Praxis
Klang
Wie klingt das Numa Concert denn nun? Dazu müssen wir nach dem Einschalten zunächst eine Wartezeit von 15 Sekunden erdulden – auch das war beim Numa Piano nicht anders. Hören wir uns zunächst die beiden akustischen Klaviere an.
Insgesamt klingt das Concert Piano sehr angenehm und recht ausgewogen, reicht jedoch meiner Ansicht nach nicht ganz an die Besten seiner Zunft heran. Der Bass klingt etwas „schmal“, dafür ist der Mitten- und Diskantbereich sehr schön. Das Stage Piano hingegen klingt etwas spezieller und weniger ausgeglichen – hier sind manche Tasten bei lautem Spiel sehr hell und knallend. Außerdem kommt es mir gerade im mittleren Bereich der Tastatur so vor, als hätte man ganz subtil ein E-Piano hinzugemischt – ein etwas merkwürdiges Klangverhalten.
Sehr erfreulich ist das neue „String Resonance Modeling“. Damit kann man das Spielvergnügen auf dem Numa Concert noch einmal erhöhen. In zehn Stufen lassen sich dem digitalen Flügelklang Saiten-Resonanzen und auch Resonanzboden-Effekte hinzufügen. Im Folgenden sind die Effekte zuerst ganz ausgeschaltet (Stufe 0), dann ganz laut (Stufe 10) zu hören.
Das klingt wirklich gut! Eigentlich möchte man an dieser Stelle nie wieder auf den Effekt verzichten, denn ohne ihn klingt der Flügel ein wenig leblos. Wie bereits erwähnt, können die drei Resonanz-Effekte aber leider nicht getrennt voneinander geregelt werden. Auch lässt das Numa Concert leider die in dieser Preisklasse mittlerweile üblichen einstellbaren Hammer- und Pedalgeräusche vermissen. Hier gibt es deshalb einen kleinen Punktabzug.
Widmen wir uns nun den weiteren Sounds und hören in die Abteilung „E-Pianos“ hinein.
Hierbei handelt es sich um ein Rhodes-Sample, das aber leider etwas dünn und nicht besonders authentisch klingt. Das ist zwar bei vielen anderen Digitalpianos auch nicht besser, allerdings werden E-Piano-Enthusiasten diesen Sound kaum gebrauchen können. Von der erwähnten 1 GB großen Sample-Library hätte man meines Erachtens ein bisschen mehr auf die übrigen Sounds jenseits der Flügelklänge verwenden können. Was hier in den Bässen noch ganz akzeptabel klingt, wird spätestens in der Mittellage und im Diskant enttäuschend. Einige unerwünschte Effekte, z.B. das Loopen der Samples im Ausklang, das Fehlen von Schwebungen sowie ein unnatürlich langes Abklingen (besonders bei den höheren Tasten), trüben das Spielvergnügen beim EPiano 1.
Beim EPiano 2, einem Wurlitzer-Sample, klingt es schon etwas besser. Dennoch – auch hier ist man mittlerweile Besseres gewohnt. Das FM-Piano (in Ahnlehnung an typische Yamaha DX7 Sounds) klingt durchaus sympathisch. Allerdings sind FM-Pianos auch bedeutend leichter zu sampeln als elektromechanische Keyboards. Insgesamt muss man hier leider feststellen, dass die E-Pianos des Numa Concert nicht auf derselben Stufe wie die Grand Pianos stehen und sich seit dem Numa Piano leider nicht verbessert haben. Wer auf diese Sounds großen Wert legt, sollte sich anderweitig umschauen. Gerade in Zeiten großer Sample-Librarys (siehe Scarbee Rhodes etc.) wäre es wünschenswert, wenn auch die Hersteller von Hardware-Keyboards diesen Sounds mehr Aufmerksamkeit widmen würden.
Weiter geht es mit dem Clavinet, den Pads, Orgeln und Bässen aus dem Numa Concert.
Für dich ausgesucht
Blickt man zurück auf das Numa Piano, so bekommt man nach dem Anspielen der letzten Sounds den Eindruck, dass sich eigentlich nur beim Flügel etwas getan hat. Die anderen Presets können mit den Klängen der aktuellen Kollegen von Nord, Korg oder Yamaha nicht konkurrieren. Das ist besonders schade, weil dieser Umstand schon beim 2010 erschienenen Numa Piano vielfach kritisiert wurde.
Effekte
Wer etwas gegen unspektakuläre Sounds tun möchte, der greift zu altbekannten Hausmitteln in Form von Modulationseffekten. Davon gibt es im Numa Concert ein paar wichtige Vertreter: Chorus, Phaser, Rotary und Tremolo. Die Intensität (dry/wet) kann über einen Drehregler und die Geschwindigkeit der Effekte über das Mod-Wheel justiert werden. Dadurch kann man leblosen Sounds zu etwas mehr Lebendigkeit verhelfen.
Wem das nicht reicht, der darf gerne noch etwas Reverb hinzufügen. Der Reverb-Effekt erlaubt eine Auswahl von Room, Hall und Delay. Auch bei aufgedrehtem Poti klingen diese Effekte allerdings immer noch recht dezent. Ein bisschen mehr „wet“ und einstellbare Nachhall- sowie Delayzeiten hätten hier nicht geschadet. Stark verhallte Pianos (z.B. Filmmusik, Minimal etc.) oder E-Pianos mit langem Delay haben ja bekanntlich auch ihren Reiz.
Mit dem 2-Band-EQ können die Bass- und Treble-Bereiche getrennt abgesenkt oder angehoben werden. Übrigens lässt sich der in der Output-Sektion angesiedelte EQ nicht abschalten – die zugehörigen Regler müssen manuell auf Null zurückgedreht werden.
Abschließend sei noch erwähnt, dass das Numa Concert beim Ein- und Ausschalten leider einige Knackgeräusche produziert. Im folgenden Hörbeispiel wurden sie etwas angehoben. Dennoch kann man sich ausmalen, dass dies über eine entsprechende PA für Überraschungsmomente sorgen könnte, wenn man nicht aufpasst.
Johannes Kreisler sagt:
#1 - 03.12.2013 um 23:42 Uhr
Vielen Dank erstmal für den Test! Nachdem ich nun seit einigen Wochen (Lange, bevor der Test erschien) stolzer Besitzer eines Numa Concert bin, muss ich dem Autor mit Blick auf die Kritik an den "Zusatzsounds" teilweise doch wiedersprechen. Alleine vom Konzept her ist das Numa Concert aus meiner Sicht nicht für den Band-Einsatz gedacht. Und soo schlecht sind die E-Pianos nicht. Und die Effektsektion ist für den normalen Einsatz durchaus ausreichend. Abgesehen davon findet sich in der Preisklasse des Numa Concert einfach kein Konkurrent von Yamaha, Korg und Nord, der eine ähnlich geniale Verbindung von Klassischen Flügel-Sound und Spielgefühl liefert. Einzig die Kombination des Kawai VPC1 mit einem leistungsstarken Laptop + entsprechender Software ist hier überlegen. Nur ist man damit eigentlich nicht mehr "schnell mal zur Mugge" und wesentlich störanfälliger. Aus meiner Perspektive (klassisch ausgebildeter Pianist, der im Jazz wildert) stellt das Numa Concert aktuell mit seinem Preis den optimalen Kompromiss zwischen Sound, Spielgefühl und Mobilität dar.
Robin Jurmann sagt:
#2 - 14.01.2014 um 14:58 Uhr
Mit diesen mickrigen Notenständerchen verdienen Stage-Pianos in meinen Augen nicht den Namen. Dann soll man das doch ganz weglassen. Noch nie hat mir so ein mickriges Dingens geholfen. Bei manchen Ständern (Kawai) fallen sogar schon einzelne Blätter durch!
Einer, der über die ganze Breite ginge, wär mal was...
Klaus Joter sagt:
#3 - 11.09.2022 um 19:00 Uhr
Das Fazit kann man nur als Unfug bezeichnen. Denn dort, wo man i.d.R. solo spielt, wie in Kirchen oder Musikschulen etc., kommt es auf einen wirklich guten Klang an, in einer Band dagegen mit diversen Störenfrieden wie Gitarristen weit weniger. Trotzdem: Das Numa Concert besitzt eine gute Klangerzeugung und eine hervorragende Tastatur. Und letzeres ist für "richtige" Pianisten mindestens genauso wichtig wie der Klang.