Praxis
Sounds
Mit 320 verschiedenen Klangfarben ist das Startone MK-200 für ein so günstiges Keyboard sehr üppig ausgestattet. Das Angebot lässt kaum etwas aus, von Pianos und E-Pianos über Orgeln, Gitarren, Bässe, Streicher und Bläser bis hin zu Synthesizer-Sounds ist fast alles dabei. Soviel Masse für so wenig Geld lässt jedoch stutzig werden, und tatsächlich entpuppen sich die Klänge des Keyboards schon nach wenigen Minuten des Ausprobierens als recht schwach. Die Samples sind kurz geloopt und klingen unnatürlich aus. In den höheren Lagen fallen die kurzen Loops und die weite Transposition der Samples besonders auf, wie es etwa im Beispiel „Violine“ zu hören ist. Die Anschlagdynamik kann ihre Stärken nicht voll ausspielen, weil die Klänge nicht über mehrere Velocity-Stufen verfügen. So hinterlässt das Startone MK-200 letztlich einen flachen und wenig inspirierenden Klangeindruck, der den günstigen Preis des Keyboards nicht verbergen kann. Bei den folgenden Soundbeispielen fällt außerdem auf, dass der Kopfhörerausgang leider recht stark rauscht. Wer hauptsächlich viele verschiedene Klänge für wenig Geld möchte, macht mit dem MK-200 sicherlich nichts falsch. Wenn die Qualität eine Rolle spielt, lohnt es sich für mein Empfinden aber, auf ein etwas höherwertiges Keyboard zu sparen.
Split / Layer
Anders als die meisten anderen so günstigen Keyboards bietet das Startone MK-200 sowohl eine Split- als auch eine Layer-Funktion (Dual). Insgesamt kann man bis zu drei Sounds gleichzeitig auf der Tastatur spielen: zwei geschichtete in der rechten Hand und einen weiteren in der linken. Der Splitpunkt ist im Funktionsmenü einstellbar. Im Mixer kann das Mischungsverhältnis der drei Sounds eingestellt werden und bis zu vier Kompletteinstellungen lassen sich im Registrierungsspeicher sichern. Diese Möglichkeiten gehen deutlich über das hinaus, was die Konkurrenz in ihren günstigsten Keyboards bietet, ändern jedoch auch nichts an der Tatsache, dass das Startone MK-200 klanglich kaum mithalten kann.
Begleitautomatik
Was die Zahl der Begleitrhythmen angeht, kann sich das Startone MK-200 in seiner Klasse sehen lassen. 110 Styles der verschiedensten Stilrichtungen mit je zwei Variationen warten auf ihren Einsatz. Zu jedem Style gibt es ein „One Touch Setting“ (OTS), das eine passende Klangfarbe einstellt, deren Wahl allerdings bei manchen Rhythmen etwas gewagt erscheint. Wie bei den Sounds fehlt leider eine genaue Liste. Auf dem Gehäuse sind nur die Kategorien aufgedruckt und auch die Bedienungsanleitung enthält keine vollständige Auflistung der Rhythmen. Auf der Suche zum Beispiel nach einem Bossa-Rhythmus muss man sich also auf sein Gespür verlassen und die entsprechende Kategorie durchhören. Auch die Styles lassen leider sofort erkennen, dass wir es hier nicht mit einem Premium-Keyboard zu tun haben. Sie wirken etwas lieblos programmiert und klingen sehr statisch. Die beiden Variationen unterscheiden sich zumeist nur marginal, indem zum Beispiel eine Fläche hinzu kommt. Die dünnen Sounds tragen nicht gerade zu einer lebendigen Begleitung bei. Vor allem bei den gerade einmal drei Drumkits ist das Klangmaterial schnell erschöpft und Sounds für modernere Grooves aus den Bereichen Dance und Hip Hop fehlen ganz. Beim genaueren Inspizieren der Drums musste ich zudem feststellen, dass eine offene Hi-Hat vergessen wurde – keines der drei Drumkits enthält eine solche. Auch für die Begleitautomatik gilt also: Das Startone MK-200 setzt auf viel Masse für ganz wenig Geld. Wer auf der Suche nach einem gut klingenden Keyboard ist, an dem man auch klanglich lange Freude hat, der sollte nach meinem Empfinden lieber etwas mehr ausgeben.
Die Beispiele beginnen jeweils mit dem Intro und gehen durch beide Variationen bis zum Ending. Hier wird auch deutlich, wie gering die Unterschiede zwischen den beiden Variationen bei den meisten Rhythmen sind.
Tastatur und Lautsprecher
Die Tastatur des Startone MK-200 ist für mein Empfinden tatsächlich das Beste am ganzen Keyboard. Es handelt sich um eine ungewichtete, anschlagdynamische Keyboardtastatur mit 61 Tasten, an der ich für diese Preisklasse nichts auszusetzen habe. Sie fühlt sich angenehm und kaum schwammig an und lässt sich gut kontrollieren. Mit einer Highend-Keyboardtastatur kann sie natürlich nicht mithalten, aber wir reden hier über ein Instrument für 89 Euro. Dafür ist das Gebotene völlig okay.
Die Lautsprecher überzeugen mich hingegen weniger. Die Leistung ist mit 2x 3 Watt im Rahmen des bei Einsteiger-Keyboards Üblichen, aber der Sound wirkt eher kraftlos und ein bisschen pappig. Bei hoher Lautstärke kommen die Speaker deutlich an ihre Grenzen. Fürs Kinderzimmer mag es reichen, aber der wahre Hörgenuss will hier nicht so recht aufkommen.
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Weitere Funktionen
Ein Blick auf die Ausstattungsliste des Startone MK-200 offenbart: Hier bekommt man schon für 89 Euro vieles, was bei den etablierten Herstellern erst in der 200-Euro-Klasse anfängt, zum Beispiel einen MIDI-Recorder, Split/Layer und den Registrierungsspeicher. Auch eine Übungsfunktion wurde integriert, mit der man die 100 mitgelieferten Songs üben kann. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die meisten dieser Extras jedoch als rudimentäre Minimalausstattung. Der Recorder zeichnet gerade einmal 350 Noten auf, das ist praktisch nichts. Dass der Speicher mit vier Plätzen ebenfalls nicht gerade üppig ausfällt, hatte ich ja schon erwähnt. Es erscheint ein bisschen so, als hätte man versucht, hauptsächlich möglichst viele Funktionen einzubauen; der praktische Nutzen scheint eine eher untergeordnete Rolle gespielt zu haben.
Die Übungsfunktion entspricht hingegen im Wesentlichen dem, was man auch bei den meisten anderen Einsteiger-Keyboards findet. In drei Lektionen wird man an die Songs herangeführt, wobei es zunächst nur um den richtigen Rhythmus, dann um die richtigen Noten und schließlich um alles zusammen geht. Linke und rechte Hand können getrennt geübt werden. Leider wird jedoch kein Notenheft mit den Noten zu den integrierten Songs mitgeliefert, sodass man ausschließlich nach Gehör üben kann.
Ronny Funk sagt:
#1 - 13.04.2017 um 13:38 Uhr
Wenn ich nach den Demos gehe, erinnert dieses Keyboard an das, was man vor ca. 20 Jahren für das 10-fache des Preises bekam.