Stanton CMP-800 Test

DETAILS

Guten Tag!
Hat man den Player von seiner Kartonage befreit, blickt man auf eine Heerschar an Buttons, die rund um das zentrale Jogwheel verteilt sind und einen ersten, wenig dezenten Hinweis geben, welche Kreativwerkzeuge wohl tief im Bauch dieses Gerätes lauern mögen. Mit einer Größe von 29 x 21 x 10 Zentimetern und einem Gewicht von 2,5 Kilogramm wirkt der Stanton kompakt und vermittelt einen robusten Eindruck. Sowohl Gehäuse als auch Jogwheel sind aus schwarzem Kunststoff gefertigt. Die Qualität der Bedienelemente sowie die Verarbeitung im Allgemeinen überzeugen nach dem erstem „Befingern“. Sämtliche Buchsen sitzen fest im hinteren Anschlussfeld, die Gummifüße geben sicheren Halt – bis hierhin alles in Butter.
Natürlich war aber nicht nur das Laufwerk im Karton, sondern auch ein Strom- und ein Cinch-Kabel sowie ein englisch-französisches Handbuch. Ein USB-Kabel war nicht in der Kiste, auch eine Installations-CD für Media-Wallet konnte ich nicht finden. Gut, die Datei lässt sich von der Homepage herunterladen, wo auch eine deutsche PDF-Datei bereitsteht. Für das USB-Kabel ist jedoch leider ein Ausflug zum nächstgelegenen Elektronik-Fachhandel nötig.

Lieferumfang_Stanton_CMP-800

Zeig mal her!
Bis auf einen USB-TYP-A-Schlitz auf der Oberfläche sind sämtliche Anschlüsse an der Rückseite untergebracht. Im Detail befinden sich hier eine weitere USB-A-Schnittstelle sowie eine Typ-B-Buchse, ein Stereo-Cinch-Ausgang, ein koaxialer S/PDIF, eine 3,5-Millimeter-Faderstart-Buchse sowie der Netzkabelanschluss und der Einschaltknopf. Besonders erfreulich finde ich den regelbaren Kopfhörerausgang, doch könnte er ruhig vorn angebracht sein anstatt auf der Rückseite. Sicherlich wird der Kandidat neben einem Mischpult stehen, welches selbst über einen Kopfhöreranschluss verfügt. Doch so lässt sich der Kandidat auch an einem Zweikanalmixer vorhören, an dem gerade zwei Plattenspieler laufen.

Backpanel_Stanton_CMP-800

Aufbau
Wie die meisten seiner Artgenossen wird auch der Stanton CMP von einem Paar extragroßen Cue-/Play-Buttons auf der rechten Außenflanke in Bewegung oder in den Pausenmodus versetzt. Ebenfalls konventionell: zwei Search-Buttons, eine Reverse-Funktion und ein Track-Encoder für die Auswahl des Musikstücks. Schön, dass hier noch ein weiterer Endlosregler (Folder) verbaut wurde, denn so wird der Navigationsvorgang innerhalb größerer Datenbestände mit Unterverzeichnissen doch um einiges erleichtert.

cueplay_Stanton_CMP-800

Jogwheel
Das Jogwheel hat eine berührungssensitive Auflagefläche von 120 Millimetern im Durchmesser und einen angenehm hohen, geriffelten Seitenrand. Es ist von einem feuerroten Leuchtring umgeben, der acht verschiedene Betriebszustände annehmen kann. Das reicht vom Positionsindikator über Dauerbeleuchtung, Wiedergabepegel (durchaus als optischer BPM-Indikator zu gebrauchen), Dauerblinken bis hin zum Touch-Feedback. Der Teller lässt sich in drei unterschiedlichen Modi betreiben. Farbige LEDs und eindeutige Beschriftungen direkt neben der Aussparung machen unmissverständlich klar, welcher Modus gerade aktiv ist.
Im Vinyl-Mode verhält sich der Teller wie bei einem Plattenspieler. Legt man die Hand auf, stoppt der Track. Dieser Modus wird oft auch als „Scratch-Mode“ bezeichnet und dient eben diesem Zweck. In der Betriebsart „Touch-Rewind“ gelangt man durch Handauflegen zum zuletzt gesetzten Cue- oder Bank-Punkt. Im Pausen-Modus wird der Song bis zum Loslassen abgespielt und kehrt danach zum Marker zurück. In der Stellung „Pitchbend“ kann das Wheel für Geschwindigkeitsschubsereien und zur framebasierten Suche eingesetzt werden. Befindet sich das Jogwheel sowohl im Pitchbend als auch im Pausenmodus, ertönt beim Drehen der altbekannte Stutter-Effekt.

Display
Der CMP800 hat ein kontraststarkes und ziemlich großes LC-Display, welches den Käufer beim ersten Einschalten mit einem freundlichen „Hello DJ“ begrüßt und ihn während seiner Mixsession mit allerlei nützlichen Daten versorgt. Hier finden sich die üblichen Verdächtigen ein, also Laufzeitangaben, Pitch- und BPM-Werte, Loop- und Autocue-Status sowie zwei Punkt-Matrix-Zeilen, die Ordnerbezeichnungen und Titelinformationen (Titel/ Künstler/ Album/ Genre) auf je zehn Feldern anzeigen und bei Bedarf scrollen. Dazu ein nettes Detail: Unter Verwendung der Shift-Taste rollt der Text bei Drehung des entsprechenden Controllers schneller. Ihr habt richtig gelesen, es gibt eine Shift-Taste für Zweitfunktionen. Diese sind zwar am Stanton (zum Glück!) eher spärlich gesät, jedoch könnte sie bei der Steuerung einer DJ-Software nützliche Dienste leisten. Wir betrachten das natürlich im Kapitel MIDI-Controller genauer. TIME schaltet die Zeitanzeige zwischen vergangener, verbleibender oder gesamt verbleibender Zeit um. SGL wechselt zwischen kontinuierlicher und einzelner Wiedergabe. Die Display-Helligkeit lässt sich ferner in vier Schritten an die Umgebungsanforderungen abstimmen.

Alles unter Kontrolle während der Mixsession
Alles unter Kontrolle während der Mixsession

Pitchmatching
Eine imposante Länge von 100 Millimetern wurde dem Pitchfader zugedacht. Er sitzt in einer fingerführenden Ausfräsung, ist vierstufig skalierbar (6,10,16,100 Prozent) und lässt sich auch komplett deaktivieren. In der kleinsten Auflösungsstufe sind zehntelgenaue Geschwindigkeitsanpassungen möglich. In der höchsten Stufe wird das Tempo verdoppelt oder es kommt zum totalen Stillstand. Die Regelgenauigkeit liegt hier bei 1-2 Zehntel. Ein respektables Ergebnis, wie ich finde.
Darunter sind die Pitchbend-Buttons platziert, deren maximale Tempoänderungen dem aktuell eingestellten Pitch-Wert entsprechen oder im Setup-Menü definiert werden dürfen. Der Tap-Button zur manuellen Tempoeingabe findet sich im Übrigen rechts unten neben dem Jogwheel. Ab dem zweiten Tastendruck wird ausgewertet. Längeres Betätigen schaltet den automatischen Beatcounter ein. Über dem Pitch-Fader sind zwei Drehregler positioniert, die Anlauf- und Bremszeiten, ähnlich einer Motor-Off-Schaltung am Plattenteller simulieren. Start- und Stopp-Verhalten lassen sich damit zehntelgenau von 0-10 Sekunden festlegen.

Fotostrecke: 2 Bilder 100 Millimeter Präzision sind zu schlagen…
Audio Samples
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Startstop 0s 03s 1s Startstop 5s 10s

Loops
Manuelle Loops gehören ja inzwischen oft schon bei einem Einsteigermodell zum Funktionsumfang, meist repräsentiert durch drei Tasten mit der Aufschrift IN, OUT und RELOOP. Exakt so ist es auch hier gehalten. Autoloop-Tasten sind in der Preiskategorie unter 400 Euro eher selten anzutreffen. Darüber gehören sie aber in der Regel zur Ausstattung dazu. Eine Quantisierung der Benutzereingaben findet beim Stanton logischerweise nicht statt, denn dazu wäre eine Wellenform-Analyse mit Beatgrid erforderlich – zuletzt gesichtet beim Pioneer-CDJ 2000/900 (UVP 1799/1499 EUR) in Verbindung mit der Recordbox-Software, die jedoch in einer anderen Preisliga spielen. Dennoch leistet das Autoloop-Feature des CMP gute Dienste, denn er fängt eine taktgenaue Schleife voreingestellter Länge auf Basis der kalkulierten Geschwindigkeit in BPM ein. Die Länge kann danach mittels zweier Tasten in einem Rahmen von einem halben bis 16 Beats verdoppelt oder halbiert werden. Prima, wenngleich die Tasten hier doch arg klein geraten sind. Die gleichen Buttons sind auch für das Effekt-Timing zuständig, welches von einem Takt bis zur Viertelnote reicht. Ob man nun die Loops oder Effekt-Timings dirigiert, wird über eine dritte Taste gesetzt. Und damit es nicht zu Verwechselungen kommt, leuchtet der Loop-Indikator rot und das FX-Lämpchen gelb. Da machen wir doch gleich mal mit den eingebauten Effekten weiter.

Fotostrecke: 2 Bilder Manuelle und automatische Loops im Gepäck

Effekte
Leider sind nur drei Genrevertreter (Echo, Flanger und Filter) mit an Bord, die auf Wunsch fröhlich im Takt schwingen. Echo und Flanger schließen sich aus, der Rest kann kombiniert werden. Zudem verfügt jeder über zwei steuerbare Attribute, die sich mit dem Jogwheel einstellen lassen. Der X-Wert entspricht „Time“, die Y-Koordinate der „Ratio“. On-Top gibt es noch eine Hold-Taste, die den aktuellen X-Wert einfriert. Ansonsten springt der Parameter auf den letzten eingefrorenen Zustand zurück.
Das Trio ist nicht herausragend, aber hört sich einigermaßen Danceflloor-tauglich für sporadische Einsätze an. Das Echo klingt zwar etwas blechern, zieht jedoch zügig wieder in den Takt. Das Filter klingt mir persönlich nicht schmutzig genug – aber da hat ja jeder seine eigene Philosophie. Die Beat-Synchronisation der Effekte kann bei Schwankungen der BPM-Analyse während der Laufzeit natürlich aus dem Tritt geraten.

Modulationszeiten und Loopcuts auf Tastendruck
Modulationszeiten und Loopcuts auf Tastendruck
Audio Samples
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Echo Echo beatsynchronisiert Flanger Flanger beatsynchronisiert Filter Filter beatsynchronisiert

Samplecue
Vier separate Pads, die praxisgerecht nah am Geschehen unter dem Teller positioniert wurden, nehmen entweder je einen Hotcue oder ein Sample auf. Im Hotcue-Betrieb springt der Song direkt an die markierte Stelle, was sich für remixartige Effekte oder zum Anfahren von Scratch-Punkten eignet. Ist der Sampler-Modus eingeschaltet, wird die Sample-Bank zum aktuellen Audiomaterial hinzugemischt, wobei die Lautstärke etwas zunimmt. CLEAR löscht die Pads. Obacht ist geboten, wenn man zum nächsten Track voranschreitet, und dieser noch keine eigenen Cue-Punkte hat – denn wenn man nicht zuvor den Sampler-Modus einschaltet und dann versehentlich auf die Hotcue-Taste hämmert, landet man wieder im alten Titel, der dann von der angetriggerten Position weiterspielt. Das erweitert aber vielleicht die kreativen Möglichkeiten. Und damit uns nicht so schnell die Luft ausgeht, liegt die Anzahl programmierbarer Cue-Punkte bei 2000 Stück (500 Tracks x 4). Ein paar Nachtschichten On-Top sind also vorprogrammiert.

Vier Buttons für Samples und Cues - auch Track-übergreifend einzusetzen
Vier Buttons für Samples und Cues – auch Track-übergreifend einzusetzen
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