Praxis
Der On/Off-Switch des Gerätes ist bei der Neuauflage von der Oberseite auf das vertieft montierte Backpanel gewandert. Das birgt leider einige Nachteile. Erstens ist dieser Schalter nun recht schwer zugänglich und wird außerdem partiell vom Winkelstecker des Kaltgerätekabels verdeckt. Erschwert wird so nicht nur das simple Ein- und Ausschalten des Turntables, sondern auch das langsame „auslaufen lassen“ des Plattentellers. Die bei Turntablists beliebten Motor-Off Scratch-Techniken können mit den neuen Stanton-Modellen nur eingeschränkt performt werden. Ersetzen könnte man das langsame „Auslaufen“ durch die Maximierung der Bremszeit des Plattentellers. Allerdings wurde der Drehknopf für die Bremszeit des Plattentellers auf das Anschlussfeld „verbannt“ und ist daher ebenso umständlich zu bedienen. Ein spontanes Umstellen dieses Parameters ist somit leider unmöglich. Reine Mix/Club-DJs dürfte die Änderung dieses Features im Gegensatz zu Turntablists und Scratch-DJs allerdings nicht stören. Dass sich bei den aktuellen Stanton-Modellen die Startzeit nun nicht mehr justieren lässt, finde ich nicht weiter schlimm. Meiner Erfahrung nach nutzen ohnehin nur wenige DJs dieses Feature.
Pitch und Keylock
Schade, dass Stanton bei unseren „Probanden“ den Pitch-On/Off-Taster abgeschafft hat. Dieser ist meiner Erkenntnis nach bei vielen DJs beliebt, die nun fehlende Keylock-Funktion ist für mich leichter verschmerzbar, da die Mehrheit der Anwender ihre Turntables mittlerweile oft in Verbindung mit einer DVS-Software nutzen. Und diese bietet in der Regel ohnehin eine Pitch-Korrektur an. Ebenso finde ich es völlig okay, dass bei den aktuellen Stanton-Plattenspielern der digitale Output weggefallen ist. Eine A/D-Wandlung findet ja mittlerweile oft im Mixer oder DVS-Interface statt. Nachteilig für die Scratcher unter den DJs ist hingegen die Tatsache, dass der Hersteller bei unseren Testkandidaten auf den zweiten Start/Stopp-Button verzichtet hat. Da Turntablist ihre Laufwerke in der Regel um 90 Grad gedreht aufstellen, wäre eine zusätzliche Taste bei diversen Mix- und Scratch-Techniken sehr hilfreich.
Antrieb, Plattenteller etc.
Eher unproblematisch: der fehlende Reverse-Button. Durch einen Doppelklick auf den regulären Start/Stopp-Button lässt sich die Laufrichtung des Plattentellers ebenso schnell und gut umkehren. Die neuen Stroboskopleuchten der Plattenteller sind sehr flach im Gehäuse verbaut. So kommen sie einem nicht in die Quere und liefern dennoch eine ausreichende Leuchtkraft zur Visualisierung des eingestellten Pitch-Wertes. Leider gilt das nicht für das aufsteckbare Target-Licht. Dessen Leuchtkraft ist für meinen Geschmack etwas zu schwach und der Lichtkegel scheint nicht breit genug. Am Anfang oder Ende einer 12-Inch bleibt die Nadel daher leider unbeleuchtet, egal wie man die Leuchte nun ausrichtet. Abgesehen von der sich teilweise nachteilig auswirkenden Reduzierung der Bedienelemente ist das Layout der neuen Stanton-Laufwerke übersichtlich und ergonomisch sinnvoll gestaltet.
Mix & Scratch
Getestet wurden die beiden Kandidaten zusammen mit dem Pioneer DJM-S9 Battlemixer sowie den Tonabnehmern Ortofon Gold und Elektro. Ähnlich wie beim Technics-Vorbild sind die Plattenteller der Stantons mit einer dicken Gummibeschichtung versehen. Diese sorgt für zusätzliche Laufruhe und bringt allgemein auch in Sachen Vibrationsschutz und Bassfeedback Vorteile. Trotz des reduzierten Gewichtes der Plattenspieler von zuvor 16,4 kg auf nun 10,2 kg erwiesen sich die beiden Laufwerke im Praxistest nicht zuletzt dank der effektiven Isolationsfüße als sehr Körperschall- und Bassfeedback-resistent. Zeit für ein paar ungezügelte Scrachtes, Backspins und dergleichen. Dank des hohen Drehmoments von 4,5 kg/cm, des stabilen Aufbaus von Chassis und Plattenteller und der hochwertigen Tonarme sind unsere beiden Testkandidaten bestens für die oben genannten Disziplinen geeignet. DJs, deren Schwerpunkte mehr beim Mixen und weniger im Scratching liegen, werden aufgrund der besseren Klangeigenschaften (Stichwort: horizontaler Spurfehlwinkel. Ausführliche Erklärungen gibt’s in unserem Spezial-Feature rund um den Plattenspieler das Modell ST-150M2 mit dem S-Shaped Tonarm bevorzugen. Für die „Kratzer“ und Turntablism-Nerds ist hingegen wegen der erhöhten Springfestigkeit die STR8-Variante mit dem geraden Tonarm zu empfehlen.
Mix & Sratch Session
Klang Phono-Preamp
Aufgrund der integrierten Phono-Preamps ist es natürlich angebracht, auch die Klangeigenschaft der Turntables zu bewerten. Das Ausgangssignal des Vorverstärkers ist erfreulich kraftvoll und rauscharm. Positiv hervorzuheben ist der durchgängig sehr druckvolle Bassbereich. Etwas verschwommen und leicht „muffig“ kommt das mittlere Frequenzfeld daher, während sich die Höhen erfreulich „luftig“ und transparent präsentieren. Getestet habe ich mit der Maxisingle „D.E.F. Momentum“ von D.E.F. feat. DJ Three D (1985). Dank der mächtigen und präzisen Bässe kamen die Oberheim DMX Kickdrums und die tiefen Synth-Basslines der Scheibe sehr gut zu Geltung. Refrain und Rap-Vocals des Songs wurden aufgrund der klanglichen Einschränkungen im Mittenfeld leider nicht ganz optimal reproduziert. Doch die Transparenz der Höhen sorgte u.a. für eine exzellente Wiedergabe der HiHats und des Lead-Synths. Trotz der Einschränkungen im mittleren Frequenzbereich reicht es für eine „Zwei-Minus“.
Mantec128 sagt:
#1 - 18.07.2021 um 07:34 Uhr
Im Vergleich zu anderen Super-OEMs wie RP7000 leider zu teuer und deutlich abgespeckt. Keine Empfehlung!