Klassiker / Studiostandards Kopfhörer: Ob nun zum Monitoring bei der Aufnahme von Musikern oder zur Unterstützung beim Mischen oder Mastering, Kopfhörer sind unterstützende bis unverzichtbare Abhörwerkzeuge, sowohl im Amateur- als auch Profi-Studio. Seit einigen Jahren ist der Kopfhörer-Markt ein boomendes Marktsegment mit zahllosen Modellen unterschiedlicher Bauformen, Wandlerarten und enormen Preisspannen von Beträgen, die man für eine warme Mahlzeit aufbringen muss bis hin zu mehreren Tausend Euro. In diesem unüberschaubaren Dschungel existieren verschiedene Kopfhörermodelle, die man immer wieder beim Studioeinsatz beobachten kann, manche davon haben bereits viele Jahre auf dem Buckel und behaupten sich immer noch ausgesprochen gut gegen die ständig wachsende Konkurrenz ambitionierter Neuerscheinungen.
Die Auswahl der folgend genannten Kopfhörer-Klassiker basiert sowohl auf meinen eigenen Erfahrungen der letzten 20 Jahre in Home- und Profi-Studios im In- und Ausland sowie einer zwanghaften Geräte-Analyse, sobald ein Sangeskünstler im TV, einem Musikvideo oder schlicht auf einem Foto in den Medien oder in Büchern zu sehen ist.
AKG K 121 Studio / K 141 Studio
Bei diesen beiden Klassikern, die auf Modellen der Siebziger Jahre basieren, handelt es sich um puristische und sehr preisgünstige Kopfhörer in halboffener Bauart, die nachweislich auch von Berühmtheiten zum Recording eingesetzt wurden und über Jahrzehnte verfügbar waren. Heutzutage findet man sie neben Restbeständen fast nur noch auf dem Gebrauchtmarkt, wobei Zubehör wie beispielsweise Austausch-Ohrpolster immer noch problemlos erhältlich sind. Wie es auch bei vielen folgenden Modellen anderer Hersteller der Fall ist, hat im Laufe der Jahre eine Produktpflege, z.B. in Form von austauschbaren Kabeln beim K 141 MKII stattgefunden. Beide Modelle zählen zu den eher seltenen Vertretern mit ohraufliegenden Ohrmuscheln und haben ein pragmatisches, eher unaufgeregtes Klangbild.
Wie behauptet sich der puristische Kopfhörer AKG K121 Studio gegen die vielfach teurere Konkurrenz?
AKG K 240
Der halboffene K 240 erschien erstmals 1975, war in den 80er-Jahren in verschiedenen Produktvarianten (Ausstattung, Impedanz) erhältlich und kann auch heute noch als Neuware (Standard- und MKII-Variante) erworben werden. Dieser günstige, mit ohrumschließenden Ohrmuschel ausgestattete Dauerbrenner, welcher in den frühen 90ern einer meiner ersten Kopfhörer war, hat als solider Studio-Allrounder nach wie vor eine treue Fan-Base.
Für dich ausgesucht
AKG K 271
Der Nachfolger des K 270, von dem ist inzwischen auch eine MKII-Version gibt, gilt aufgrund seiner geschlossenen Bauart als Klassiker zum Recording und besitzt außerdem eine spezielles Gimmick: Wie auch beim Vorgängermodell befindet sich im Kopfband ein Schalter, der den Kopfhörer stummschaltet, sobald man ihn absetzt. Nach heutigen Maßstäben empfinde ich die Wiedergabeeigenschaften als eher mittelmäßig, zum Recording macht der K 271 MKII aber stets einen guten Job.
Der AKG K271 MKII hat eine spezielle Mute-Funktion, die einige Leser vielleicht auch bei ihrer “besseren Hälfte” vermissen …
AKG K 702 / K 712
Die Modelle K 702 und K 712 haben sich durch ihre transparente und vergleichsweise natürliche Wiedergabe in den letzten Jahren einen guten Ruf als Helfer beim Mix und Mastering erarbeitet. Aufgrund der offenen Bauweise ist ihre Verwendung im Aufnahmeraum allerdings nicht zu empfehlen. Der AKG K 702, den es auch als Limited Edition gab, ist die ausstattungstechnisch studiotauglichere Variante des ebenfalls sehr populären K 701, den ich selbst jahrelang zur Mixkontrolle eingesetzt habe. Der K 712 ist das jüngste Mitglied der „K-7XX“-Serie und besticht durch eine nochmals höherwertige Ausstattung und eine leichte Anhebung im Bassbereich.
Welche Rolle nimmt der K702 unter AKGs offenen Varimotion-Referenz Kopfhörern ein? Wir finden es in unserem Testmarathon heraus!
Der AKG K712 Pro präsentiert sich selbstbewusst als „Studio Referenz Kopfhörer“ für Mix und Mastering. Ist dieses Selbstbewusstsein auch berechtigt?
Audio-Technica ATH-M50 (X)
Diesen geschlossenen japanischen Studiokopfhörer gibt es „erst“ seit 2007, womit er zu den jüngeren Klassikern zählt. Lange bevor Audio-Technica auch in Deutschland populär wurde, genossen die Mikrofone des japanischen Herstellers bereits einen exzellenten Ruf unter amerikanischen Weltklasse-Engineers, was die hohe Verbreitung des ATH-M50 unter professionellen Anwendern möglicherweise begünstigte. Den druckvoll spielenden ATH-M50, den ich auch selber zum Recording verwende, sieht man überproportional häufig auf prominenten Köpfen in Dokumentation, Musikvideos etc. Die aktuelle Version des relativ preiswerten Modells nennt sich ATH-M50X und ist mit einem wechselbaren Kabel ausgestattet.
Der ATH-M50 X bildet (preislich) den oberen Abschluss der neuen M-Serie von Audio-Technica. Ob er auch klanglich und qualitativ in der Oberliga spielt, haben wir getestet.
Beyerdynamic DT 100 / DT 150
Die beiden auffallend eckigen Beyerdynamic Modelle hat wahrscheinlich jeder von uns schon einmal gesehen, wenn nicht im Studio, dann bestimmt bei der TV-Übertragung eines Sportereignisses. Das geschlossene Modell, das es auch in der Ein-Ohr-Variante gibt, erfreut sich bei Broadcastern einer hohen Beliebtheit. Neben hohen Dämmwerten sollen die großzügig dimensionierten Ohrmuscheln sehr bequem sein, sodass sowohl der DT 100 als auch die etwas jüngere Variante DT 150 gerne zum Recording im Studio eingesetzt werden.
Wenigen Kopfhörern sieht man ihr Alter so an wie Beyerdynamics Kopfhörerlegende DT 100.
Was gibt es über den Kopfhörer-Klassiker Beyerdynamic DT 150 zu berichten? Wir haben ihn getestet!
Beyerdynamic DT 770
Bei diesem, sowie den folgenden Modellen des deutschen Herstellers kann fast nicht mehr von einem Modell, sondern von einer Produktfamilie sprechen, weil seit dem ersten Erscheinen in den 80er Jahren eine Vielzahl von Varianten das Licht der Welt erblickte. Einzelne Modelle des DT 770 unterscheiden sich in Impedanz (32 bis 250 Ohm) und diversen Ausstattungsoptionen und Dämmwerten. Für jeden Anwender soll etwas dabei sein! Generell handelt es sich beim DT 770 um einen geschlossenen Kopfhörer, der primär zum Monitoring während der Aufnahme eingesetzt wird und einen, unter vielen Anwendern populären Hifi-mäßigen Wiedergabecharakter besitzt.
Der Beyerdynamic DT 770 PRO kann ohne Zweifel als waschechtes Urgestein in Sachen professioneller Studio-Kopfhörer bezeichnet werden. Klar, dass er bei unserem Testmarathon nicht fehlen darf!
Beyerdynamic DT 880
Den halboffenen DT 880 könnte man als Außenseiter des „770-880-990-Trios“ bezeichnen, da er eine deutlich natürlichere Klangsignatur als die beiden zuvorgenannten Modelle besitzt und sich somit aus meiner persönlichen Sicht besser zum unterstützenden Einsatz beim Mischen und Mastern eignet als der DT 990. Obwohl halboffene Kopfhörermodelle (historisch belegt) teilweise auch zum Monitoring während der Aufnahme eingesetzt werden, habe ich den DT 880 noch nie in diesem Aufgabenfeld wahrgenommen. Die Dämmwirkung bei Modellen dieser Bauart kann, wie prinzipiell auch bei geschlossenen und offenen Kopfhörern, durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein und soweit ich dies in Erinnerung habe, ist diese beim halboffenen Beyerdynamic Kopfhörer relativ gering.
Mit dem DT 880 PRO bietet Beyerdynamic einen Kopfhörer an, der trotz hoher Leistungsfähigkeit preislich dennoch in der Mittelklasse anzusiedeln ist. Von einem Kopfhörer der Referenzklasse ist die Rede!
Beyerdynamic DT 990
Der DT 990, ebenfalls ein Kind der 80er, gilt quasi als die offene Variante des DT 770 und existiert ebenfalls in verschiedenen Ausstattungsvarianten, die man immer wieder in Studios antrifft. Der ähnlich Hifi-mäßig abgestimmte 990er hat seit Ewigkeiten eine feste Fan-Base, die ihn primär zur Unterstützung in Mix und Mastering einsetzt, da er bauartbedingt zum Recording nicht geeignet ist.
Der Beyerdynamic DT 990 Pro zählt zu den Studiokopfhörern, die irgendwie nicht totzukriegen sind.
Wir testen für euch die aktuelle Variante des Studiokopfhörers Beyerdynamic DT 990 Pro mit der „zeitgemäßen“ Impedanz von 80 Ohm.
Sennheiser HD 25
Entsprechend seiner mittlerweile 30-jährigen Produkthistorie existieren von dieser auch bei DJs äußerst beliebten Kopfhörer-Legende zahlreiche Varianten unterschiedlicher Impedanzen und Ausstattungsmerkmale. Der sehr kompakte und leichte geschlossene Kopfhörer ist mit ohraufliegenden Ohrpolstern ausgestattet und hat einen guten Ruf als robustes Arbeitstier beim Monitoring mit einer rustikal-strammen Wiedergabe. An dieser Stelle kann ich mir die Anmerkung nicht verkneifen, dass meine persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen HD 25 Modellen stets mit Wackelkontakten der Wandler verbunden waren, ob dies nun ein verrückter Zufall oder eine typische Symptomatik des HD 25 ist, kann ich nicht zweifelsfrei beurteilen.
Der Sennheiser HD 25. Urgestein eines Kopfhörers, sowohl im Video, DJ und auch Studiobereich. Wir haben gleich zwei aktuelle Varianten des Kopfhörer Klassikers im Praxis-Check!
Sennheiser HD 600 (650 / 660)
Der offene HD 600, der mittlerweile auch schon seit 1997 erhältlich ist, begegnet mir immer wieder auf den Köpfen professioneller Audio-Nerds, die ihn aufgrund seiner neutrale Wiedergabe zum Mischen und zum Mastering einsetzen. Als Alternative zu dem immer noch als Neuware erhältlichen HD 600 gibt es die Weiterentwicklungen HD 650 und HD 660S mit einer u.a. teilweise höherwertigen Ausstattung.
Der Kopfhörerklassiker Sennheiser HD 600 gilt als Vorgänger der weiterentwickelten Modelle HD 650 und HD 660S.
Der Sennheiser HD 660S2 ist die überarbeitete Version des offenen Referenzkopfhörers HD 660S. Was macht der neue besser und für welche Zielgruppe könnte das neue Modell interessant sein?
Sony MDR-7506
Obwohl der japanische Hersteller Sony mit einer vergleichsweise geringe Zahl an Produkten für den tonschaffenden Pro-Audiobereich vertreten ist, schafft er es immer Studioklassiker, wie das legendäre Röhrenmikrofon C-800G oder die skurrilen Mini-Speaker SRS-Z1, die eigentlich als banale Desktop Speaker für Computer gedacht waren, zu etablieren. In der Kategorie Kopfhörer zählt der 1991 erschienene und immer noch erhältliche MDR-7506 zu den (geschlossenen) Studioklassikern, den man in Dokumentationen und Fotos performender Weltstars überdurchschnittlich häufig zu Gesicht bekommt.
Sonys Monitoring-Klassiker MDR-7506 ist ein gesclossener Kopfhörer. Hier im Test.
Klassiker / Studiostandards Studiokopfhörer: Fazit
Obwohl es ständig interessante Neuerscheinungen gibt, belegen viele dieser Beispiele, dass es nicht immer das neueste und hippste Equipment sein muss, um zum Ziel zu gelangen. Falls ihr mehr über Modelle erfahren möchtet, die sich zum Mischen und Mastern eignen (oder dies für sich beanspruchen), dann lest doch unseren großen Vergleichstest Testmarathon Referenzkopfhörer für das Studio!
Tipp: Da einige dieser Klassiker-Kopfhörer inzwischen auch als Neuware sehr preiswert zu erwerben sind, kann ich aus eigener Erfahrung bei der Durchführung von Gesangsaufnahmen empfehlen, den aufzunehmenden Künstlern verschiedene Kopfhöreralternativen in Bezug auf Klangsignatur und Trageeigenschaften anzubieten. Wer sich beim Recording wohl und sicher fühlt, performt meistens auch besser!