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Steinberg HALion Sonic Test

Praxis

Die Konzepte von Klangerzeugern können noch so gut sein, letztlich kommt es doch auf den Klang an. Und da hat die HALion-Sonic-Library einiges zu bieten. Über 1200 Presets stehen dem geneigten Nutzer zur Verfügung. Das ist allerhand und nicht mal eben so durchzuhören, man muss sich schon etwas Zeit nehmen. Sehr angenehm aufgefallen ist mir, dass die Sounds/Programme über einen Browser (Media Bay) ausgewählt werden – der hat vier Spalten, über die sich die Suche einfach gestaltet. Wie praktisch das ist, zeigt das folgende Beispiel mit der werksmäßigen Belegung der vier Spalten: In der ersten Spalte wählt man die Kategorie (etwa Guitar/Plucked), in der zweiten die Unter-Kategorie (z. B. A. Guitar oder E. Guitar), in der dritten Spalte den musikalischen Stil (Pop, Rock, Classical usw.). Und wem die Eingrenzung dann immer noch nicht reicht, der kann in der vierten Spalte noch den Charakter des Sounds über ein Adjektiv auswählen. Doch damit nicht genug: Nach welchen Kriterien die Klänge sortiert werden lässt sich auswählen. Neben zehn verschiedenen musikalischen Kriterien stehen auch die Namen, ein Sternchen-Bewertungs-System und einige mehr zur Verfügung. Die Ergebnisse werden in einer Liste unterhalb der Spalten angezeigt (siehe Abbildung), per Doppelklick wird der Sound dann in den aktuell angewählten Slot des Multi Program Racks geladen.

Audio Samples
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Guitar CP80 Organ Song Strings Tenor Sax Wurli

Zur Bewertung der Programme orientiere ich mich an den verschiedenen Klanggruppen, die HALion Sonic anbietet: Alphabetisch startet die Reihe mit der Gruppe „Accordion“, zu der sich auch die Mundharmonika gesellt. Beide Instrumente sind in den Klangarsenalen der diversen Sampling-Libraries nicht besonders häufig anzutreffen, werden aber auch nicht von jedem gebraucht. Mir persönlich haben die Klänge ganz gut gefallen, weil sie eine sinnvolle Auswahl der möglichen Klangfarben dieser beiden Instrumente liefern. Bei den verschiedenen Akkordeon-Typen habe ich gar nichts zu meckern, die Mundharmonika kann – je nach musikalischem Umfeld – schon mal als „aus der Dose“ auffallen.
Die Bässe sind rundum gelungen. Es gibt ein paar sehr gut klingende Kontrabass-Presets, viele E-Bässe und noch viel mehr Synth-Bässe. Zwar ist auch in diesem Bereich das Angebot eines Spezial-Instruments wie Spectrasonics Trillian größer und der Klang auch noch ein wenig besser,  aber in dieser Kategorie ist HALion Sonic wirklich recht gut.
Im Bläserbereich gibt es den üblichen Workstation-Mix: ein paar Samples von Einzelinstrumenten (Trompete, Posaune und Horn) und einige Section-Samples, zum Teil recht gut gelungen. Aber auch Synth-Bläser dürfen nicht fehlen. Deren Programmierung ist nach meinem Geschmack vollends geglückt. Auch den Bläser-Bereich würde ich daher als gelungen bezeichnen.

Ähnliches gilt für die Gruppe „Chromatic Percussion“, in der sich Glockenspiel, Xylophon, Vibraphon sowie Marimba und Kalimba tummeln. Alle Klänge wirken natürlich und müssen in einer Produktion später nicht ausgetauscht werden.

Bei den Drums ist es etwas problematischer: Die mitgelieferten Loops sind überwiegend ordentlich und entweder komplett oder als Slices spielbar. Die Drumkits sind alles in allem ein bisschen bieder und wirken zum Teil etwas indirekt. Für ein Demo sollte das aber reichen.

Ausgesprochen gut gefallen haben mir die elektrischen Gitarren. Neben cleanen und stärker verzerrten Modellen haben mir vor allen Dingen die crunchy Sounds gefallen. Alle Känge sind gut spielbar und aus meiner Sicht wirklich sehr frisch. Die akustischen Gitarren haben mich nicht so überzeugt, aber das hat bisher noch bei keinem Software-Instrument so richtig befriedigend geklappt. Um mal eben schnell eine Idee zu skizzieren sind aber auch diese Klänge ok.

Beim Test der Gitarrenklänge habe ich auch den FlexPhrase genannten Phrasengenerator sehr zu schätzen gelernt. Der steht für jede Ebene zur Verfügung, so dass es theoretisch möglich wäre, mehrere verschiedene Phrasen gleichzeitig wiederzugeben. Das kann an mancher Stelle etwas verwirrend sein. Aber ansonsten ist dieser Phrasengeber eine große Hilfe für das realistische Spiel von Naturinstrumenten – insbesondere bei Gitarrenklängen – und Inspirationsquelle.

Unter dem Kategorienamen „Keyboard“ findet sich eine gut sortierte und gut klingende Sammlung der Instrumente E-Piano (in vielen verschiedenen Facetten), Clavinet und Harpsichord. Genau wie bei der Kategorie „Orgel“ gibt es hier nichts zu meckern. Die Auswahl ist reichhaltig, so dass man für die meisten Fälle gut gerüstet ist.

Aus dem Bereich der Naturinstrumente bleiben noch die Holzbläser und die Pianos übrig. Auch diese beiden Rubriken sind ganz ordentlich, auch wenn man nicht zuviel erwarten darf. Die Pianos haben zwar einen guten Grundklang, verglichen mit Spezial-VST-Instrumenten fehlt ihnen aber die Detailgenauigkeit für ein wirklich dynamisches Spielgefühl. Ein bisschen 80er-Jahre-Feeling wird auch mitgeliefert: ein CP-80 Grand Piano, das damals von Yamaha gebaut wurde.

Bei den Holzbläsern gibt es je ein Preset für Fagott, Oboe, Flöte und Klarinette, dafür ist das Saxophon mit 22 verschiedenen Varianten vom Bariton bis zum Sopran vertreten. Alle Klänge wirken solide und stehen einer All-in-one-Workstation gut zu Gesicht.

Eine wirkliche Stärke des HALion Sonic ist die Synthesizer-Abteilung: Unterteilt in die Kategorien Synth Comp, Synth Lead und Synth Pad finden sich hier zahlreiche Sounds, die – anders als bei den früheren Hardware-Workstations – im HALion Sonic von Grund auf erzeugt werden und nicht auf ausproduzierten Samples basieren.

Die Rubriken Music FX, Sound FX und Vocals sind aus meiner Sicht mehr oder minder sinnvolle Zugaben und bieten nichts, was ich von einer guten Workstation erwarte. Sie stören nicht, bringen aber auch nichts.

Besonderheiten
Drei Dinge unterscheiden HALion Sonic wesentlich von vielen anderen Software-Klangerzeugern: Die oben bereits kurz erwähnten FlexPhrases bieten sehr gute Phrasen für alle wichtigen Instrumentengruppen. Es geht ein wenig in die Richtung eines Korg Karma, falls sich noch jemand an dieses Konzept erinnern kann.
HALion-Sonic unterstützt die VST-Expression-Technologie, die mit VST 3 eingeführt wurde. Insbesondere bei der Arbeit mit Orchester-Instrumenten kommt diese neue Technologie dem Nutzer zugute. Dieser neue Standard macht es möglich, dass verschiedene Artikulationen eines Instruments nicht mehr über MIDI-Controller umgeschaltet werden müssen, sondern intuitiv im Editor bearbeitet werden können. Die verfügbaren Artikulationen werden als Klartext im Key- und Score-Editor dargestellt und sind dadurch deutlich einfacher zu handhaben. Schade ist nur, dass die HALion-Sonic-Library so wenig Gebrauch von diesen Möglichkeiten macht. Möglicherweise kommt aber noch Nachschub in Form von zusätzlichen Soundsets, die als Ergänzung dienen könnten.
HALion Sonic hat einiges für den Live-Musiker im Angebot: So lassen sich zum Beispiel Multi-Setups anlegen, über die bis zu 16 Sounds gleichzeitig geladen werden können. Sofern es sich um komplexe Samples handelt, kann der Ladevorgang schon einen Moment dauern. Grundsätzlich werden ausgewählte Klänge aber im Hintergrund geladen, so dass der aktuelle Sound spielbar bleibt. Das Anlegen von Splits und Layern ist im MIDI-Bereich des Editors angesiedelt und sehr übersichtlich gelöst. Für jedes Program gibt es so genannte Quick Controls, mit denen man direkt  auf die wichtigsten Klangformungsparameter zugreift.

Die wesentlichen Mix-Parameter für die bis zu 16 Klänge lassen sich in HALion-Sonic in einem Fenster einstellen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die wesentlichen Mix-Parameter für die bis zu 16 Klänge lassen sich in HALion-Sonic in einem Fenster einstellen.
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