Cubase 14 in der Praxis: mehr Bewegung mit neuen Modulatoren
Modulatoren kennt man vor allem von der Klangerzeugung von Synthesizern – zum Beispiel vom Modulieren eines Filters über eine Hüllkurve oder einen LFO. Cubase 14 übernimmt dieses Konzept und überträgt es auf Spurebene. So könnt ihr nicht nur die Einstellungen von Synths, sondern auch alle anderen Parameter innerhalb eines Tracks beeinflussen.
Es ist jetzt zum Beispiel möglich, den Pan-Regler, das Mix-Verhältnis eines Halls oder auch die Flankensteilheit eines EQ-Bands zu modulieren – oder alles gleichzeitig. Hier handelt es sich um eines der wenigen exklusiven Features aus der Pro-Version.
Im zugehörigen Tab in der unteren Zone des Projektfensters stehen sechs Module einschließlich Shaper und Envelope-Follower (mit Sidechain-Eingang) bereit. Besonders spannend wird es, sobald sich die Modulatoren gegenseitig modulieren. Dass das Feature offensichtlich von Bitwig Studio inspiriert ist, ändert nichts daran, dass es ein enormes Potenzial für kreative Sounds birgt. Schön wären allerdings auch Modulatoren auf Projektebene. Aktuell kann ein Modulator nur die Parameter derjenigen Spur beeinflussen, auf der er sitzt.
Neuer Spur-Typ: Drumspur mit Drum Machine
Cubase 14 kommt der Artist- und Pro-Version mit einem neuen Spur-Typ: Die Drumspur ist ähnlich wie die Sampler-Spur fest mit einem Klangerzeuger verbunden, der ganz pragmatisch als Drum Machine benannt wurde. Die Klangerzeugung ist ein Hybrid aus synthetischer Klangerzeugung wie bei alten Drum Machines à la TR-808 und einer Sampling-Engine. Pro Pad könnt ihr bis zu vier Sounds aus unterschiedlichen Quellen stacken. Die Drumspur ist eindeutig auf elektronische Drums ausgelegt. Für Sounds von akustischen Drums bleibt der Groove Agent das Mittel der Wahl.
Über interne Pad-Effekte und globale Delay- und Reverb-Sends könnt ihr die Sounds weiter bearbeiten. Ihr habt aber auch die Möglichkeit, den Pads separate Kanäle im Mixer zu verpassen, womit sich alle denkbaren Bearbeitungen umsetzen lassen.
Für dich ausgesucht
Bei alledem stellt sich die berechtigte Frage, wie sinnvoll die feste Kombination aus einem Spur-Typ und einem einzelnen virtuellen Instrument ist. Ein Vorteil ist die tiefe Integration in die Programmoberfläche. Das zeigt sich unter anderem auch beim neuen Pattern-Editor.
Step-Sequencer mit Randomisierung
Beim neuen Pattern-Editor handelt es sich um einen klassischen Step-Sequencer. Eigentlich gibt es mit dem Drum-Editor bei Cubase bereits etwas in dieser Richtung. Der Pattern-Editor arbeitet dagegen wirklich rein pattern-basiert und bietet Extrafunktionen wie das zufällige Erzeugen von Parts. Cubase geht dabei sogar auf die Art des gewählten Instruments ein und erzeugt bei Hi-Hats eher durchgehende Pattern und bei Snares eher Backbeats.
Den Pattern-Editor findet ihr in Cubase Artist und Pro und ihr könnt ihn nicht nur mit der Drumspur, sondern auch mit allen möglichen Klangerzeugern nutzen. Damit das funktioniert, muss man die Instrumentenspur beim Erzeugen auf Pattern-Basis schalten. Das Mapping von anderen Klangerzeugern als der Drum Machine liest der Editor leider nicht aus – auch nicht beim zu Cubase gehörenden Groove Agent. Was außerdem noch fehlt, ist eine Undo-Funktion. Aktuell ist ein liebevoll programmiertes Pattern nach einem Klick auf die Randomisierung unwiederbringlich verloren.
Eine Neuerung, die auch die anderen MIDI-Editoren betrifft, ist, dass es für jede MIDI-Note jetzt auch Parameter für die Abspielwahrscheinlichkeit und die Anschlagstärke-Varianz gibt. So hält nun auch eine gewisse Randomisierung ihren Einzug in den Key-Editor – coole Sache!
Noten-Editor auf Basis von Dorico
Der Noten-Editor in Cubase war seit Jahren so etwas wie ein alter, mit Gerümpel vollgestellter Kellerraum, den niemand wirklich benutzt hat und über den man auch sonst ungern spricht. Nachdem Steinberg Dorico sich inzwischen längst als ernstzunehmende Notationssoftware etabliert hat, war zu erwarten, dass Cubase ein entsprechendes Upgrade erfährt. Genau das ist nun eingetreten, und zwar für alle Versionen von Elements bis Pro.
Seine Hauptaufgabe, ordentliches Notenmaterial ohne Umwege direkt aus Cubase heraus zu exportieren, erledigt der Noten-Editor anstandslos. Akkorde aus der Akkordspur könnt ihr euch dabei genauso anzeigen lassen wie Songtexte, die man notensynchron eingeben kann. Und sogar eine einfache Schlagzeugnotation setzt der Editor ordentlich um.
Außerdem bekommt man jede Menge zusätzlicher Spielanweisungen. Diese sind allerdings rein optischer Natur und haben keinen Einfluss auf die Widergabe. Der direkte Transfer in ein Dorico-Projekt ist natürlich ebenfalls vorgesehen. Eine Möglichkeit, Spuren oder Parts frei zu benennen, fehlt mir allerdings noch. Aktuell generiert Cubase die Bezeichnungen für Instrumente automatisch auf Basis des Track-Namens, und hier liegt die Software nicht immer ganz richtig.
Highlight unter den neuen Plugins: Shimmer
Shimmer ist ein Hall-Effekt, der einen Hall mit einem Pitch-Shifter und einer Feedback-Schleife kombiniert, um gigantische Klangwolken zu erzeugen. Die Technik geht auf Brian Eno zurück, der solche Effekte in den 80ern noch mit separaten Effektgeräten schuf. Das Konzept wird mittlerweile von vielen Plugins nachgeahmt – ein prominenter Vertreter ist Valhalla Shimmer.
Das Shimmer Reverb in Cubase Artist und Pro reiht sich ein und ist eine gute Wahl für surreale Hallfahnen. Fürs Sounddesign, insbesondere im Ambient-Bereich und für offensichtliche Effektwolken, ist es damit besser geeignet als für den subtilen Einsatz beim Mixing. Der Klang wirkt clean und modern und hat definitiv eine eigene Note – tolles Plugin! Auch für Anwender, die bereits über einen vergleichbaren Effekt verfügen, bringt es eine neue Farbe auf die Palette.
Studio Delay mit Effektsektion
Mit dem Studio Delay stellt Steinberg Usern von Cubase Artist und Pro ein weiteres neues Effekt-Plugin zur Verfügung. Interessant daran ist vor allem, dass man in die Delay-Fahne eingreifen kann. So entstehen direkt im Plugin zum Beispiel Wobble-Effekte, Modulationseffekte und Sättigung, aber auch Pitch-Shifting oder Reverb. Sinnvoll ist das natürlich vor allem, wenn man es Insert-Effekt verwendet.
Außerdem gibt es vorgefertigte Pattern für einzelne Echos, die sich aber leider nicht bearbeiten lassen. Vor allem eine Möglichkeit, das Panning einzelner Echos bearbeiten zu können, fände ich hilfreich. Ansonsten ist das Studio Delay eine schöne Option für das kreative Mixing, die kommerziellen Drittanbieter-Softwares in nichts nachsteht.
Auto Filter mit Envelope-Follower
Mit dem Auto-Filter kommt in Cubase Artist und Pro ein neues Filter-Plugin dazu. Die Besonderheit ist der Envelope-Follower. Der Eingangspegel steuert also den Cutoff. Dieses Konzept ist nicht neu. Man findet es beispielsweise bei den klassischen Ladder-Filtern von Moog.
Spannend ist, dass man über eine Sidechain und den Mix-Regler ein anderes Signal steuern kann. Das Gleiche könnte man im Grunde zwar auch mit den neuen Modulatoren und einem beliebigen Filter-Plugin erreichen. Für Cubase Artist User ist diese Art aber umso interessanter, weil sie hier auf die Modulatoren verzichten müssen.
Unterwassereffekt für die Elements-Nutzer
Nutzer von Cubase Elements gingen in Hinblick auf neue Plugin bisher leer aus. Auch wenn es sich bei dem Filter namens Underwater meiner Meinung nach nicht wirklich um ein Highlight handelt, soll es in diesem Review doch zumindest Erwähnung finden.
Die Besonderheit des rudimentären Lowpass-Filters ist, dass es mit einer extrem hohen Flankensteilheit arbeitet. Der Effekt schneidet das Signal also wie mit einer Rasierklinge an der Cutoff-Frequenz ab. Mir persönlich fehlen hier zusätzliche Regler – vor allem die Filterresonanz würde ich gerne steuern können.