unterhalb der beiden Testsieger in dieser Disziplin – dem Numark CS-1 und Ortofon Concorde S-120. Sehr kraftvoll werden allerdings die Subbass-Frequenzen reproduziert. Unterm Strich ergibt sich für mich ein leicht mittenlastiges Klangbild mit einer gewissen Wärme. In dieser Disziplin reicht es für einen Platz im Mittelfeld. 

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Audio Samples
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Stanton 680E.V3

Zweite Meinung

(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Stantons 680 E V3 ist ein schlanker Tonabnehmer mit elliptisch geschliffenem Diamanten zur Headshell-Montage. Der Hersteller bewirbt das System mit seinen herausragenden Sound-Eigenschaften – ein idealer Partner zum Anhören und Digitalisieren der wertvollen Vinyl-Schätzchen?  
Der Testkandidat ist schnell montiert und zeigt eine gut sichtbare, orange leuchtende Farbmarkierung, die ein exaktes Aufsetzen zum Kinderspiel werden lässt. Das gesamte Konstrukt wirkt auf mich sehr wertig, nicht zuletzt auch wegen des schlanken und doch gewichtigen Korpus. Ein Eindruck, den auch die vergoldeten, edlen Kontaktstifte mit ihren unmissverständlichen Farbzuweisungen unterstützen. Im Gegensatz zum Technics kann ich beim dynamischen ASTS-Tonarm des Vestax PDX-2300 bereits mit zwei Gramm Auflagegewicht die laute Maxi, die Single und die LP ohne Sprünge fahren – die Nadel bleibt von Anfang bis Ende in der Rille. Turntablism-Jünger sollten sich indes vielleicht nach einem anderen Abnehmer umschauen, denn am PDX war unterhalb von vier Gramm kein reibungsloser Scratch-Betrieb möglich, was nicht gerade plattenschonend ist. Der adäquate Mix-Workflow stellte sich allerdings schon bei einem Auflagegewicht von 2,7 Gramm am Vestax-Turntable ein.

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Bei einem Abgabepreis von rund 80 Euro erwarten wir natürlich keinen High-End-Sound, doch ich kann dem Stanton 680V3 ein recht ausgewogenes, detailreiches Gesamtbild mit niedrigen Verzerrungen attestieren. In der Ausgangsleistung zeigt sich der Kandidat als einer der leiseren Teilnehmer im Umfeld – ein weiteres Indiz dafür, dass hier der Studio- und nicht der Dancefloor-Einsatz angedacht ist. Ich würde das System daher nicht unbedingt an meinem Pioneer-Clubmixer sehen, sondern würde es eher in Kombination mit einem gesonderten, externen Preamp im Studio einsetzen.

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