Fazit
Während sich Sibelius spätestens seit dem Update auf Version 8 in einer Art Stillstand befindet, tut Dorico genau das, was sich viele Anwender gewünscht hätten: Es steckt voller Innovation und bringt reichlich frischen Wind in den Sektor der professionellen Notationssoftware. Wegen der meiner Meinung nach deutlich zu früh erfolgten Veröffentlichung hat man aber leider den Eindruck, dass sich die Software vor allem auf eben diese innovative Seite und damit sozusagen auf die Kür konzentriert und dabei das Pflicht-Programm außer Acht lässt. So bietet Dorico endlos tiefe Gestaltungsmöglichkeiten, die höchstwahrscheinlich nur von einer Handvoll Avantgarde-Komponisten wirklich vollständig ausgenutzt werden können. Grundlegende Features wie die Notation für Drumset, Akkordsymbole oder Voltenklammern sind aber noch nicht enthalten – und die allgemeine Bedienung hakt auch nach dem ersten Update noch an vielen, ja wirklich vielen Stellen.
Im Zuge meiner Recherchen habe ich diverse Foreneinträge und Kommentare des Entwicklerteams gelesen, von denen einer war, dass es im aktuellen Stadium der Software keinen Sinn machen würde, ein gedrucktes Handbuch zu veröffentlichen, da sich alles so schnell verändert – eine Aussage, die meiner Ansicht nach den Nagel auf den Kopf trifft. Dorico ist noch nicht fertig und wegen der grundlegenden Mängel noch nicht konkurrenzfähig mit Finale oder Sibelius. Andererseits ist es aber genauso teuer. Wenn es einmal fertig sein sollte, dann könnte es durchaus das Zeug dazu haben, die alteingesessenen Kontrahenten vom Platz zu fegen. Bis dahin darf man als Durchschnittsanwender aber getrost warten. Und so blicken wir gespannt in die Zukunft!
Für interessierte Nutzer gibt es auf der Website von Steinberg eine für 30 Tage voll funktionsfähige Demoversion.
- Freiheit bei der Eingabe und Gestaltung von Noten
- Intelligentes Verhalten beim Positionieren von Noten und Symbolen
- Offenes Seitenlayout
- Allgemein sehr innovative Ansätze
- In der aktuellen Version noch nicht konkurrenzfähig mit Sibelius und Finale
- Auch in Version 1.0.10 noch viele „Bugs“ und allgemein unfertig.
- Preis/Leistung
- Notationssoftware
- Offenes Seitenlayout
- VST3-Schnittstelle (VST2 eingeschränkt)
- Kopierschutz: Soft-eLicenser bzw. USB-eLicenser (eine Aktivierung pro Person)
- Systemvoraussetzungen: Windows 10 (64 Bit), Mac OS X 10.11 El Capitan oder macOS 12 Sierra, Intel oder AMD dual core CPU, 8 GB RAM empfohlen (4 GB minimum), 12 GB freier Festplattenspeicher, Bildschirmauflösung von 1,920 x 1,280 oder höher empfohlen (1,366 x 768 minimum), Internetverbindung zur Aktivierung und Registrierung, Systemkompatible Audio-Hardware
- Vollversion: 579,- € (Box), 559,- € (Download)
- Crossgrade von Finale, Sibelius oder Notion: 299,- € (Box), 279,- € (Download)
- Crossgrade von Finale, Sibelius oder Notion (Edu): 179,- € (Box), 159,- € (Download)
- Freiheit bei der Eingabe und Gestaltung von Noten
- Intelligentes Verhalten beim Positionieren von Noten und Symbolen
- Offenes Seitenlayout
- Allgemein sehr innovative Ansätze
- In der aktuellen Version noch nicht konkurrenzfähig mit Sibelius und Finale
- Auch in Version 1.0.10 noch viele „Bugs“ und allgemein unfertig.
- Preis/Leistung
Hooray sagt:
#1 - 14.12.2016 um 21:15 Uhr
Das hier beschriebene ist wohl richtig (habe selber noch nicht so tiefgehend mit der Demo gearbeitet). Wenn man aber nur den Normalpreis benennt, dann geht das auch an der Sache vorbei. Es gibt Crossgrade-Angebote, die - soweit ich sie verstanden habe - ausgesprochen attraktiv sind: das Crossgrade auf Dorico für ab 160 Euro! Gleichzeitig verlischt die Lizenz für Sib/Fin NICHT, d.h. man kann dort weiter arbeiten bei den Sachen, die Dorico noch nicht kann. Sicher kann man sagen, dass es recht früh ist, die Software zu veröffentlichen. Aber unter diesen Crossgrade Bedingungen finde ich es ausgesprochen akzeptabel. Zumal ja - das sagtest Du ja auch - die Diskussion mit Daniel Spreadbury recht fruchtbar vonstatten geht! Ich denke, das wird sich noch sehr positiv weiterentwickeln!
Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:
#1.1 - 15.12.2016 um 09:55 Uhr
Hallo Hooray, danke für deinen Kommentar! Es liegt mir vollkommen fern, Dorico das Potenzial abzusprechen, und ich hoffe, das hat sich nicht so transportiert. Andererseits hatte ich wohl noch nie eine so unfertige Software auf dem Rechner. Ich persönlich würde mit dem Kauf noch eine Weile abwarten, bis alles in trockenen Tüchern ist. Wer weiß, vielleicht schafft Dorico das innerhalb der nächsten Monate. Die Sache mit den 160,- € gilt allerdings für die Edu-Version des Crossgrades. Mit 279,- € für die normale Download-Version liegt Dorico nicht unbedingt in einem besonders günstigen Bereich. Wenn Steinberg ein drastisch reduziertes Einführungsangebot für Frühkäufer oder etwas in der Art gestartet hätte, dann hätte das die letztendliche Bewertung sicher verbessert. Bei aller Sympathie für sowohl den Hersteller (ich bin überzeugter Cubase-User) als auch die Software kann ich bei dieser Kombination aus Preis und Leistung aber nicht mehr als zwei Sterne vergeben.
Antwort auf #1 von Hooray
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenba6 sagt:
#1.1.1 - 16.01.2018 um 16:23 Uhr
Inzwischen hat sich einiges getan! Dorico hat mit der Version 1.2 einen ganz gewaltigen Schritt getan, Wiederholungen und Akkordsymbole sind jetzt drin. Akkordymbole sind derart vielfältig darstellbar, so etwas habe ich noch in keinem anderen Programm gesehen. Außerdem sieht der Notensatz einfach superb aus. Nicht so wie bei der Konkurrenz, wo man immer gleich sieht, dass der Notensatz aus dem Programm xyz ist.
Es wäre mal wieder Zeit für einen neuen Test! Spätestens mit einem neuen Update.
Antwort auf #1.1 von Alexander Aggi Berger (bonedo)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenmelon sagt:
#2 - 21.06.2018 um 20:41 Uhr
OK, das Review ist alt, aber irgendwie ist es schon schade, dass dem Verfasser das eigentlich Revolutionäre an Dorico entgangen ist: Dorico ist in Sachen Typographie bei Notensatz-Software geradezu ein Quantensprung, Software einer ganz neuen Generation. Klar, für den Musiklehrer oder den Wochenend-Komponisten, dessen Musik ohnehin nie in Druck geht, mag es angebracht sein, sich über fehlende Features aufzuregen, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die Notensatz-Profis nun das gute alte Score langsam aber sicher in Rente gehen kann; eine Zeitenwende. Denn obwohl die (Eigen-)Werbung Sibelius oder Finale häufig als "professionelle" Programme für Notensatz gepriesen hat, waren diese Programme nur mit sehr großem zusätzlichen Arbeitsaufwand für professionelle Publikationen verwendbar, zu sehr sah das Druckresultat jeweils nach "Computer-Grafik" aus. So kann man sagen, dass Dorico das erste im professionellen Bereich einsetzbare WYSIWYG-Notenschreibprogramm ist, und das erste, mit welchem man auch genügend Flexibilität hat, um darin gleich zu komponieren. Hinzu kommt, dass die Bedienung einfach genug ist, dass Dorico auch für den "Prosumer"-Markt interessant ist. Wie auch immer, es ist OK, eine Wertung von 2/5 abzugeben, aber diese Wertung sagt eben auch etwas über den Reviewer und seinen Anwendungsbereich aus, und ist daher mit großer Vorsicht zu genießen – es ist immer die Frage, wer ein Programm für was benutzt. So gäbe ein Notensatz-Profi (große Verlage, E-Musik Bereich) für Finale oder Sibelius vielleicht 2/5 resp. 1/5, während Dorico 4/5 erhielte. Natürlich ist dies hier eine Website für (Pop-)Musiker, aber dennoch ist es schade, wenn die Qualität einer Software so unerwähnt bleibt. Da wollte ich nur drauf hinweisen, dass man dies alles auch von einer ganz anderen Perspektive sehen kann.
Tim Leiser sagt:
#3 - 21.10.2020 um 17:56 Uhr
Dorico ist mittlerweile in Version 3.5 erhältlich und nicht ansatzweise mit Version 1 vergleichbar. Es ist schon sehr armselig von einem Magazin wie Bonedo, dass sich niemand bemüht, einen neuen Testbericht zu schreiben. In so vielen Punkten ist Dorico um längen vor Sibelius. Angefangen bei der Übersichtlichkeit.Andere Tester und User überschlagen sich vor Begeisterung. Nicht, dass ich das von Bonedo auch erwarte. Aber ignorieren ist absolut nicht angebracht. Nicht bei einer Software die sich in so einem hohen Tempo und gleichzeitig hoher Qualität entwickelt.
Matze Rother sagt:
#4 - 08.05.2022 um 23:22 Uhr
Wird es zu Dorico 4 einen Testbericht geben? Ich bin - ähnlich wie Tim Laiser - überrascht, dass das ignoriert wird. Ich kenne nur Dorico. Aber von ehemaligen Sibelius -Nutzern habe ich jetzt schon mehrmals gehört, wie viel besser Dorico seit Version 3.5 sei.