Steinberg Groove Agent 4 Test

Steinberg Groove Agent 4 im bonedo-Test: Als die erste Version des Groove Agent im Jahr 2003 in die Läden kam, war der Grundgedanke hinter der Software genauso einfach wie klar – man wollte es den Anwendern ermöglichen, die eigenen Ideen und Arrangements über möglichst wenige Mausklicks mit dem nötigen Groove und einem organischen Songaufbau zu versorgen, ohne dabei zu tief ins Detail abzutauchen. 11 Jahre später schickt Steinberg nun die vierte große Version des Agenten mit der Lizenz zum Grooven ins Feld. Auch wenn die Software weit umfangreicher und in Sachen Klang und Bedienbarkeit flexibler geworden ist, lässt sich das simple Grundkonzept heute noch erkennen.

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Ob allerdings wirklich noch alles so einfach ist wie früher und ob das Entwicklerteam sich davor bewahren konnte, trotz der vielen Erweiterungen ungewollt den Workflow zu sabotieren, werden wir in diesem investigativen bonedo-Test herausfinden!

Details

Umfang, Installation und Kompatibilität

Steinberg ist vor allem natürlich als Hersteller von Cubase bekannt, und als Anwender einer halbwegs aktuellen Ausbaustufe der DAW-Software wird man höchstwahrscheinlich schon auf den Namen „Groove Agent“ gestoßen sein. Seit Cubase 5 durfte man mit dem zur Standardausstattung gehörenden Groove Agent ONE Drumsamples über eine Oberfläche mit Pads im Stil der Akai MPC Drumcomputer abfahren. Dabei handelte es sich nicht etwa um die erste Version der hier getesteten Anwendung, sondern vielmehr um einen Seitenspross des weit älteren Software-Stammbaums. Die momentan aktuelle Version Cubase 7.5 hält dagegen die abgespeckte SE-Version des Groove Agent 4 bereit. Selbstverständlich läuft die Vollversion aber auch unter anderen Sequencern wie Logic, Live oder jeder anderen Software, die eine Schnittstelle für VST- oder AU-Plug-Ins bietet. Eine DAW-unabhängige Standalone-Version ist in dem auf zwei DVDs gelieferten und ca. 8,5 GB schweren Datenpaket ebenfalls enthalten. Die Installation auf dem Testrechner verlief flüssig und problemfrei. Allerdings ist anzumerken, dass zur Verwendung der Syncrosoft eLicenser vorausgesetzt wird – dabei handelt es sich um einen USB-Kopierschutzstecker, den man als Cubase-Anwender ohnehin besitzt, der von allen anderen jedoch zusätzlich erworben werden muss. Sobald die Lizenz online auf diesen übertragen wurde, kann der Groove Agent 4 auf jedem Rechner verwendet werden, in den der kleine Dongle eingesteckt wird. 

Ein Auftrag, drei Agenten – Das grundsätzliche Konzept

Wenn man als Produzent einen Profi-Trommler aus Fleisch und Blut im Studio hat, dann macht man ihm in der Regel gewisse Vorgaben. Man klärt ihn über den grundlegenden Musikstil auf, sagt ihm eventuell, an welchen Stellen er einen Fill oder Break einschieben soll und in welchen Parts er etwas mehr Gas geben und variationsreicher spielen oder andere Instrumente verwenden soll. Die weiteren Details überlässt man ganz entspannt dem Musiker selbst, der sich das Trommeln ja immerhin zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat und von daher schon wissen wird, was er tut. Auch wenn der Groove Agent in seiner aktuellen Version noch weit konkretere Angaben entgegennimmt, ist die Software nach wie vor in der Lage, ein ähnliches Verhalten wie ein solcher echter Musiker an den Tag zu legen – natürlich mit dem kleinen Unterschied, dass man in diesem Fall nicht mit dem Drummer redet, sondern an den Bedienelementen schraubt. Dazu sind insgesamt etwa 3800 Grooves und Fills vorhanden, die in eine breite Auswahl von unterschiedlichen Styles eingeordnet wurden. Der wesentliche Punkt an diesem Konzept ist, dass der Groove Agent innerhalb einer solchen Style-Library frei zwischen den aufeinander abgestimmten Grooves bzw. Fills umschalten kann, und das sorgt natürlich auch ohne viel Programmierarbeit für variationsreiche Drum-Tracks und den heiß ersehnten energetischen Aufbau in einem Songablauf. 

Die Acoustic Agents sind in die Bereiche Rock, Studio und Vintage unterteilt. Wer als Cubase-User die Library des Groove Agent ONE installiert hat, kann zudem auch diese mit dem Groove Agent 4 nutzen.
Die Acoustic Agents sind in die Bereiche Rock, Studio und Vintage unterteilt. Wer als Cubase-User die Library des Groove Agent ONE installiert hat, kann zudem auch diese mit dem Groove Agent 4 nutzen.

Da Trommler aber nicht immer gleich Trommler ist, präsentiert die Software gleich drei unterschiedliche Module, die auf akustische Drums (Acoustic Agent), Percussion-Instrumente (Percussion Agent) und elektronische Sounds (Beat Agent) spezialisiert sind. In diese Bereiche sind drei Drumsets (Studio, Rock und Vintage) mit je zwei Kicks und Snares, 23 Percussion-Instrumente und 100 Electro-Kits gegliedert, und tatsächlich handelt es sich bei dieser Unterteilung um mehr als eine bloße Struktur der Library. Jeder der drei Agents verfügt über zum Teil sehr deutlich voneinander abweichende Bedienelemente, die konkret auf die jeweilige Anwendung zugeschnitten sind. Bei Bedarf können bis zu vier dieser Module gleichzeitig verwendet werden, um komplexe Rhythmus-Tracks zu erstellen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Rock-Kit des Acoustic Agents…

Insgesamt klingt das doch schon recht vielversprechend. Dass Steinberg die drei Drumsets des Acoustic Agents als ultra-realistische Reproduktionen der echten Instrumente bewirbt und dabei von der nächsten Generation virtueller Drummer spricht, wirkt allerdings trotzdem wie ein kleiner Höhenflug der Selbstbeweihräucherung. In Bezug auf Klang und Realismus überrascht die Library tatsächlich, wenn man sich das relativ schlanke Datenvolumen von etwa 1 GB pro akustischem Kit vor Augen hält. Trotzdem darf man ruhig auf dem Boden bleiben und die Samples zwar als natürlich und nicht zwanghaft hochglanzpoliert aber nur mittelmäßig detailliert bezeichnen. Im Player gibt es einen Vergleich mit den gängigen Konkurrenzprodukten zu hören, die zum Teil noch weit effektiver auf die detailgenaue Abbildung von natürlichen Drums zugeschnitten sind. Vor allem gegen FXpansion BFD3 oder den Toontrack Superior Drummer 2 kann sich der Groove Agent 4 in der Disziplin „Realismus“ nur schwer behaupten. Für die folgenden Vergleiche wurden die internen Effekte der jeweiligen Plug-Ins deaktiviert, sodass der rein unbearbeitete Klang der Samples zu hören ist. 

Audio Samples
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Acoustic Agent (Rock-Kit)
 Acoustic Agent (Studio-Kit) Acoustic Agent (Vintage-Kit) XLN Audio Addictive Drums 2
 Toontrack EZdrummer 2
 Toontrack Superior Drummer 2 FXpansion BFD 3

Für Song-Ideen, Layouts und Vorproduktionen ist kompromissloser Realismus aber ohnehin nicht immer das höchste Dogma. Wenn der Workflow mit dem Groove-Agent tatsächlich so butterweich läuft, wie es das Konzept verspricht, dann wird der Trommler-Agent trotz des moderaten Detailgrads für viele Anwender weit attraktiver sein als die teils sehr komplexen Konkurrenten. Dem werden wir im Praxis-Teil auf den Grund gehen!

Praxis

Instrument- und Pattern-Pads

Beim ersten Öffnen des Groove Agent 4 stechen zunächst die linksseitig angeordneten Drum-Pads im MPC-Stil ins Auge. Die Bedienoberfläche bietet acht Bänke mit jeweils 16 Pads und somit 128 Slots, die je nach geladenem Preset mit Einzelinstrumenten und zusätzlich mit den dazugehörigen Patterns bestückt werden. So ist man im Gegensatz zum Groove Agent 3, der noch ein reiner Begleitautomat war, also nicht nur auf die enthaltenen MIDI-Grooves beschränkt, sondern kann völlig frei selbst spielen oder programmieren. Dies klingt einerseits zwar nicht sonderlich spektakulär, ist aber natürlich sehr zu begrüßen!

Fotostrecke: 3 Bilder Das Studio-Kit des Acoustic Agents in der Instrument-Ansicht.


Zwischen Intensity und Complexity – Der Style-Player

Für die angesprochene Kommunikation mit dem virtuellen Drummer und das Abspielen der entsprechenden Grooves und Variationen ist der Style-Player zuständig, der für jeden der drei Agenten ganz unterschiedlich gestaltet ist. Die Patterns aus dem Acoustic Agent lassen sich über eine großzügig dimensionierte XY-Matrix in Bezug auf Intensity (Anschlagstärke) und Complexity (unterschiedliche Groove-Variationen) bearbeiten. Um einen Drum-Track einem Song-Ablauf anzupassen, können die Regler automatisiert werden, alternativ lassen sich starre Konfigurationen aber natürlich auch auf freie Pattern-Pads legen. Die jeweils vier Intros und Endings und die acht Fills eines Styles werden dagegen ausschließlich über Pads angesteuert und ganz einfach über Drag & Drop zugewiesen. Zusätzlich gibt es einen sehr gut funktionierenden Jam-Mode, der zur Echtzeit-Begleitung beim Songwriting gedacht ist. Der Acoustic Agent bietet weiterhin eine Auto-Fill-Funktion für automatische Fills oder Breaks in festgelegten Abständen und eine Möglichkeit, die Complexity automatisch zu variieren, was in manchen Fällen durchaus für etwas mehr Lebendigkeit sorgen kann. 

Fotostrecke: 3 Bilder Im Bereich rechts unten findet sich der Style-Player mit der Performance-Sektion. In diesem Fall in der Variante des Acoustic Agents mit großzügiger XY-Matrix für Complexity und Intensity.


Ähnliches gilt für den Percussion Agent, allerdings lassen sich Intensity und Complexity hier separat für jedes Instrument anpassen und zusätzlich einzelne Groove-Elemente in Achtelnoten-Schritten rhythmisch verschieben. Da Electro-Beats von Natur aus etwas starrer sind als Live-Drums und Percussion, gibt es beim Beat Agent dagegen keinen Complexity-Regler, dafür aber einen vollwertigen Pattern-Editor, über den sich die Grooves direkt über die Software bearbeiten lassen. Selbstverständlich ist das aber auch im Sequencer möglich, denn die MIDI-Files lassen sich ohne Probleme über Drag & Drop auf eine MIDI-Spur ziehen bzw. von dort auch wieder importieren.

Den Pattern-Editor
Den Pattern-Editor

In den Audio-Beispielen sind die einzelnen Module bei der Arbeit zu hören. Auf Effekte im Mixer wurde dabei nach wie vor verzichtet. Die Ergebnisse mit dem Groove Agent sind in der Tat weit besser und natürlich lebendiger als bei der Verwendung von starren Loops, der Weg zum Ergebnis ist allerdings durchaus ein kleines Stückchen weiter.

Audio Samples
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Drum-Track Acoustic Agent (Vintage-Kit) Drum-Track Percussion Agent
 Drum-Track Beat Agent

Wie bereits angesprochen, können bis zu vier Agenten gleichzeitig verwendet werden, und dies macht natürlich Sinn, wenn Drums, Percussion und Electro-Beats kombiniert werden sollen. Die Einzelinstrumente werden in diesem Fall über separate MIDI-Kanäle angesteuert. Ein Kritikpunkt ist hier, dass die Patterns von Acoustic Agent und Beat Agent sich nicht vollständig aneinander anpassen lassen, da beide Module über ein exklusives Groove-Arsenal verfügen. Vollständig tightes Layering einer akustischen und einer elektronischen Kick oder Snare, wie es beispielsweise in den XLN Audio Addictive Drums 2 mit wenigen Mausklicks möglich ist, kann somit nur über einen Umweg in der DAW umgesetzt werden. Wenn Acoustic Agent und Beat Agent dagegen einfach nur gleichzeitig unterschiedliche Grooves spielen sollen, ist die Welt in dieser Hinsicht Ordnung, auch wenn in einem solchen Fall natürlich Anpassungen nötig sind, um das gröbste Groove-Rumpeln zu vermeiden. Zudem entstehen beim Laden mehrerer Presets gleichzeitig wiederum Doppelbelegungen der Pattern-Pads, was zur Folge hat, dass sich die Patterns der einzelnen Module nicht mehr separat ansteuern lassen und gleich die ganze Agentenschar munter drauflos trommelt. Dies lässt sich zwar umgehen, indem man beim Laden eines neuen Presets die Pattern-Pads auf „locked“ setzt und somit nur die Instrument-Pads lädt, die zugehörigen Patterns werden in diesem Fall aber gar nicht geladen. Eine gute Lösung wäre eine Funktion gewesen, die neue Patterns automatisch auf freie Pads legt oder dem Anwender bei belegten Pads zumindest ein entsprechendes Auswahlmenü präsentiert. Im Player hört ihr einen Track, für den die drei Agenten in gemeinsamer Mission unterwegs waren – diesmal mit aktivierter Effekt-Suite.

Audio Samples
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Acoustic, Percussion und Beat Agent gemeinsam

Sampler-Funktionen des Beat Agents

Dass ein virtuelles Drum-Studio, das über MPC-Pads verfügt, auch Sounds importieren kann, gehört fast zum guten Ton, und natürlich ist dies auch mit dem Groove Agent möglich. Die Funktionen sind hier sogar überraschend ausgereift, und so lassen sich auf einem Pad bis zu acht unterschiedliche Samples unterbringen, die je nach Bedarf gleichzeitig, abwechselnd oder in zufälliger Reihenfolge abgespielt werden und sich auch im Sinne eines Velocity-Layerings mit verschiedenen Samples für verschiedene Anschlagstärken abspielen lassen. Zudem bieten Pitch-, Filter- und Amp-Hüllkurven das grundlegende Handwerkszeug für ein wenig Sound-Design. Steinbergs Sampler-Flaggschiff HALion 5 kann der Groove Agent damit natürlich nicht das Wasser reichen, die Möglichkeiten sind aber vor allem für das Programming von Electro-Beats mit eigenen Samples mehr als ausreichend.  

Komplexer als vermutet: Für die Filter-Hüllkurve des Beat Agents stehen fünf Filter-Typen zur Auswahl: Classic, Tube Drive, Hard Clip, Bit Red und Rate Red. Auch für die jeweilige Filtergüte gibt es eine stattliche Liste an Möglichkeiten.
Komplexer als vermutet: Für die Filter-Hüllkurve des Beat Agents stehen fünf Filter-Typen zur Auswahl: Classic, Tube Drive, Hard Clip, Bit Red und Rate Red. Auch für die jeweilige Filtergüte gibt es eine stattliche Liste an Möglichkeiten.

Ein komplexer Mixer

Vor allem, da der Groove Agent 4 sich vornimmt, akustische Drums mit einem gewissen Realitätsgrad zu simulieren, ist ein komplexer Mixer mit Zugriff auf die Einzelkanäle quasi unerlässlich. Zwei Snare-Mikros (Snare Top und Snare Bottom) und zwei Kick-Mikros (Kick In und Kick Out) lassen sich ebenso wie einzelne Toms und Becken separat bearbeiten, werden der Übersicht halber aber in einer Gruppen-Ansicht mit Summenkanälen plus Overheads und Room dargestellt, was das direkte Arbeiten mit den einzelnen Sounds sehr einfach gestaltet. Das Routing nach außen ist ebenfalls hochflexibel, und so lassen sich alle Einzel- oder Summenkanäle einem der 16 Stereo-Ausgänge des Plug-Ins zuweisen, um im Mixer mit eigenen Effekten weiterbearbeitet zu werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Mixer des Acoustic Agents in der Ansicht für die Summenkanäle…

Der interne Mixer bietet allerdings ebenfalls eine eigene und recht umfangreiche Effekt-Suite, die auf den Algorithmen aus Cubase bzw. HALion 5 basiert. Die erwähnten Einzel- und Summenkanäle des Acoustic und Percussion Agent verfügen jeweils über einen Channel-Strip mit Equalizer, Kompressor, Bandsättigung und Transienten-Shaper. Die Kanäle des Beat Agent und weiterhin die bis zu vier Master-Channels der parallel arbeitenden Module, die vier Send-Wege und der letztendliche Haupt-Master-Channel können dagegen mit einer Auswahl aus 29 Effekten bestückt werden, die alles Nötige für einen anständigen Drum-Sound bieten. Die Presets machen allerdings ohnehin schon Gebrauch von den Möglichkeiten des internen Mixers, und so muss man sich nicht zu viele Gedanken um die tontechnischen Feinheiten machen, sondern kann sich auf die Musik konzentrieren.
Im Folgenden sind einige der Presets zu hören. Jedes der drei Drumsets aus dem Acoustic Agent ist dabei mit unterschiedlich deutlicher Bearbeitung zu hören. Der Klang gewinnt in den meisten Fällen natürlich eine ordentliche Portion Punch, leider fällt aber spätestens an dieser Stelle auf, dass viele der enthaltenen Grooves für den Acoustic Agent recht stolperig klingen und eine Verwendung des stufenlosen Quantisierungsreglers durchaus Sinn macht!

Audio Samples
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Acoustic Agent: Grunge
 Acoustic Agent: Disco Pop
 Acoustic Agent: Southern Rock
 Percussion Agent: Disco Funk
 Beat Agent: Dark Ambient
 Beat Agent: Dubstep
 Beat Agent: Kitchen-Kit

Der Groove Agent und E-Drums

Wegen des klassischen Designs mit den Drum-Pads ist es natürlich naheliegend, zum Spielen der Sounds einen entsprechenden Hardware-Controller im MPC-Stil zu verwenden. Dies funktioniert als Alternative zum klassischen Masterkeyboard absolut problemfrei. Im Zusammenspiel mit einem E-Drumset kann der Groove Agent 4 allerdings noch nicht wirklich überzeugen. Zwar gibt es eine MIDI-Learn-Funktion, mit der man das Mapping der Pads an die unterschiedlichen Mappings der E-Drums verschiedener Hersteller anpassen kann, allerdings sind bei der Neuzuweisung eines Pads Doppelbelegungen an der Tagesordnung. Ein kleines Beispiel gefällig? Die Snare eines E-Drumsets wird nicht über die MIDI-Note D1 (so wie der Groove Agent das gerne hätte), sondern über ein F1 getriggert. Schaltet man das entsprechende Pad auf MIDI-Learn und schlägt darauf die Snare eines verbundenen E-Drumsets an, wird die neue Note zwar problemlos zugewiesen, das zuvor dem F1 zugewiesene Pad bleibt aber ebenfalls auf dem F1. Folglich werden ohne jeglichen Hinweis zwei Sounds gleichzeitig abgespielt. Eine Option, die eine bestehende Zuweisung automatisch aufhebt oder zumindest einen Dialog mit entsprechenden Optionen öffnet, wäre hier sicher hilfreich, denn momentan muss man noch von Hand Ordnung in die Pads bringen. Wenn nun auch noch gleichzeitig Instrument- und Pattern-Pads über den gleichen MIDI-Kanal gesteuert werden sollen, wird die ganze Angelegenheit ein weiteres Mal etwas unübersichtlich. 

Fazit

Der Groove Agent ist mit dem Schritt von Version 3 auf Version 4 zu einem richtigen kleinen Parameter-Monster geworden. Parallelen zu Steinbergs DAW-Flaggschiff Cubase oder auch dem hochflexiblen Sampler HALion sind deutlich zu erkennen, und es würde mich nicht wundern, wenn der Trommel-Agent irgendwo eine versteckte Funktion zum Abhören des Mobiltelefons der Kanzlerin hätte! Der im Vergleich zum Vorgänger deutlich erweiterte Funktionsumfang fordert allerdings auch seinen Tribut in Bezug auf das intuitive Arbeiten mit der Software, und vor allem das nicht wirklich stimmige Konzept von Instrument- und Pattern-Pads kann man je nach Anwendungsfall als eine echte Workflow-Bremse bezeichnen. Die zum Teil untighten Grooves für den Acoustic Agent lassen sich ebenfalls nicht als Pluspunkt vermerken. Wer jedoch bereit ist, sich in die Software einzuarbeiten und die Fallstricke zu berücksichtigen, dem bleibt mehr als nur ein Quantum Trost: Alleine durch die Vielseitigkeit der drei Agenten hat die Library einiges auf der Pfanne, und auch wenn die stilistisch vielfältigen Sounds es in Sachen Realismus nicht ganz mit den großen Sample-Spezialisten für akustische Drums aufnehmen können, so wirken sie gemessen am geringen Speicherbedarf doch überraschend detailliert. Das Konzept, eine Performance durch klar aufeinander abgestimmte Variationen von Grooves und Fills lebendiger zu gestalten, ist ebenfalls ein Punkt, der die Software für das Songwriting, Layouts und Vorproduktionen sehr interessant macht.

PRO:

  • Großer Funktionsumfang

  • Durchweg kräftiger und stilistisch vielseitig einsetzbarer Klang
  • Viele Presets

  • Komplexer aber übersichtlicher Mixer mit Effekt-Suite
  • Zusätzliche Sampler-Funktionen

  • Loop-Slicing mit automatischer Erkennung des Instrumenten-Typs

CONTRA:
  • Gesteigerter Funktionsumfang geht auf Kosten der bisher intuitiven Bedienung

  • Enthaltene Drumset-Grooves zum Teil nicht tight eingespielt
  • Doppelbelegungen von Pads mit Instrumenten und Patterns zum Teil verwirrend

  • Layering von Einzelinstrumenten aus Acoustic und Beat Agent nur über Umweg
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Features:
  • Facts:
  • Virtuelles Drum-Studio
Läuft als Standalone-Version und VST- oder AU-Plug-In (je 32/64 Bit)
3 akustische Kits, 23 Percussion-Instrumente, 100 Electro-Kits 
3800 Grooves und Fills aus unterschiedlichsten Stilistiken
  • Minimale Systemanforderungen:
  • PC: Windows 7 oder höher
  • MAC: OS X 10.8/10.9
Intel-Mac
  • 4 GB RAM
10 GB Festplattenspeicher
Syncrosoft eLicenser (USB-Dongle)
DVD-Laufwerk für Boxed-Version
Internet-Verbindung für Download und Installation
Preis:
  • EUR 179,- (UVP) 

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Großer Funktionsumfang

  • Durchweg kräftiger und stilistisch vielseitig einsetzbarer Klang

  • Viele Presets

  • Komplexer aber übersichtlicher Mixer mit Effekt-Suite

  • Zusätzliche Sampler-Funktionen

  • Loop-Slicing mit automatischer Erkennung des Instrumenten-Typs
Contra
  • Gesteigerter Funktionsumfang geht auf Kosten der bisher intuitiven Bedienung

  • Enthaltene Drumset-Grooves zum Teil nicht tight eingespielt

  • Doppelbelegungen von Pads mit Instrumenten und Patterns zum Teil verwirrend

  • Layering von Einzelinstrumenten aus Acoustic und Beat Agent nur über Umweg
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