Praxis
Dank der kompakten Bauweise gestaltet sich die Bedienung des UR22 auch für Neueinsteiger als sehr intuitiv. Nichtsdestotrotz können grundlegende Informationen dem umfassenden Handbuch entnommen werden. Für die Einrichtung des Interfaces an PC oder Mac sind in beiden Fällen separate Treiber erforderlich, die hier heruntergeladen werden können. Nach der Installation wird das Gerät sofort erkannt und ist einsatzbereit.
In Sachen Verarbeitung fällt besonders das Metallgehäuse positiv auf, welches das Gerät nicht nur robust, sondern auch recht edel wirken lässt. Ein Verzicht auf Kunststoff war in diesem Fall eine gute Entscheidung. Die Bedienelemente wie Potis oder Drucktaster sind allesamt ebenfalls sehr hochwertig, hingegen aus Kunststoff verarbeitet und lassen sich einwandfrei bedienen. Bei den Anschlüssen wurde ebenfalls komplett auf Metall gesetzt. Hier ruckelt und wackelt nichts und angeschlossene Stecker rasten sauber ein – vorbildlich.
In unserem Hörtest musste sich das UR22 gegen mein RME Fireface UFX behaupten, welches in diesem Fall als deutlich teurere Sound-Referenz diente. Dabei fiel zunächst die deutlich hörbare Betonung im unteren Mittenbereich auf, welcher dem Gesamtsound des UR22 einen recht dumpfen Charakter verlieh. Hinzukommt, dass an dieser Stelle auch die etwas träge Auflösung der Transienten bermerkbar wird, was sich vor allem bei sehr perkussiven Signalen bemerkbar machte. Während sich die Auflösung der Höhen in einem guten bis sehr guten Bereich einordnen ließ, neigte wiederum vor allem der Tiefbass zu leichten Verzerrungem. Gerade dieser Bereich ist bei preisgünstigen Wandlern aber beinahe immer ein Schwachpunkt. Auch in Sachen Stereobreite und vor allem -tiefe erschienen die Wandler ein wenig flach, so dass sich auch an dieser Stelle kein wirkliches Aha-Erlebnis einstellen wollte. Alles in allem kein Beinbruch, dennoch hatte die direkte Konkurrenz in Form des M-Audio M-Tracks klanglich hier schon ein wenig mehr zu bieten.
Eingangsseitig wusste das UR22 hingegen durchaus zu überzeugen, was wohl nicht zuletzt auch auf die Yamaha D-Pre Vorverstärker zurückzuführen ist, welche sich als angenehm transparent erwiesen. Besonders hochwertigen Mikrofonen wie dem Brauner VM1 aus unseren Hörbeispielen wird ein entscheidender Hauch Hi-End entlockt. Mit einer Eingangsverstärkung von maximal 44 dB fällt die Leistung zwar nur unterdurchschnittlich stark aus, dafür hinterließen aber auch Maximaleinstellungen keinen störenden Rauschteppich im Signal, was man bei derart preiswerten Interfaces sonst oft beobachten kann.
Trotz der dynamischen Spielweise beim gezupften E-Bass überzeugt der Instrumenteneingang durch einen angenehme runden Gesamtklang, welcher auch schnelle Transienten mühelos einfängt. Lediglich im Bassbereich neigt der Wandler mitunter ein wenig zu früh zum Verzerren, was in unserem Beispiel auch gut hörbar wird.
Der Mitten- und Höhenbereich ist eindeutig die Spezialität der D-Pres. Das hört man am Beispiel unserer Akustik-Gitarre entsprechend deutlich. Hier zahlt sich die Investition in hochwertiges Besteck wie das Brauner VM1 aus, da die Stärken des Mikrofons eindrucksvoll hervorgehoben werden. Auch in Sachen Räumlichkeit hinterlässt die Eingangssektion einen soliden Eindruck und muss sich an dieser Stelle wirklich nicht verstecken.
Bei der Aufnahme des Shakers, welcher besonders gut zur Beurteilung der Höhenabbildung geeignet ist, versprühen die Wandler ebenfalls die benötigte Portion High-End. Das äußert sich nicht nur in Sachen Auflösung, sondern auch in der guten räumlichen Abbildung des Instrumentes.
Im selben Preissegment des UR22 bietet M-Audio mit dem M-Track und M-Track Plus Desktop-Interfaces ähnliche Lösungen an. Letzteres kann sogar mit einem digitalen Stereo-Input aufwarten. Wer bei gleichem Gesamtkonzept noch weitere Features wie einen Digitaleingang, ein flexibleres Routing benötigt und auch bessere Ausgangswandler wünscht, der sollte sich wiederum das Steinberg UR44 einmal genauer anschauen.
whitewolfmusic sagt:
#1 - 27.02.2015 um 21:49 Uhr
Erst einmal eine kleine Korrektur:
"Mit dem UR22 landet nun der kleinste Spross der UR-Interface-Reihe auf unserem Tisch."Wenn ich mich nicht irre, ist der kleinste Spross mittlerweile das UR12. :)Ansonsten kann ich dem Test weitestgehend zustimmen. Ich habe das UR22 seit geraumer Zeit im Einsatz, möchte aber erwähnen, dass die Anschlüsse für USB und Kopfhörer mit der Zeit etwas wackeliger geworden sind. Nicht im kritischen Bereich, aber der anfangs sehr gute Eindruck war nach ein paar Monaten und Umsteckvorgängen nicht mehr ganz so gut.
Zudem habe ich mittlerweile ein Knacksen beim Ändern der Lautstärke auf dem linken Kanal. Da es sowohl bei meinen Nahfeldmonitoren, als auch angeschlossenen Kopfhörern zu vernehmen ist, verdächtige ich den Lautstärkeregler des Geräts. Zur Einordnung dieser Mängel: gekauft habe ich das Gerät am 29. April 2013.Das UR22 war nicht teuer, und es bietet eine gute Lösung für Eingänge im Heimstudio. Die Latenz geht mit um 5ms auch in Ordnung. Wie schön im Test beschrieben ist der Klang am Ausgang aber nur mittelmäßig. Für eine grobe Einschätzung der Aufnahmen reicht es völlig aus, aber der Klang ist weder neutral, noch sonderlich hochwertig.
Ich hatte das UR22 als Notfall-Ersatz für meine E-MU 1616m gekauft, die leider nach vielen Jahren ihren Dienst aufgegeben hat.
Anfänglich dachte ich, ich würde gut mit dem UR22 auskommen, aber nach einigen Wochen stellte ich fest, dass meine Liebe zur Musik langsam verging, ich konnte meine Lieblingstitel und Musik generell nicht mehr wirklich genießen. Erst dachte ich, es wäre eine psychische Angelegenheit, vielleicht einfach nur Übersättigung.. aber als ich das UR22 dann mit anderen Geräten verglich, fiel mir auf, dass es die obersten Frequenzbereiche einfach nicht hoch genug auflöst, manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie vollständig fehlen! Eine Recherche nach dem verbauten DAC brachte dann auch den Grund: Verbaut ist ein günstiger DAC, der üblicherweise auch in Multimediageräten wie DVD Playern zu finden ist. Damit ist das Interface weder für richtigen Musikgenuss (Betonung auf Genuss), noch als ernsthafte Abhöre für den Mix zu gebrauchen.Heute verwende ich eine ASUS Xonar Essence STX für die Ausgabe und nutze nur noch die Eingänge des UR22. Wirklich zufrieden bin ich nicht mit diesem Kompromiss, ich werde also auf ein angemessenes Interface für meine Produktionen sparen.Ich hoffe, dieser kleine Erfahrungsbericht hilft euch weiter bei der Entscheidung, ob das UR22 etwas für euch ist. Wenn es nur um Eingangsmöglichkeiten geht, ist es für den Preis absolut zu Empfehlen, wer aber eine vollständige Lösung sucht, die auch einen sehr guten Klang am Ausgang bietet, sollte etwas tiefer in die Tasche greifen.
Oli sagt:
#2 - 28.03.2015 um 04:45 Uhr
Hallo,
danke mal für die ausführlichen Tests hier - ist sehr hilfreich.
Eine Frage hätte ich da noch: ist es realistisch, mit einem rein UBS-stromversorgten Interface 2 Kondensatormics mit Phantomspeisung zu versorgen? Oder dann doch lieber ein Modell mit eigenem Netzteil?
Wenn da noch jemand ne Antwort hätte wär das spitze...
Felix Klostermann sagt:
#3 - 29.03.2015 um 15:09 Uhr
Hallo Oli, grundsätzlich ist das kein Problem. Nur im Ausnahmefall kann es u.U. Spannungsabfälle geben. Schau dir doch mal das UR44 an, was nicht nur ein eigenes Netzteil, sondern auch bessere Audioeigenschaften, sowie weitere nützliche Features bietet. http://www.bonedo.de/artike...
Frank sagt:
#4 - 23.10.2015 um 23:11 Uhr
Wieso testet man ein Audiointerface für 119 EUR mit einem Mikrofon in der 4000 EUR Klasse ? Was soll das aussagen ? Das hat mit der Realität doch nichts zu tun.Jede Wette dass in Verbindung mit einem Budgetmikrofon (analog zum Preis des Interfaces) die Beurteilung der Klangqualität noch negativer ausgefallen wäre.
sphereOrbit sagt:
#5 - 27.11.2023 um 06:20 Uhr
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