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STL Tones ControlHub Test

Praxis

Wat, wer bist du den?

Bereits beim Schnupperkurs hab ich Fragen, die sich auch bei fortgeschrittenem Test nicht wirklich beantworten. Das Handbuch hilft jedenfalls nicht weiter. Es bleibt bei Vorgängen zu allgemein und liefert nur Beschreibungen einzelner Knöpfe: „…based on a hybrid engine which combines proprietary Tracing Technology and analog modeling at its finest…“. Ah ja – ein Altiverb mit Channelstrip-Kontrolle, oder was soll mir das sagen?

Gewohnte Testansätze kann man vergessen. Spaßeshalber hab ich bereits zu beginn meiner kleinen Forschungsreise den Master EQ bei einem Preset, was keine Color angegeben hatte, aufgedreht und mit einem anderen Preset, das ebenfalls keine Color an der Stelle angab, sowie mit einem Preset vom Neve 1073 verglichen. Ergebnis: Es klang total verschieden! Was uns das sagt? Nur weil Parameter der GUI gleich aussehen, muss das hier noch lange nichts miteinander zu tun haben. 

Fuchs, wie ich bin, hab ich das Ganze mit dem fantastischen Plugin-Doktor analysiert. Und das sieht bei deaktivieren Prozessoren doch dann leider alles sehr statisch aus … Upps!

STL Tones ControlHub Plugindoctor
Fotostrecke: 11 Bilder Alles aus – trotzdem an?! Der Übertragungsverlauf einer typischen Artist-Chain

Und, was soll`s?

Damit läuft das Ganze für mich schlich und ergreifend auf Presets-Durchballern hinaus. Nur wird man dann eventuell feststellen, dass eine anwendungsbezogene Sortierung wie hier – ohne Attribute, ohne Tags – nicht eine allzu zweckdienliche Orientierung für eigene Vorhaben bietet.

Snare-Presets funktionieren natürlich und, wenig überraschend, auch hin und wieder mal auf dem Bass. Meist aber nicht – so, wie die vielen unterschiedlichen Gitarren-Presets auf meinen Gitarren. Wozu man dann überhaupt eine solche Sortierung braucht – ich weiß es nicht… Ferner muss man beim Preset-Surfen aufpassen, da es durchaus laut werden kann. Gain-Matching, wat wer bist du denn?

Die Wahrscheinlichkeit, passende Einstellungen zu finden, die auf die Probleme eines konkreten Signals eingehen, fällt ähnlich aus wie die bei der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Nur sollte man die gefunden haben, weiß man immerhin wie sie aussieht …

Listen, don´t look

Was das gewählte Preset hier nun macht, hört man bestenfalls heraus – sehen kann man es kaum: Kein Übertragungsverlauf, keine Dynamic-Kurve, kein THD der Original-Chain, nichts. Man kann hoffen das die “Notes”, rechts oben, mehr verraten, doch oft steht hier schlicht: “none”.

Abschließend kann man an verfügbaren Parametern, und damit an Drive, EQ und Compressor, fummeln, bis es passt. Hier und da gibt es auch bereits zusätzliche Voreinstellungen on top. Intuitiv ist das aber für mich nicht. Zumal man auch nicht zurückholen kann, was die Original-Chain des Producers weg gefiltert hat.

Die EQs machen mir mit ihrer Fummel-Bedienung ebenfalls keinerlei Freude. Parameter des ControlHub sind ohnehin komisch aufgelöst und zu fisselig. Kleines Beispiel: Der Dry-Wet der Räume ist im 0-10% Bereich viel zu grob – die restlichen 90% wird man allerdings selten brauchen, weil das Plugin als Insert gedacht ist.

Ja, und wenn man nur ein anderes Preset zwecks anderem Übertragungsverlauf und THD, sprich “Flavour”, ausprobieren will, dann sind sind ggf. vorher gar nicht mal so dumme EQ/Kompressor-Einstellung futsch – eine Parametersperre gibt es nicht.

Thanks, I will pass

Am Ende fühlt sich das Konzept für mich so an: Von hinten durch die Brust und am kleinen Zeh wieder raus. Selten hab ich mich so schwer dabei getan, Demosongs zu mischen. Wobei mischen nicht das richtige Wort ist – „Presets“ durch wechseln und ggfls. zurecht biegen passt eher. Vollständig sind die Presets auch nicht: Die Core-Library kennt beispielsweise keine Hi-Hats …

Und wir entsinnen uns – unterschiedliche Parts der Original-Chains kann man nicht kombinieren. Genau genommen kann man eigentlich überhaupt nichts kombinieren, außer die Reverbs vielleicht, die den Braten aber nicht fett machen. 

Audio Samples
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HEAVY – various STL Tones ControlHub Presets – ON HEAVY – various STL Tones ControlHub Presets – OFF ACOUSTIC – various STL Tones ControlHub Presets – ON ACOUSTIC – various STL Tones ControlHub Presets – OFF

Letztlich waren klanglichen Hauptunterschiede bei meinen Song-Mix-Beispielversuchen durch meinen Einsatz der integrierten EQ, Drive und Compression Settings innerhalb des Plugins gegeben, und nur minimal durch den Flavour der dahinter-liegenden Hardware. Sicherlich, die Sättigung klingt an vielen Stellen gut und variiert, aber das war’s eben auch schon.

Die Drum-Beispiele (13-fach Multi-Track), in denen ich verschiedenen SSL-Channels des Castle Studios ohne sonstige Plugin-Einstellungen genutzt habe, haben Charakter bekommen. Meiner Einschätzung nach bekommt es den Prog-Drums besser als den Country-Drums, die EDrums sind ebenfalls nice und lauter geworden. Grundsätzlich find ich den Preset-Ansatz bei Drums zielführender. In allen Fälle war es allerdings ne kleine Klick-Orgie anstatt schneller Nummer, da lässt sich TMT von brainworx übergreifend besser handeln.

Audio Samples
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Prog Drums – STL Castle SSL ON Prog Drums – STL Castle SSL OFF JMX Drums – STL Castle SSL ON JMX Drums – STL Castle SSL OFF Country Drums – STL Castle SSL ON Country Drums – STL Castle SSL OFF

Nur so ein Gedanke: Vielleicht hätte man den algorithmischen Bumms des Interfaces einfach weglassen sollen. Stattdessen wären Bilder der verwendeten Geräte, die tatsächliche Chain, mit ihren (unveränderlichen) Einstellungen zumindest für mich hilfreicher gewesen. Pre und Post hätte man ohne weiteres mit dem bestehenden Plugin-Besteck einer jeden DAW arbeiten können. Abgesehen von den umfangreichen Drive-Parametern, ist das ohnehin alles sehr generisch, zumal zum vollständigen Glück ein Gate fehlt. Ob sich die Artist-Producer allerdings so in die Karten schauen lassen wollten?

Genug gebröckelt, ich möchte positiv abschließen: Für Metal- und Rock-Typen, die passende Presets ihrer Producer-Idole suchen, ist das Ganze sicherlich irgendwie hilfreich, vielleicht kann man sich aus der Kombination der Hardware irgendwas didaktisch ableiten, kein Plan. Die Gruppen-Presets können Abwechslung in die eigenen Mix-Prozesse bringen, und sei es der Random-Faktor, allerdings bleibt es mir persönlich zu statisch – so wie das Genre, das bedient wird. Hüstel. Ob einem das 299 US-Dollar plus Extras wert ist, sollte man sich also gut überlegen.

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