Bevor wir nun richtig loslegen, noch ein paar Worte zum technischen Hintergrund der Software, ihrer Installation und der Library. The Grand 3 läuft gleichermaßen auf PC und MAC als Standalone, AU, ReWire-Slave und natürlich als VST-Plugin. Erfreulicherweise wird neben VST3 auch die ältere VST2-Schnittstelle noch unterstützt. Auch Nutzer von Cubase SX 3 können das Plugin also problemlos einbinden. RTAS-Support gibt es dagegen nicht, Benutzer von Pro Tools greifen dementsprechend auf ReWire zurück. Bei der Installation des Contents der vier DVDs ermöglicht es das flexible Setup, frei zu wählen, welche Bestandteile der Library auf die Festplatte kopiert werden sollen. Währenddessen bietet es sich an, einen kurzen Blick in das schlanke Benutzerhandbuch zu werfen, das in Englisch, Französisch und Deutsch vorliegt. Darauf folgt, wie bei jeder aktuellen Steinberg Software, noch der Download der Lizenz auf den Steinberg Key, einen USB-Kopierschutzstecker. Sofern kein Internetzugang besteht, lässt sich dies natürlich auch über einen anderen Rechner machen: Einfach das Syncrosoft Lizenz-Kontroll-Center installieren, den Aktivierungscode eingeben und die Lizenz herunterladen. Der Steinberg Key muss übrigens, sofern noch nicht vorhanden, zusätzlich erworben werden.
Anstatt der beiden Pianos, zwischen denen man sich bei The Grand 2 entscheiden konnte und die mit der schlichten Bezeichnung „Model 1“ und „Model 2“ versehen waren, bietet die aktuelle Version einen Fuhrpark von insgesamt fünf neuen Instrumenten – Drei Flügel (Yamaha C7, Steinway D und ein Bösendorfer 290 Imperial), ein Upright Piano (Nordiska) und ein E-Piano (Yamaha CP80). Bis auf das letztgenannte wurden diese aus jeweils zwei Mikrofonpositionen heraus in einem Studio in Schweden aufgenommen. Den einzelnen Models und vor allem ihrem Klang werden wir uns im weiteren Verlauf dieses Tests natürlich noch genauer widmen. Der gesamte Content kommt auf eine Größe von 88 GB, wird aber durch verlustfreie Datenkompression wieder so weit reduziert, dass auf der Festplatte „nur“ ca. 30 GB beansprucht werden. Wer eine der Vorgängerversionen sein Eigen nennt, kann diese natürlich weiter nutzen, enthalten sind sie beim Neukauf aber leider nicht. Schade!
Alle Instrumente liegen in 24 Bit und mit bis zu 20 Velocity Layers vor. Jede Taste wurde also mit bis zu 20 verschiedenen Anschlagstärken von hauchzart bis extrem kraftvoll aufgenommen, wobei die Abklingphasen naturbelassen sind und keine künstlichen Loops zur Verlängerung des Abklingens eingesetzt werden. Im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten (i.d.R. zwischen 10 und 16 Velocity Layers) liegt The Grand 3 hier also ganz vorne. Neben erhöhtem Realismus verringert sich dadurch auch die Wahrscheinlichkeit, dass in einer MIDI-Aufnahme einzelne Töne „herausspringen“, weil sie durch minimale Unterschiede beim Einspielen einem anderen Layer zugeordnet werden. Dementsprechend ist also weniger Nachbearbeitung nötig.
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Zusätzlich steuert jeder Tastendruck eine Reihe von Extra-Samples an, wie zum Beispiel das Geräusch des Hammers, der auf die Saite trifft, oder das Resonieren der anderen Saiten bei gedrücktem Sustain-Pedal. Wie bei den meisten aktuellen Sample-Playern wird nur ein Teil des Contents in den RAM geladen. Der Rest wird bei Bedarf direkt von der Festplatte gestreamt, was natürlich voraussetzt, dass diese entsprechend schnell ist (7200 rpm sind absolut empfehlenswert). 16 Bit Varianten der Samplebänke liegen nicht vor, aber für schmalbrüstigere Systeme bietet sich zum latenzfreien Live-Spielen der ECO-Mode an, der den Detailreichtum reduziert und wertvolle Ressourcen freigibt. Mit der Funktion RAMSave, die bereits aus Steinbergs Halion bekannt ist, kann man die Software außerdem anweisen, nicht verwendete Samples aus dem Speicher zu entfernen. Falls trotzdem noch Performance-Probleme auftauchen, bietet es sich wie bei jedem Sample-Player an, in den Optionen mit dem Verhältnis zwischen RAM und Disk-Streaming zu experimentieren.
Neben den blanken Samples hat The Grand 3 aber noch mehr zu bieten. So findet sich ein vierbändiger parametrischer Equalizer ebenso wie ein algorithmisches Hallgerät und eine Adaption des Cubase 5 Faltungshalls REVerence. Jetzt aber genug mit dem trockenen Technik-Talk. Auf den nächsten Seiten erfahrt ihr, wie The Grand 3 sich in der Praxis verhält und vor allem wie es klingt.