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Steinberg CMC-Serie Test

PRAXIS

Zunächst gilt es die beiliegenden Treiber und, wenn man die Modelle CMC-PD oder QC erworben hat, die zugehörigen Editor-Tools zu installieren – das wohlgemerkt nur dann, wenn man vorhat, die Controller neu zu adressieren. Im reinen Cubase-Verbund kann man sich diesen Schritt sparen

Fotostrecke: 7 Bilder Auf geht’s

Allen CMCs gemeinsam ist eine weiße LED in der rechten, oberen Gehäuseecke, die bei intakter USB-Stromversorgung durch den Rechner oder USB-Hub freudig vor sich hin glimmt. Nach der Treiberinstallation und Einstöpseln an einem freien USB-Port erscheint der angeschlossene Controller dann ohne weiteres Zutun in der Liste der Fernsteuerungsgeräte. Die mit der Beschriftung korrespondierenden Funktionen sind vom Start weg fertig gemappt und können nicht verändert werden, wohl aber die über die Shift-Taste zugänglichen Funktionstasten (F1 – F8). Via Drop-Down-Menü lassen sich hier so gut wie alle Cubase-Funktionen auswählen. Ein entsprechendes CMC-Arsenal vorausgesetzt, lässt sich so ein Setup bauen, in dem man die Tastatur fast nur noch für die Eingabe von Track-Namen heranziehen muss.
Eingeschnappt reagiert Cubase hingegen, wenn man ihm im laufenden Betrieb einen der Controller entwendet. Auch reumütiges Wiedereinstöpseln bringt die DAW dann nicht mehr von ihrer Schmoll-Haltung ab.

Einen unvermittelt entfernten CMC-Controller quittiert Cubase mit einem Absturz
Einen unvermittelt entfernten CMC-Controller quittiert Cubase mit einem Absturz

Fader
Fangen wir mal mit dem Hinguckern der CMC-Serie an: Den Touch-Fadern (FD-, TP- und CH-Controller). Sie besitzen eine physikalische Auflösung von 128 Stufen, die dem MIDI-Standard entspricht (0-127). Unter der kapazitiven Oberfläche dienen 13 LED-Segmente zur Visualisierung des eingestellten Pegels (CH und FD) und des Kanalpegels (nur FD). Bei der TP-Einheit hingegen noch zur Steuerung und Darstellung der Transportfunktionen. In der normalen Auflösung reicht ihr Regelbereich folglich über die gesamte Cubase-Range von null bis +6 dB. Bei gedrückter Shift-Taste wird die Auflösung virtuell (denn physikalisch bleibt die Auflösung ja gleich) halbiert. Damit hat der Fader rein rechnerisch dann eine Auflösung von 1024 Stufen. Um so von Null bis zur maximalen Lautstärke zu gelangen, muss man die komplette Faderbahn entsprechend 16 Mal mit dem Finger „durchfahren“. In der Produktionspraxis zeigt sich diese Parametrisierung als durchaus brauchbar: Schnell mal im Normal-Modus die Vocal-Spur leiser ziehen und dann über Shift noch etwas nachjustieren geht bestens von der Hand – respektive Finger. Mit etwas Praxis und Erfahrung geht man sogar schnell dazu über gar nicht mehr zu „Fahren“, sondern direkt auf die Faderbahn zu tippen, um die Lautstärke zu bändigen.
Für das feinfühlige Regeln von Lautstärke-Verläufen in der Endmischung hingegen, fehlt mir persönlich aber die Präzision eines realen Faders. Das mag daran liegen, dass Fingerkuppen naturgemäß keine Spitze haben, sondern – je nach Andruckstärke – eine ovale Fläche von ca. 3 Millimetern Durchmesser – jeder Besitzer eines x-beliebigen Touchscreen-Gerätes wird wissen, was ich meine: Eine Webseite durchscrollen – kein Problem, den Cursor in einem Text genau positionieren schon eher. Im Test hatte ich in jedem Fall mehrmals die Situation, dass ich die „Catch“-Position des Faders – also den Punkt, an dem man ihn mit dem Finger abholt – nicht genau erwischt habe und noch mal nachgreifen musste – ein Phänomen das mir mit klassischen Fadern bislang noch nicht untergekommen ist.

Mal was Anderes: Mischen mit dem Finger
Mal was Anderes: Mischen mit dem Finger

Eine großartige Lightshow und gleichzeitig eine gute visuelle Kontrolle über die Lautstärken im Arrangement liefert die Meter-Darstellung der FD-Fader-Einheit. Als überaus praktisch erweist sich dabei auch die Möglichkeit, durch gleichzeitiges Drücken der Shift-Taste und Tippen ober- und unterhalb der Mitte des Faders auch Mutes schalten zu können. Perfekt ist hier wieder die Cubase-Integration geglückt: Koppelt man mehrere FDs an den Rechner, wird das automatisch erkannt und die angeschlossenen Einheiten zu Gruppen zusammengefasst (4/8/12/16-Kanäle).

Fotostrecke: 3 Bilder Der CMC-FD im Metering-Modus und…

Taster
Sämtliche Gummi-Taster der CMC-Controller geben ein angenehmes haptisches Feedback mit recht eindeutigem Druckpunkt. Prinzipbedingt fühlt sich Gummi natürlich ein Stück weit „schwammiger“ an, als dies bei ihren Pendants aus Plastik der Fall ist – letztlich ist das aber reine Geschmackssache. Ein gewisser Nachteil ergibt sich aus dem schicken Design bei dem alle Taster bündig mit der Gehäuseoberseite abschließen: Im „Blindbetrieb“ nämlich – wenn man also auf den Monitor schaut und nicht auf die Controller, lässt sich tentativ nicht sonderlich gut erfühlen, wo man gerade seine Finger hat und was man entsprechend drückt. Hier bieten Bauteile, die über das Gehäuse ragen ein Stück weit mehr haptische Orientierung. Mit ein bisschen Training gewinnt man aber auch hier die nötige Sicherheit, damit sich die Finger zurechtfinden.

Flacher als eine Pointe von Guido Cantz: Die Taster der CMC-Serie
Flacher als eine Pointe von Guido Cantz: Die Taster der CMC-Serie

Sehr gut gefällt mir das logische visuelle Feedback, das alle Taster mit ihrer Hintergrundbeleuchtung geben: Bei Funktionen, die nur temporär ausgelöst werden, wie beispielsweise das Umschalten eines Kanals oder das Setzen eines Markers, leuchtet der betreffende Taster nur kurz auf und fadet dann – mit einem kurzen Nachleuchten – ziemlich stylisch aus. Bei Schalt-Funktionen, wie Bypass, Mute oder Record behält die Beleuchtung ihren Zustand logischerweise bei. Auch hier ist die Cubase-Integration perfekt geglückt: Alle Betriebszustände werden bei Kanalwechseln augenblicklich abgeholt und entsprechend visualisiert.

Potis
Kommen wir zu den Drehknöpfen, die im CH-Channel- und QC-Quick-Controller zum Einsatz kommen. Ihr auffälligstes Merkmal ist sicherlich die giftgrüne Hintergrundbeleuchtung im Zentrum des Poti-Knopfes, welche in fünf Helligkeitsstufen (plus Dunkel) den entsprechenden Parameterwert luminesziert. Eine Unterscheidung von positiven und negativen Werten ist damit natürlich nicht möglich. So sieht man beispielsweise beim Panning lediglich, ob es an oder aus ist und wenn ja, ob es stark auf den Rand der Stereomitte zugeht (heller) oder nicht (dunkler). Ähnlich verhält es sich bei der Equalizer-Steuerung: Die Luminanz gibt lediglich Auskunft darüber, ob und wenn ja wie stark der Frequenzhub ist, ob es sich um Anhebung oder Absenkung handelt, verrät sie nicht.
Letztlich handelt es sich hier prinzipbedingt nur um ein hilfreiches visuelles Gimmick, denn wer würde schon ernsthaft bei hochsensiblen Bereichen wie Stereofeld und Equalisierung auf seine Augen vertrauen und nicht auf seine Ohren.

Optisch macht die Hintergrundbeleuchtung der Poti-Köpfe in jedem Fall mächtig was her
Optisch macht die Hintergrundbeleuchtung der Poti-Köpfe in jedem Fall mächtig was her

Was mich wirklich stört, ist die Rasterung der Potentiometer beim QC-Controller. Auch wenn sich die Auflösung via Shift derart verfeinern lässt, dass sich die Frequenzen bis aufs Hertz genau anfahren lassen – das leichte Klackern unter den Fingern stört beim Sweepen. Auch hätte ich hier gerne eine dritte Poti-Reihe (wie beim CC121) gesehen, um neben Frequenz und Gain auch die Filtergüte im direkten Zugriff zu haben.

Freude am Hantieren
Bevor ich im Anschluss mein Fazit ziehe, noch ein Gedanke: Bei der Betrachtung von Controllern steht meistens der Aspekt Effizienz im Vordergrund. Die Frage also, ob sich eine bestimmte Funktion schneller erreichen lässt als mit der Maus. An zweiter Stelle kommt dann oft die Haptik und damit verbunden die Probe, ob sich die zu steuernde Parameter Dank des Controllers besser beziehungsweise genauer regeln lassen. Das alles lässt sich im Rahmen eines Tests noch weitgehend gut herausfinden. Es gibt aber einen dritten Aspekt und der lässt sich kaum in Zahlen und Fakten fassen – nämlich die Ergonomie und die praktische Auswirkung auf die Art und Weise, wie man eine Software bedient. Denn seien wir ehrlich – wie oft kommt man nach einer langen Produktionssession aus dem Studio, und das leichte Brennen im Handgelenk flüstert bereits etwas von einer Sehnehnscheiden-Entzündung im Frühstadium. Daneben gesellte sich dann häufig jenes seltsame Gefühl, das man den Tag lang so viele Mausklicks und Tastatur-Shortcuts abgefeuerte, das man am Ende gar nicht mehr unterscheiden kann, ob man jetzt Musik produziert oder Half-Life gezockt hat. Das ist insofern traurig, als dass es sich beim Musikproduzieren ja um einen – im weitesten Sinne – sinnlichen Vorgang mit einem emotionalen Ergebnis handelt. Wer den Luxus genießt, jeden Tag vom freudigen Leuchten der Regler und Taster seiner API-, Neve- oder SSL-Konsole begrüßt zu werden, hat dieses Problem sicher nicht. Auf wen hingegen nur das öde Ensemble aus Tastatur und Maus wartet, das auch nicht anders aussieht als der Arbeitsplatz vom Steuerberater nebenan, der sollte sich schon überlegen, ob er dem Ort an dem er viele Stunden seines Lebens mit (hoffentlich) kreativem Tun verbringt, wenigstens ein bisschen Persönlichkeit und Exklusivität einhauchen möchte. Die Fragestellung, die sich daraus ergibt, ist also, ob ein Controller einem bei der Arbeit auch ein gutes, sinnliches Gefühl für das Musikmachen gibt – kurz: ob es Freude macht, damit zu hantieren. 

Mit so einer Reihe CMCs lässt sich Cubase nahezu mausfrei befehligen
Mit so einer Reihe CMCs lässt sich Cubase nahezu mausfrei befehligen

Das gesagt, antworte ich mit einem klaren „Ja“! Nach zwei Wochen, die der Controller-Reigen in meinem Studio verbrachte und dabei auch in einer „Real-Life“-Produktion zum Einsatz kam, kann ich sagen, dass das Arbeiten an und mit den CMCs definitiv mehr Spaß macht und „näher“ an der Musik ist, als die reine Mausbedienung. Nicht verschweigen möchte ich aber auch, dass es eine Woche brauchte, um mich motorisch mit den Gesellen unter meinen Fingern anzufreunden – also die Tastatur-/Maus-Kombination bewusst zu „verlernen“ und auf die CMCs umzuschwenken. Dabei waren es erstaunlicherweise drei Funktionen und Controller, die von mir am meisten genutzt wurden und sich als entsprechend nützlich erwiesen: Die spontane Lautstärkeregelung über die FD-Einheit, der unmittelbare Zugriff auf Solo/Mute und die Kanalansicht durch den CH-Controller und schlussendlich – so simpel wie man sich vorstellen kann – die ständige in Griffweite befindlichen Transportsektion Play/Stop/Cycle und die Zoom- und Scroll-Funktion des TP-Controllers. Das ist allerdings nur meinem ganz persönlichen Workflow geschuldet – andere Anwender, die vielleicht andere Prioritäten beim Produzieren haben, dürften höchstwahrscheinlich eine andere Kombination bevorzugen.
Durchweg überzeugend ist die bidirektionale Parameterübergabe zwischen Cubase und den CMCs: Egal, ob Pegel, Mute, Bypass oder Record – wechselt man zwischen den Kanälen hin und her, werden alle Betriebszustände und Parameterwerte korrekt abgeholt und vom betreffenden Controller über die Taster-, Fader- und Poti-Beleuchtung dargestellt. Perfekt! Besonders, wenn man zur späteren Stunde mal die Studiobeleuchtung runterdimmt, um sich ganz dem akustischen Geschehen zu widmen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die CMC-Controller machen auch im abgedunkelten Studio mächtig was her.
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