Praxis
Beim ersten Anspielen präsentiert sich die Sterling by Music Man CTSS30HS Cutlass mit einer angenehmen Saitenlage, die ein leichtgängiges Spiel ermöglicht. Dazu tragen auch die Saiten in den Stärken .009 – .042 bei. Für etwas mehr Grip, besonders auf den Basssaiten, lohnt es aber, mit etwas dickeren Saiten zu experimentieren. Mit ihren 3,45 kg hängt die Shortscale recht ausgewogen am Gurt und spielt sich auch im Sitzen mit ihrem kompakten Format bequem. Im Resonanzverhalten offenbart die Gitarre im Ansatz die typischen Eigenschaften einer E-Gitarre mit Schraubhals und bietet demzufolge eine recht knackige Ansprache. Im direkten Vergleich mit einer Strat und einer Tele bleibt die Bauweise aber dennoch nicht ohne Folgen. So erzeugt das Instrument beispielsweise bei perkussiven Anschlägen auf den Basssaiten eine andere Rückmeldung und gibt sich dort auch zurückhaltender. Ansonsten liegt der matt lackierte Hals recht unauffällig und unkompliziert in der Hand. Die Bünde wurden sauber abgerichtet und größtenteils auch sauber poliert. Speziell beim Spiel in den höheren Lagen fühlt sich mancher Akkordgriff für mich dann zuerst einmal etwas gewöhnungsbedürftig an. Das ist aber natürlich von Spieler zu Spieler verschieden. Wie anfangs erwähnt ist das Tremolo freischwebend eingestellt und läuft recht leichtgängig. Allerdings ist es nicht besonders stimmstabil und man müsste nachträglich noch einmal Hand anlegen.
Es wird Zeit, die Gitarre in den Amp zu stöpseln und ich bin gespannt, welche Sounds die Tonabnehmerbestückung zu Gehör bringt.
Für den Praxischeck spiele ich die Gitarre über einen Fender Silverface Bassman, dessen Signal über eine Universal Audio OX Box läuft, die diverse Lautsprecher- und Mikrofonkombinationen bereitstellt. Ein paar Overdrive-Pedale liegen ebenfalls parat und werden in den folgenden Hörbeispielen angegeben.
Wir starten wie gewohnt mit einem unverzerrten Signal und hören uns die Pickups nacheinander an, wobei ich mit dem Singlecoil am Hals beginne.
Interessant. Der Singlecoil bringt eine Menge Charakter und Schmatz mit, was man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwarten würde. Die noch größere Überraschung ist aber der Humbucker am Steg, der erstaunlich zurückhaltend agiert, dabei sogar noch eine Spur weniger Output als der Hals-Pickup aufweist und ingesamt durchaus im Klangbild Eigenschaften eines Einspulers in sich trägt. Insgesamt tendiert die Halsposition eindeutig in Richtung Strat, die Mittel- und Stegposition würde ich beim spontanen Hören wohl eher im Tele-Segment verorten. Auch hier ist es wieder interessant, wie vertraute Riffs und Spielweisen, die man mit diesen Modellen verbindet, doch spürbar verändert von der Shortscale-Konstruktion wiedergegeben werden. Insgesamt hat das Instrument auf jeden Fall einen interessanten Charme, in manchen Disziplinen wirkt es aber auch nicht so flexibel wie die erwähnten großen Schwestern aus dem Hause Fender, was auch mit dem veränderten Spielgefühl zusammenhängt. Hier kommen noch drei weitere Praxisbeispiele im Clean Channel.
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Auch mit Overdrive-Pedalen machen die Pickups eine gute Figur, wobei ich besonders den Halspickup sehr überzeugend finde. Außerdem kann man in der dynamischen Ansprache und der Steuerung der Zerrintensität per Volume-Poti gut mit der Gitarre arbeiten. Für Sounds in Richtung High Gain fehlt dem Humbucker am Steg erwartungsgemäß ein wenig das nötige Pfund bzw. die Mittenpräsenz im Frequenzspektrum. Etwas härtere rockige Ausflüge lassen sich aber dennoch umsetzen. Es folgen nun noch einige abschließende Beispiele zu den angesprochenen Punkten mit diversen Zerrpedalen.