Praxis
Installation
Die Einrichtung sowohl des Steinberg UR-RT2 als auch des UR-RT4 gelingt im Nu, die Bedienung ist simpel und die erste Aufnahme ist schnell realisiert. Die Latenz ist ebenfalls auf einem guten Niveau und der dspMixFX-Monitoring-Mischer erfüllt seinen Zweck. Nothing fancy, aber eben auch nicht schlecht – eben wie bei den Vorgängern UR242 und UR44.
Anhand der identischen Latenz sieht man auch, dass sich an den Treibern nicht viel geändert hat. Bei einem etwas in die Tage gekommen Interface zumindest etwas fragwürdig. Na ja, dafür ist das Softwarepaket mit Cubase AI, Cubasis LE für das iPad und den paar VSTs nicht schlecht.
Am Ende zählt der Klang
Tja, der Klang. In Anbetracht des dicken R und der Illusion, es gäbe hier den Neve-Sound: enttäuschend. Nicht falsch verstehen, das Interface und die Preamps sind okay, aber eben auch nicht geil. Fangen wir an: Ob der Trafo im Signal ist oder nicht, macht kaum einen nennenswerten Unterschied. Wie auch? Laut Signal Flow Chart befindet er sich nach dem Mic-Pre und vor dem Wandler. Sollte man ihn heiß anfahren – was man aber fast gar nicht kann, weil die Preamps recht schwach sind – kann man vor dem Wandler nicht wieder absenken. Davon mal abgesehen, dass ein Übertrager nach der Gainstufe auch nicht den selben Effekt wie ein Übertrager vor der Gainstufe hat.
Punkt 2: Die Preamps sind nicht kräftig genug – und wenn uns Neve eins gelehrt hat, dann ist das: Headroom, Headroom, Headroom. Mit 75 dB Gain sind die Neve 1073 auch äußerst potent, die Steinbergs liefern hingegen maximal 54 dB Gain, wenn überhaupt. Konkret: Eine Westerngitarre, aufgenommen mit einem SM7B, 30 cm vor dem Bauch, kam nicht mal annähernd ins Clipping – und das obwohl ich den Gain voll aufgerissen hatte. Und das führt uns direkt zu Punkt 3: Die Preamps rauschen – und zwar kräftig auf den letzten Millimetern des Regelwegs. Das hört man sogar ohne eingesteckte Mics. Nicht gut.
Alles halb so schlimm, könnte man jetzt fragen: Wer dreht schon voll auf? Stimmt. Trotzdem: siehe Punkt 2. Hinzukommt, dass die Preamps auch nicht wirklich schön klingen. Nein, Steinberg – oder sollte ich besser Yamaha sagen – mit dem Interface habt ihr euch und Rupert Neves Erbe wirklich keinen Gefallen getan, zumal der Preis für die Leistung recht sportlich ist.
Zum Vergleich: Das Clarett 2 Pre USB kostet nur ein bisschen mehr als das UR-RT2 , das Clarett 4 Pre USB sogar ein bisschen weniger als das UR-RT4. Von der Ausstattung her sind diese Focusrite-Interfaces in etwa identisch – und trotzdem klingen sie deutlich besser. Aber hört doch einfach mal selbst!