Praxis
Das Iridium Pedal wird für den Praxistest direkt an das Audio Interface in Stereo angeschlossen. Zuerst begutachten wir es ohne zusätzliche Effektpedale, danach folgen drei Beispiele mit vorgeschalteten Overdrive- und Distortion-Pedalen.
Round Amp
Dieses Amp-Modell basiert auf dem beliebten Fender Deluxe Reverb Amp, für das drei verschiedene Cab IRs zur Verfügung stehen:
a: 1×12 Fender Deluxe Reverb
b: 1×12 Fender Blues Junior
c: 2×10 Fender Vibrolux
Die Impulsantworten sind komplett in Stereo bei 24 Bit und einer Sample-Rate von 96 kHz (500 ms) und wurden von unterschiedlichen IR-Produzenten erstellt (CabIR, OwnHammer, Celestion, Valhallir). Wie bereits erwähnt, können über die Strymon Impulse Manager-Software auch andere Impulsantworten geladen und den einzelnen Positionen zugewiesen werden. Einige Alternativen sind im Impulse-Manager ebenfalls vorhanden, aber ich habe für den Test erst einmal die ab Werk im Gerät verfügbaren IRs genommen – die Vorauswahl des Herstellers ist nämlich ausgesprochen gut. Hier sind die drei Cab IRs nacheinander bei mittlerer Einstellung aller Regler, danach folgen unterschiedliche Einstellungen des Room-Reglers.
Die Cab IRs liefern drei leicht unterschiedliche Sounds, wobei mein Favorit Cab A ist, das den für mich authentischen Deluxe Reverb Ton am besten zum Ausdruck bringt. Der Deluxe Reverb hat bekanntermaßen eine Zweiband-Klangregelung ohne Mitten, und wenn man diesen Sound haben möchte, sollte der Mitten-Regler in neutraler Position auf 12 Uhr stehen. Die Entwickler haben für dieses Amp-Modell das Verhalten des Mittenreglers so programmiert, dass man den etwas aggressiveren Sound der Tweed Deluxe Amps erhält, wenn man ihn weiter aufdreht. Das ist ausgesprochen gut gelungen, ausgezeichnet für dreckige Blues-Sounds, vor allem, wenn der Drive-Regler noch dazu weit aufgedreht wird. Hier sind die zwei Extreme des Round Amps – clean und drahtig, danach die volle Wucht mit maximalem Zerrgrad.
Chime Amp
Hier stand der Vox AC30 Pate und für dieses Amp-Modell gibt es die folgenden drei Lautsprecher-Kombinationen.
a: 2×12 Vox AC30 open back
b: 1×12 Custom Cab mit Celestion Blue Alnico
c: 4×12 Mesa Boogie Half Back mit 2x Celestion Black Shadow MC-90 and 2x ElectroVoice Black Shadow EVM12-L
Der AC30 über eine 4×12 Boogie Box klingt ausgesprochen interessant und hat selbstverständlich mehr Fundament als die kleineren Varianten. Alle drei Versionen sind absolut überzeugend für den gewünschten Vox-Sound. Das Klanggebilde ist erstklassig getroffen. Zum einen stimmt die Klangfarbe mit einem angenehmen, crispen Overdrive-Sound, und dann natürlich die Ansprache und das Kompressionsverhalten. Das ist wirklich herausragend. Bei hartem Anschlag gibt es den knackigen höhenbetonten Overdrive, wird leicht angeschlagen, dann bleibt das Signal fast clean und jede kleine Nuance dazwischen wird mit verändertem Sound ausgegeben. Im Gegensatz zu manch anderen gemodelten AC30-Amps sind hier in puncto Ansprache ein paar Prozent mehr auf der Uhr. Denn beim harten Anschlag kommt auch noch was zurück, man hat nicht das Gefühl, dass der Ton ab einer gewissen Anschlagstärke ausgebremst wird, und bei leichtem Anschlag sackt die Lautstärke nicht drastisch ab. Das fühlt sich beim Spielen wirklich erstklassig an. Der Mitten-Regler hat auch hier eine andere Funktion, denn auch beim AC30 gibt es keinen, dafür aber einen High Cut, und der kann hier mit dem Mittenregler simuliert werden. Neutrale Stellung ist bei Linksanschlag (7 Uhr), dreht man weiter auf, werden die oberen Frequenzen abgesenkt. Die Klangregelung mit dem Wechselspiel zwischen High Cut und Treble reagiert sehr Vox-typisch, auch hier wurde im Detail maßgenommen. Hier sind vier Beispiele mit dem Chime Amp.
Punch Amp
Nummer drei der klassischen Amps ist angelehnt an den Sound des Marshall Super Lead 1959 – auch als Marshall Plexi bekannt. Diese drei Lautsprecherkombinationen können gewählt werden:
a: 4×12 Marshall mit Celestion G12M-25
b: 2×12 Custom Cab mit Celestion V30
c: 8×12 Marshall mit Celestion T652
Der Punch Amp ist bei mittlerem Drive-Setting noch recht unverzerrt, entsprechend einem Plexi bei halber Lautstärke. Also dort, wo bereits jeder Bandkollege dem Gitarristen mit hochrotem Kopf gestikuliert, dass er doch bitte leiser drehen soll. Der Ton ist im Vergleich zu den Cleansounds der anderen beiden Amp-Modelle etwas fülliger und kraftvoller. Dazu tragen aber auch die 4×12 bzw. 8×12 Cabs ihren Teil bei. Ab 13 Uhr wird es dreckig und auch dieses Amp-Modell besticht durch eine erstklassige dynamische Ansprache, die ich wirklich nur bei Modelern der Topklasse oder sehr guten Amp-Profilen im Kemper Profiler erlebt habe. Bei Strymon wird das Ganze als Matrix-Modeling bezeichnet. Dafür wurden viele kleine Details ausgemessen (u.a. Tone Stack, Bias Levels, Vor- und Endstufenverzerrung) und in das digitale Model übertragen. Dazu kommt das Kompressionsverhalten, die Reaktion des Lautsprechers bei unterschiedlichen Pegeln, etc. Und wenn man das tatsächlich sehr sorgfältig macht, dazu noch eine sehr gute J-Fet Class A Eingangsstufe benutzt und einen kraftvollen Prozessor an Bord hat, dann reagiert ein digitales Amp-Modell auch perfekt auf Anschlagsdynamik und Spielereien mit den Reglern an der Gitarre, so wie man das auch vom “richtigen” Amp kennt. Hier sind vier Beispiele mit dem Punch Amp.
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Iridium mit vorgeschalteten Effekten
Jetzt kommt der Einsatz im Pedalboard und die Klärung der Frage, wie das Iridium mit vorgeschalteten Overdrive und Distortion Pedalen harmoniert. Einfache Antwort: Sehr gut! Einerseits in der Art, wie man die Original-Amps mit Pedalen füttern würde. Beim AC30 und Plexi bedeutet das, dass man die Amps schon leicht zerrend einstellt und dann mit einem Booster oder Overdrive zu mehr Zerre überredet. Andererseits können alle drei Amp-Modelle mit unverzerrtem Sound (Drive unter 12 Uhr) als cleane Pedalplattform benutzt werden, wobei sich je nach Gitarre und vorgeschaltetem Overdrive der eine oder andere Amp besser eignet. Aber auch hier sollte man mit den IRs experimentieren. So war zum Beispiel die Kombination AC30 mit 4×12 Boogie Box IR für mein Empfinden als Basis-Sound für die hohe Verzerrung des Diezel Herbert am besten geeignet. Hier sind die drei Amp-Modelle mit unterschiedlichen Overdrive/Distortion-Pedalen, zuerst der nackte Ampsound, dann mit zugeschaltetem Pedal. Zum Abschluss hört ihr das Iridium im Bandkontext mit drei Gitarren: Links eine Tele mit Chime Amp, in der Mitte eine Jaguar mit P90 Pickups mit dem Punch Amp und rechts eine Danelectro 12-String mit dem Round Amp.