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Stanton Groovemaster V3 MP4 Test

PRAXIS

Nachdem der Tonabnehmer auf dem Tonarm montiert und dessen Höhe angepasst ist, kann der Praxistest beginnen. Da das System Auflagekräfte von zwei bis fünf Gramm zulassen soll, beginne ich mit dem Minimum. Mal sehen, ob dieser relativ geringe Wert auch unter härteren Bedingungen funktioniert. Leider hüpft mir die Nadel bei diesem Setting unkontrollierbar aus der Rille, sobald ich eine laut gepresste Maxisingle auflege. Solche Tonträger sind insbesondere für DJs alltäglich genutzte Medien. Da in diesem Fall ein sicheres Abspielen gar erst ab etwa drei Gramm möglich ist, sollte der angegebene Mindestwert seitens des Herstellers eigentlich nach oben korrigiert werden. 
Bei leisen Tonträgern reichen zwei Gramm Auflagekraft für langsame Backspins, aber nicht für Basic-Scratches. Mixing wäre ab diesem Wert zwar möglich, aber nur mit entsprechender Vorsicht. Damit die Nadel sicher in der Spur bleibt, benötigt es für schnelle Backspins rund 3,8 Gramm. Auf schnelle, komplexere Scratches entfallen stattliche vier Gramm. Da der Nadelträger des Groovemasters ziemlich starr aufgehängt ist, erzeugt er erfreulicherweise beim Bewegen der Platte nur sehr wenig Störsignal-Anteile. 
Der Tonabnehmer ist prinzipbedingt wie seitens des Herstellers angekündigt nicht für Scratch- und Battle-DJs konzipiert, sondern für die mixende Fraktion hergestellt. Aufgrund der relativ hohen Auflagekräfte ist er allerdings kein besonders plattenschonender Vertreter seiner Zunft.  

Bei der Aufnahme der Soundbeispiele stellte sich heraus, dass Stantons Groovemaster bezüglich des Ausgangspegels zu den Spitzenreitern im Testumfeld gehört. Er ist gerade mal ein halbes Dezibel leiser als die beiden Top-Scorer Ortofon Concorde S-120 und Numark CS-1. Entsprechend kraftvoll wirkt er in der Gesamtbetrachtung. Hohe Frequenzen werden vom System sauber definiert und druckvoll wiedergegeben, während der mittlere Teil des Spektrums auf mich minimal breiig wirkt. Dem Sub-Anteil der Bässe fehlt es ein klein wenig an Durchsetzungsvermögen. Insgesamt landet der Groovemaster klanglich im oberen Mittelfeld. 

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Audio Samples
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Stanton Groovema V3 MP4

Zweite Meinung

(Daniel Wagner) 
Bei dem uns hier vorliegenden System handelt es sich um einen robusten Tonabnehmer mit einem sehr stabilen Nadelträger. Der Griff ist rutschig, weswegen einem das System aus den Fingern flutschen kann. Der verwendete Diamant ist elliptisch geschliffen. Aus diesem Grund sollte die Abtastung insbesondere bei hohen Frequenzen gut sein, was auch so von Stanton beworben wird. Die Scratch-Eigenschaften werden seitens des Herstellers nicht so hoch eingeschätzt, weswegen die Company das Tool als Producer-System bewirbt. 
Zu Anfang habe ich den V3 MP4 mit den laut Hersteller möglichen 2 Gramm Auflagekraft auf einer leisen LP ausprobiert. Das funktionierte tadellos. Gary Raffertys „Baker Street“ klingt dabei, wie ich es noch nicht so oft gehört habe. Luftig, aber vor allem extrem räumlich. Da gibt’s nichts zu beanstanden. Die seidigen Höhen der Platte kommen hervorragend zum Tragen. Die Mitten hingegen finde ich ein wenig unpräziser. Die phatten Housebeats von Groove Armada klingen straff und knackig. Die Subbässe könnten allerdings über ein wenig mehr Durchsetzungskraft verfügen. Ein rasches Zurückdrehen der Platte funktioniert bei einer Auflagekraft von 2 Gramm allerdings nicht, geschweige denn Backspins. Hierfür sind schon mal mindestens 3 Gramm nötig, und selbst die reichen nicht für jedes Vinyl. 
Eine Maxisingle bei 45 RPM, schön laut gepresst, so wie sie oft bei mir zum Einsatz kommt, braucht für einen reibungslosen Mix-Workflow satte 4 Gramm Auflagegewicht, sodass die Hersteller-Empfehlung meinerseits nur zu unterschreiben ist. Der Groovemaster V3 eignet sich hervorragend für das Studio bzw. zur Digitalisierung von Vinyl, doch für den rauhen DJ-Alltag ist er, ehrlich gesagt, nur bedingt geeignet, weil hohe Auflagekräfte eben nicht besonders plattenschonend sind.

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