Praxis
Bedienung
Das Instrument ist nach kurzer Einschaltzeit spielbereit. Wenn man die Funktionsweise eines Arranger-Keyboards kennt, findet man sich sehr schnell am Startone MK-400 zurecht. Selbst als Einsteiger wird man nicht lange brauchen, um sich mit der Bedienung des Geräts vertraut zu machen. Das monochrome Display zeigt alle nötigen Parameter, Namen und Noten an.
Im Aufbau des MK-400 wurde auf eine EXIT-Taste verzichtet, somit springt das Display, wenn keine Eingabe gemacht wird, selbstständig nach wenigen Sekunden immer wieder zum Hauptbildschirm zurück. Viele Parameter-Zahlenwerte werden relativ klein an einer Stelle des Displays dargestellt, da braucht man gute Augen. Besteht ein Name aus mehr Zeichen als dargestellt werden können, läuft der Text wie bei einem Laufband durch und wird anschließend abgekürzt angezeigt. Insgesamt geht die grundlegende Bedienung recht flüssig und logisch von der Hand, für spezielle Funktionen muss aber die Bedienungsanleitung zur Hand genommen werden. Als Spielhilfe verfügt das MK-400 neben dem Touch Pad über ein Pitchbend-Rad, welches die meisten Einsteiger-Keyboards in dieser Kategorie nicht bieten.
Tastatur und Lautsprecher
Die 5-Oktaven-Klaviatur (61 Tasten) ist anschlagdynamisch spielbar und macht einen wertigen Eindruck. In ihrer Struktur verfügen die schwarzen Tasten über eine leicht raue Oberfläche, um die Griffigkeit zu erhöhen. Auch die Lautsprecher machen einen ausgesprochen guten Job. Die beiden Speaker liefern mit 2 x 15 Watt ordentlich Druck und ein ausgewogenes Klangbild.
Sounds
Das Startone MK-400 bietet eine Polyphonie von 64 Stimmen, was bereits ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Preisklasse ist. 580 verschiedene Sounds sind im Angebot, dazu gesellen sich fünf User-Sounds, die aus eigenen Samples erzeugt werden können. Die Qualität der Klänge des MK-400 sind für diese Preiskategorie sehr gut. Hier einige Audiobeispiele, zunächst die Pianos:
Die akustischen Pianos können überzeugen, die E-Pianos könnten in mehreren Varianten vorhanden sein; die Orgeln und Akkordeons sind gut gelungen:
Im übrigen Soundvorrat finden sich viele brauchbare Klänge und andere, die etwas abfallen. Man sollte sich das komplette Klangangebot durchhören, um seine Favoriten zu finden. Hier einige Instrumental-Sounds von Gitarren bis Bläser:
Die Synth-Sounds klingen gut und können gerade durch die Möglichkeiten des Touch Pads und des Arpeggiators gut in Szene gesetzt werden.
Die 61 gebotenen Combis sind wiederum Einzelsounds, die bereits aus zwei Klängen bestehen. Das Startone MK-400 bietet allerdings zusätzlich eine echte Layer-Funktion, mit der man zwei beliebige Klänge gleichzeitig spielen kann. Außerdem lässt sich die Tastatur splitten und links ein weiterer Sound wählen.
Sampler
Die Sampler-Funktion des MK-400 ist wirklich klasse: Drückt man MIX und RECORD, so ist das MK-400 sofort aufnahmebereit und wartet auf ein Audiosignal. Für die Aufnahme verwendet man das eingebaute Mikrofon oder schließt ein externes Mikrofon an der Rückseite an. Die Aufnahme wird automatisch ausgelöst, sobald ein Ton oder ein Geräusch erkannt wird. Nach maximal zwei Sekunden Aufnahmezeit wird der Sampling-Prozess beendet und sogar mittels einer Tonhöhenkorrektur optimiert. Kurze Zeit später ist das Sample dann spielbereit! Auf diese Weise können fünf User-Sounds erzeugt werden, die auch nach Ausschalten des Instruments erhalten bleiben. Ich habe den Sample-Vorgang hier in einem kurzen Video dokumentiert und dabei USB-Audio verwendet, also das MK-400 über ein USB-Kabel direkt mit meinem iPhone verbunden. Dazu später mehr!
Styles, Album und Mix Patterns
Die 180 Styles des MK-400 sind in zwei Variationen vorhanden und bieten auch jeweils ein „Quick Setting“, also eine passende Klangeinstellung. Großer Pluspunkt: Man kann die Lautstärken der einzelnen Arranger-Spuren und der live gespielten Parts über die Taste MIXER getrennt einstellen und so auch Spuren muten, die man nicht hören will. Das ist praktisch, weil Begleitarrangements oft zu dicht programmiert sind und ausgedünnt besser klingen. Diese Einstellungen kann man dann auch in einer Komplettregistrierung ablegen. Allerdings musste ich beim Aufrufen einer solchen Performance die entsprechende Memory-Taste zweimal drücken, bis die Lautstärke-Werte der Spuren auch wirklich übernommen wurden. Das scheint ein kleiner Bug zu sein, der bestimmt behoben werden kann. Hier eine Auswahl unterschiedlicher Styles:
In den Audiobeispielen habe ich immer den vorgeschlagenen Quick Setting-Sounds mit der rechten Hand gespielt. Die Styles sind insgesamt geschmackvoll programmiert. Da ist viel Schönes dabei, Wunder sollte man keine erwarten. Praktisch ist die ALBUM Funktion, eine Musik-Datenbank mit 310 Einträgen, die es ermöglicht, für einen bestimmten Song sofort den passenden Style und das richtige Tempo zu finden:
Die Songauswahl des Albums ist allerdings etwas antiquiert, moderne Stücke sucht man hier vergeblich. Das gilt auch für die 180 MIDI-Songs, die im internen Speicher des MK-400 abgelegt sind und zu denen man mitspielen kann. Im LESSON Mode ist man angehalten die Melodie selbst zu spielen, deren Qualität das MK-400 im Anschluss noch bewertet. Schade, dass Noten zu den Übungen nicht zur Verfügung stehen.
Mithilfe der MIX PATTERN Funktion verwandelt sich das MK-400 in einen Pattern-Sequenzer. Es stehen 30 verschiedene fertig programmierte Pattern-Sätze (Mixe) zur Verfügung. Hier kommt jetzt die moderne Seite des MK-400 zum Vorschein, denn diese Mixe stammen alle aus dem EDM-Bereich. Jeder Mix besteht aus fünf verschiedenen „Abschnitten“ (A – E), zwischen denen mit den linken Arranger-Tasten umgeschaltet werden kann. Damit lässt sich in Echtzeit die Struktur – also der Aufbau – des jeweiligen Songs beeinflussen. Die Akkordfolgen dieser Abschnitte sind festgelegt, die Tonart ist jedoch änderbar, indem man einen Akkord mit der linken Hand spielt. Zusätzlich kann man mit den Tasten rechts über der Tastatur die sechs einzelnen Spuren (Kick, Snare, Drums, Bass, Synth1 und Synth2) ein- oder ausschalten und so die Dynamik des Songs steuern. Durch Verwendung des Touch Pads lässt sich die Musik weiterhin mithilfe von DJ-Effekten verfremden. Interessant ist der Slicer-Effekt, mit dem sich der Beat des Patterns zusätzlich rhythmisch zerhacken lässt. Dass man dazu noch mitspielen kann, steht außer Frage. Das Ganze bietet eine Menge Spielspaß. Hier ein Video mit dem Mix „Chillout 2“:
Im Anschluss noch drei weitere Audiobeispiele in DJ-Manier:
USB-Audio und -MIDI
Die USB-Schnittstelle des MK-400 hat es in sich: Man kann nicht nur MIDI-Daten zu einem Computer senden und empfangen, sondern auch Audio! In der DAW auf dem Computer wird das MK-400 als Audio-Interface mit der Bezeichnung „USB Keyboard“ erkannt. Alle Audio-Beispiele in diesem Test habe ich auf diesem Wege rein digital auf den Rechner übertragen und konnte sie umgekehrt auch sofort über die Lautsprecher des Keyboards abhören. Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein iOS-Gerät an das MK-400 anzuschließen. Dazu benötigt man nur einen USB-Lightning-Adapter, im Apple-Sprachgebrauch als Camera Connection Kit bekannt. GarageBand und andere Musiksoftware öffnen dem Anwender damit die Türen für eigene Musikproduktionen mit unendlichen Möglichkeiten.
Man kann natürlich auch einfach die Musik, die sich auf dem iOS-Device befindet, über das MK-400 hörbar machen. Dieses Feature wird in der Bedienungsanleitung überhaupt nicht erwähnt, dabei finde ich diese Funktion sehr praktisch und bemerkenswert! Ich konnte beispielsweise ein Zoom Meeting mit einem Klavierschüler mithilfe des MK-400 sehr schnell und effektiv einrichten: Dazu verwendete ich ein Mikrofon am MK-400, konnte mein Digitalpiano über den Aux-In-Anschluss ebenfalls einbinden und schloss meinen Kopfhörer an. In Zoom stellte ich das MK-400 als Ein- und Ausgangsgerät ein und schon war der Online-Unterricht auf digitaler Ebene durchführbar, ganz ohne Mischpult oder separates Audio-Interface. Auch die beiden Videos in diesem Test wurden so realisiert, indem das Audiosignal des MK-400 einfach digital über ein USB-Kabel und einen Lightning-Adapter direkt in mein iPhone geschickt wurde.
Song Recording und SD-Card
Mit dem Startone MK-400 lassen sich fünf User-Songs (MIDI) aufnehmen, die im internen Speicher abgelegt werden. Ist dieser Speicher voll ist, bietet sich die Möglichkeit, die User-Songs auf SD-Card zu archivieren. Neben MIDI-Aufnahmen sind auch Audio-Aufnahmen im wav-Format direkt auf die SD-Card möglich, welche direkt von der SD-Card abgespielt werden können. Audiodateien im MP3-Format werden vom MK-400 nicht unterstützt.
Sonstiges
Das FUNCTION Menü bietet einen Master-EQ mit sechs verschiedenen Einstellungen zur Anpassung des Klangverhaltens an eigene Vorstellungen. Auch lässt sich dort aus zehn verschiedenen Hall- und acht unterschiedlichen Chorus-Typen wählen. Ein weiterer DSP-Effekt ist den Sounds fest zugeordnet und kann nicht geregelt werden. Ansonsten können im FUNCTION Menü der Harmony-Effekt (9 Typen) und die Temperierung (6 Skalen-Typen) eingestellt werden.