String Machines waren im Grunde kostengünstige und einfache analoge Synthesizer. Damit konnten Keyboarder üppige Streicher-Arrangements faken, ohne einen SCI Prophet-5, Roland Jupiter-8 oder einen anderen Flaggschiff-Synthesizer erwerben zu müssen. Aktuell gibt es nur wenige dieser Keyboards als neuwertige Hardware: Behringer VC340 oder Waldorf STVC sind zwei dieser rar gewordenen Spezies „String Ensemble Synthesizer“, die noch einen Vocoder integrieren.
Inzwischen sind die Vintage String Machines als Software zu bekommen. Sie grenzen sich hauptsächlich ab von den Sample-Streichern aus dem Mellotron sowie von Software-Instrumenten, die sich mit einer großen Sample Library auf die Imitation akustischer Streicher konzentrieren. Braucht man diese Maschinen denn heute noch? Die Antwort ist ein klassisches „Jain“. Schon für die frühen digitalen Synthesizer der 80er Jahre gab es so einige Presets, mit denen vor allem die „Solina Strings“ imitiert wurden. Bis heute hat sich daran nicht geändert. In vielen Klangbibliotheken von Software-Synthesizern finden sich Soundkopien der historischen Maschinen.
Wer aber näher am Original sein möchte und LoFi- oder Retromusik produziert, möchte seinen speziellen Spaß haben und wird daher Emulationen in Form von Software-Instrumenten bevorzugen. Sieben dieser Produkte stellen wir mit jeweils drei Hörbeispielen vor. Wie zu hören, tragen vor allem auch Modulationseffekte wie Chorus und Phaser zum typischen Sound dieser Spezialisten bei. Übrigens: Wer die originalen Tasteninstrumente einmal live erleben möchte, klickt sich am besten durch die Playlist von RetroSound, die rund 40 analoge String Machines vorstellt.
- Große Kollektion aus Frankreich: UVI String Machines
- Virtuelle Streicher aus England: GForce Virtual String Machine
- Streicher-Arrangements aus Schweden: Toontrack EZkeys String Machine
- Analoge Streicher aus der Schweiz: SonicProjects Stringer
- Streicher-Brass-Emulation aus Italien: Crumar Performer
- Virtuelle Solina aus Frankreich: Arturia Solina V
- Synthesizer Strings aus USA: 2getheraudio Cheeze Machine Pro
- String Synthesizer aus Deutschland: Waldorf Streichfett Plugin
Sieben Kandidaten auf einen Blick
Große Kollektion aus Frankreich: UVI String Machines
UVI bietet die „String Machines 2“ auf Basis der kostenfreien UVI Workstation oder des hybriden Sample-Synthesizers Falcon. Es handelt sich um eine umfangreiche Library mit rund 17 GB Samples und über 350 Presets. Alle bekannten Maschinen und auch einige Synthesizer sind als Multisample spielbar und werden als Presets in chronologischer Reihenfolge (beginnend ab 1970 mit dem Eminent K150) angeboten. Das GUI ist ansprechend, die klanglichen Eingriffe einfach, die Effekt- und Arpeggiator-Sektion erweitern die Einsatzmöglichkeiten deutlich – die praxisorientierten Presets zeigen mehr als Streicher. Alles in allem ist UVI String Machines 2 ein respektabler Kandidat, der qualitativ und natürlich auch dank Vielfalt punktet.
Preis: 99 EUR
Für dich ausgesucht
Virtuelle Streicher aus England: GForce Virtual String Machine
Als Spezialist für emulierte Vintage-Instrumente ist GForce mit der „Virtual String Machine“ (kurz: VSM) vertreten. Sie beinhaltet 9,5 Samples und über 1000 Patches, die insgesamt 46 historische String Machines spielfertig anbieten. Vorhanden sind Ensemble- und Phaser-Effekte sowie Layer/Split-Kreationen. Sämtliche Parameter sind übersichtlich auf einer Seite platziert, musikalisches Sounddesign ist aber nur im Ansatz möglich, da Arpeggiator, Reverb und andere Dinge fehlen. Die Presets klingen zwar ziemlich authentisch, aber man braucht schon ein wenig Zeit, den gewünschten Sound aus der Masse an Klängen zu angeln. Insgesamt kommt mehr Vintage-Feeling auf als beim direkten Mitbewerber aus Frankreich.
Link zum Thomann Webshop Preis: 129 EUR
Streicher-Arrangements aus Schweden: Toontrack EZkeys String Machine
Innerhalb der beliebten EZkeys-Serie bietet Toontrack die Folge „String Machine“. Im Fokus steht der Solina String Ensemble Synthesizer. Mit einem Arsenal aus vielen guten Effekten wird er mixfertig aufbereitet. Die über 70 Presets gefallen wegen ihrer tollen Spielbarkeit und durchaus universellen Einsatzmöglichkeiten im Song-Arragement. Im Unterschied zu allen übrigen Software-Instrumenten integriert Toontrack EZkeys noch einen Timeline-Arranger, mit dem sich zahlreich angebotene Midi-Phrases als Vorlage nutzen und bearbeiten lassen. Wer bereits ein Instrument der EZkeys-Serie hat, bekommt die String Machine als optionale Sound Library günstiger. Unter Strich geht das Konzept als musikalisch inspirierendes und klanglich souveränes Instrument auf.
Preis: 149,- EUR
Analoge Streicher aus der Schweiz: SonicProjects Stringer
Schon im September 2006 brachte SonicProjects eine String Machine mit zwei Sample-Engines für ein Sound-Layering. Somit gehört Stringer zu den allerersten Software-Instrumenten in dieser Kategorie. In der 2021 erschienen Version 3 kommt eine Synthese-Engine hinzu: der Pure- Mode auf Basis einer Sägezahn-Wellenform. Diese hybride Engine macht Stringer einzigartig und langfristig spannend, denn Updates mit emulierten Ensemble-Effekten und neuen Hüllkurven sind schon in Planung.
Die bei Stringer verwendeten Samples wurden drei Vintage-Instrumenten entnommen: ARP Omni 2, Logan String Melody II und Welson Symphony. Damit ist die Auswahl nicht üppig, man bekommt aber einen überzeugenden Retro-Sound für wenig Geld.
Preis: 65,- USD
Streicher-Brass-Emulation aus Italien: Crumar Performer
Der traditionsreiche Hersteller Crumar emuliert seine etwas unterschätzte String Machine selber. Mit dem Crumar Performer bekommt man Instrumenten-Proträt, das überraschend eigenständig klingt. Es ist eine Charakter-Maschine, die zwar nicht allzu viel kann, aber mit ihrem Sound betört. Dabei lassen sich Streicher- und Bläser-Elemente kombinieren und das Klangbild mit den guten internen Effekten (Grafik-EQ, Phaser, Flanger, Analog-Delay) verfeinern. In der Praxis wechselt man zwischen mehreren Seiten für die gesamten Einstellungen oder man begnügt sich mit den Presets, was Spaß macht. Übrigens ist der Crumar Performer für die Plattform Linux sogar kostenfrei, Mac- und Windows-User bekommen ihn für einen realen Gegenwert.
Preis: 99,- EUR
Virtuelle Solina aus Frankreich: Arturia Solina V
Kaum eine Firma hat so viele Vintage-Synthesizer emuliert wie Arturia. Allerdings konzentrieren sich die Franzosen bei den String Machines auf nur einen namhaften Klassiker: ARP/Eminent Solina. Die „Solina V“ nutzt anstelle von Unmengen an Samples das Physical Modeling, mit der alle Parameter des Originals rekonstruiert werden. Somit darf auch Arturia nicht in unserem “String Machines – Die besten Soft-Synths im Vergleich” fehlen.
Dank der erweiterten Features wie LFO, tempo-synchrone Delay und Faltungshall ist Solina V2 bereit für aktuelle elektronische Musik, was die über 150 Presets meist demonstrieren. Insgesamt ist Arturia Solina V klanglich wie visuell ein tolles Instrument, das man am besten mit der Arturia V Collection erwirbt, denn der Einzelpreis ist verglichen mit den anderen Software-Kandidaten eher happig.
Preis: 149,- EUR
Synthesizer Strings aus USA: 2getheraudio Cheeze Machine Pro
Sehr kostengünstig ab 10 US_Dollar kann man bei 2getheraudio einsteigen. Die „Cheeze Machine Pro“ ist schon auf den ersten Blick als ein typischer VA-Synth zu erkennen. Er bietet also zwei Oszillatoren, Filter, LFO, Hüllkurven und einen Effekt-Block. Dennoch hält er bei den Strings und Flächen im Stil einer klassischen String Machine gut mit, auch wenn dies nicht zu seinen Kernkompetenzen zählt. Kurzum: Wenig Vintage-Charakter, aber ein flexibler, bedienbarer und vor allem preiswerter Lieferant virtuell-analoger Flächenklänge.
Preis: ab 10,- USD
String Synthesizer aus Deutschland: Waldorf Streichfett Plugin
Waldorf bietet ebenfalls eine String Machine. Beim Streichfett Plugin handelt es sich aber nicht um eine Emulation historischer Instrumente, sondern um ein eigenes Produktdesign. Es besteht aus zwei Sound-Komponenten (Strings und Solo), integriert Effekte und erlaubt ein dynamisches Morphing zwischen mehreren Klängen. Der Sound ist fett, warm und transparent. Man kann selber sehr einfach auf Basis der 16 Presets seine eigene Kreationen erstellen. Insgesamt ist es eine sehr gelungene, sinnvolle und auch preiswerte Adaption des gleichnamigen Desktop-Synths, der nun wohlverdient in Rente gehen kann.
Link zum Thomann Webshop Preis: 99 EUR
Fazit: String Machines – Die besten Soft-Synths im Vergleich
Fürs Imitieren großer Orchester-Partien nimmt man diese Maschinen schon lange nicht mehr. Heute begeistern sie mit ihrem besonderen Klangcharakter und treffen sehr gut die Vintage-Ästhetik, die in einigen elektronischen Musikstilen so angesagt ist. Für eine üppige Ausstattung ist man bei UVI und GForce bestens aufgehoben, während Toontrack noch ein Arrangieren auf Midi-Ebene integriert. Crumar und Arturia bieten ausdrucksstarke Porträts, einen günstigen Einstieg ermöglichen SonicProjects und 2getherAudio. Eine moderne Interpretation gibt es von Waldorf. Alles in allem ist es mehr als eine schöne Abwechslung zu den klassischen Analog-Synthesizern. Der Sound von String Machines hat Kanten und Ecken – gut, dass es einige tolle Emulationen gibt.
JB sagt:
#1 - 19.12.2021 um 06:56 Uhr
Ich kann mit dem Artikel wenig anfangen. Allein schon die Überschrift ‚Vergleich‘ ist irreführend. Es ist eher eine Auflistung von Produkten. Denn über das Wichtigste, den Klang, wir überhaupt nicht gesprochen. Die Soundbeispiele - ok, aber geben dann doch eben nur einen sehr rudimentären Überblick.Vergleichbare Sounds anspielen, Unterschiede detaillierter erklären, Vor - und Nachteile der einzelnen Produkte herausarbeiten - das wäre es gewesen.Ich habe außer Crumar (der deutlich abfällt) und Cheeze Machine (der einen anderen Schwerpunkt hat) alle Produkte im Einsatz. Daher weiß ich, daß sie letztlich doch sehr unterschiedlich sind und auch klingen. Bei Lesen des artikels merkt man nicht wirklich.P.S. String Machines sind bei Weitem nicht nur ‚einigen elektronische Musikstilen‘ angesagt. Mal abgesehen davon, daß von JMJarre über Tangerine Dream bis Kraftwerk die elektronische Musik ohne String Machines undenkbar war und ist, werden diese Sounds massiv in ganz ordinärer Rockmusik eingesetzt. Das zu unterschlagen zeugt von einer gewissen Oberflächlichkeit.
Matthias Sauer sagt:
#1.1 - 19.12.2021 um 10:57 Uhr
Lieber JB, vielen Dank für die kritischen Worte. Stimmt, es ist ein Überblick (und weniger ein direkter Vergleich mehrerer Produkte) für DAW-User, die solche eher raren Software-Instrumente bislang wenig oder gar nicht auf dem Schirm hatten. Einige Klangvergleiche zwischen einem aktuellen Hardware-Instrument (Behringer VC340) und VSTis sind dabei, wichtige Features und Preisangaben zu den Software-Produkten ebenso.Dass Cheeze Machine anders ist, geht klar hervor ("typischer VA-Synth"). Offenbar polarisiert der Sound des Crumar, ich mag diesen besonderen nostalgischen Klang ("Charakter-Maschine").
Natürlich ist uns der Einsatz von String Machines in Rockbands bekannt (-> Eingangsfrage: "...zum einfachen Orchestrieren in einer Band?")Wie auch immer, es ist die erste Aktualisierung des Beitrags. Beim nächsten Update wird hoffentlich auch der routinierte User oder Insider mehr Details erfahren. Die Zielgruppe sind und bleiben jedoch jüngere Musiker, die diese Maschinen überhaupt nicht kennen und vielleicht auf den Geschmack kommen, sie einmal auszuprobieren.Alles Beste, Matthias Sauer
Antwort auf #1 von JB
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