Praxis
Widmen wir uns also einer Auswahl der unterschiedlichen Sounds und vor allem den verschiedenen Delay-“Machines“.
Los geht es mit dem Vintagesound des Bandechos. Im Moment habe ich das Timeline noch mono angeschlossen, meiner Meinung nach die meistgenutzte Verschaltungsart auf der Bühne. Aber keine Angst, die Stereosounds müssen später ebenfalls beweisen, was sie können.
Was die Einstellung des Sounds anbelangt, gibt es neben den sechs Potis und den allgemeinen Parametern für jeden Delay-Modus einige spezielle Möglichkeiten, die über den Value-Regler justierbar sind. Beim Tape Delay wären das zum Beispiel Tape Speed und Low End Contour. Dabei haben auch die Regler der zweiten Reihe eine andere Funktion. Hier können die Qualität des Bandmaterials und andere filigrane Eigenheiten eingestellt werden. So generiert das Bandecho beispielsweise bei höheren Verzögerungszeiten eine starke Modulation, die dem Instrument auch den entsprechenden „Out Of Tune“-Charakter verleiht. Prinzipiell ist dieser Modus eher für kurze Verzögerungszeiten entworfen, entsprechend dem Original, und tatsächlich kommt ein sehr amtlicher Tape-Delay-Sound aus der Kiste.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Gretsch | 73ms | 10 | 10 | 7 | 9 | 12 | 17 |
Der dBucket-Modus versucht sich an den Eigenheiten eines Analog-Delays mit Eimerkettenspeicherung, ebenfalls mit einer guten Portion Modulation, die sich bei höheren Delayzeiten stark bemerkbar macht.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Strat | 560ms | 10 | 11 | 7 | 12 | 7 | 7 |
Was die Einstellungen von Filter und Grit bewirken, hören wir uns nun mit dem dritten Modus an, dem Digital Delay. Aber vorher noch ein kleiner Hinweis: Die Bedienung ist zwar auf den ersten Blick sehr übersichtlich und man kommt auch schnell zu guten Ergebnissen, aber will man das Optimum aus dem Timeline herauskitzeln, ist das Lesen der Bedienungsanleitung unumgänglich. Viele Möglichkeiten und Feinabstimmungen erschließen sich erst, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird. Dazu gehört zum Beispiel die Arbeitsweise des Filter-Reglers. Bei Linksanschlag ist der Delay-Ton unbearbeitet, also dem Direktsignal in etwa klanglich gleich. Bis 14 Uhr werden die Höhen abgesenkt und bei dieser Einstellung erreicht man auch den Analogdelay-Sound. Danach werden die Höhen wieder hinzugefügt und die Bässe abgesenkt. Man hat also den Regelweg geteilt und zwei Settings eingebaut, die folgendermaßen klingen:
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Strat | 545ms | 11 | 14 | 7-14-17 | 12 | 7 | 7 |
Wer noch etwas Schmutz im Delay benötigt, der kann ihn mit dem Grit-Regler hinzufügen. Die Echowiederholungen bekommen eine leichte Verzerrung, je weiter der Regler aufgedreht wird. Ihr hört zwei Einstellungen mit demselben Delay-Setting wie beim vorigen Beispiel, einmal Grit komplett zurückgenommen und dann voll aufgedreht.
Die Modulation war bei den ersten beiden Modes schon sehr stark, beim Digital Delay ist das Ganze mit den Reglern Speed und Depth einstellbar. Allerdings ist selbst bei komplett zurückgenommenen Potis immer noch ein leichter Modulationseffekt auf dem Delay zu hören. Das ist natürlich Geschmacksache, ich persönlich hätte bei diesem Delay Modus die Modulation gerne komplett abgedreht, um zumindest die Möglichkeit eines „reinen“ Delays zu haben. Andererseits muss ich zugeben, dass die Modulation wirklich extrem gut klingt und man sie gerne hinzufügt. Hier noch zwei Beispiele mit unterschiedlichen Settings für den Modulationseffekt. Einmal komplett abgedreht und beim anderen Beispiel mit einer annähernd mittleren Einstellung. Fügt man zu viel hinzu, klingt es sehr schnell verstimmt.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Tele | 545ms | 11 | 10 | 7 | 7 | 7-11 | 7-12 |
Beim Dual Mode sind zwei unterschiedlich einstellbare Delays am Start. Das erste kann mit den normalen Reglern in der oberen Reihe eingestellt werden, für die Verzögerungszeit, Echowiederholungen und Echolautstärke von Delay 2 sind Value-Regler und Display zuständig. Hier kann auch noch ausgewählt werden, ob die Delays hintereinander geschaltet oder parallel nebeneinander laufen. Letzteres macht natürlich nur Sinn, wenn das Ganze in Stereo verschaltet wird.
Gesagt, getan. Hier kommt wie versprochen das Ergebnis in Stereo, und das kann sich zweifellos hören lassen – absolut edler Delaysound! Ihr hört zuerst das Beispiel mit serieller Verschaltung der beiden Delays, dann im parallelen Modus.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Strat | 500ms | 11 | 12 | 7 | 10 | 10 | 9 |
Als kleines Zwischenfazit lässt sich sagen, dass mit diesen vier Sounds und Modes die Brot-und-Butter-Delays komplett im Kasten sind, und zwar in absoluter Topqualität, ganz gleich, ob mono oder stereo. In der Regel wird die Delay-Zeit immer im Display angezeigt und kann entweder mit dem Timeregler oder der Tap-Funktion verändert werden. Beim Eintappen wird dann die Zeit des angewählten Notenwertes angezeigt. Allerdings kann man die Anzeige auch im globalen Menü verändern und sich anstatt Millisekunden die BPM darstellen lassen. Die Regler greifen sofort, das heißt, dass bei gespeicherten Sounds normalerweise die Reglerpositionen nicht mit den gespeicherten Einstellungen identisch sind, dreht man aber an einem Poti, nimmt der sofort den sichtbaren Wert ein. Das halte ich für eine gute Eigenschaft, weil man beim Drehen sofort sieht, was Sache ist.
Weiter geht es mit den Specials, denn die folgenden Modi haben noch einige ganz spezielle Delaysounds im Angebot, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.
Unter Pattern findet man 16 verschiedene rhythmische Delayfiguren, die einen einzelnen Anschlag auf der Gitarre per Echowiederholungen in Grooves verwandel, sodass im Stereobild die Gitarre auch hin- und herwandern kann. Für das folgende Beispiel habe ich den Echowiederholungen noch etwas Verzerrung mit dem Grit-Regler hinzugefügt. So klingt das Ganze mit Pattern 12 und Powerchords.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Strat | 570ms | 8,5 | 11,5 | 7 | 15 | 7 | 7 |
Beim ICE-Mode gibt es im Gegensatz zur gleichnamigen Eisenbahn noch etwas gratis hinzu, einen zusätzlichen Ton nämlich. Das Intervall kann über den Value-Regler eingestellt werden, alle Halbtonschritte bis zur Oktave sind möglich. Hier kommt ein Beispiel mit einer zusätzlichen Quinte. Wer gerne mit speziellen Flächensounds experimentiert, ist hier genau richtig.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Les Paul | 530ms | 11 | 13 | 12 | 12 | 8 | 9 |
Beim Duck(ing) Mode werden die Echos automatisch leiser, wenn an der Gitarre angeschlagen wird. Klingt der Ton bis zu einem einstellbaren Schwellenwert ab, wird das Echosignal wieder lauter. Auch ein sehr interessanter Effekt, besonders gut geeignet für Akkordbegleitungen.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Les Paul | 500ms | 14 | 14 | 11 | 13 | 10 | 9 |
Die Echowiederholungen laufen beim Filter Mode durch ein Sweeping Filter, bei dem der LFO (Low Frequency Oscillator) und die Geschwindigkeit des Filters zusätzlich zu den normalen Einstellungen festgelegt werden können. Ein Job für die experimentelle Abteilung, es klingt jedenfalls sehr gut.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Strat | 475ms | 9 | 13 | 12 | 17 | 10 | 10 |
Soll es wirklich einmal völlig kaputt klingen soll, dann ist der LoFi Mode angesagt. Hier können die Bittiefe nach unten geschraubt und außerdem Vinylkratzer zum Echo hinzugefügt werden.
Gitarre | Time | Repeats | Mix | Filter/Tape Age | Grit/Tape Bias | Speed/Tape Crinkle | Depth/Tape Flutter |
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Strat | 525ms | 10 | 13,5 | 17 | 17 | 10 | 10 |
fiestared62 sagt:
#1 - 26.12.2012 um 22:08 Uhr
extrem geiles Teil; benutze es seit August, knapp 50 Live- Gigs damit gespielt, sehr vielseitig + soundmäßig außer Konkurrenz. Obwohl mein altes Korg SDD 3000 hält noch ganz gut mithält...;)