Mit Version 3 baut Submersible das groovebasierte Drumstudio Drumcore zum vollwertigen Softwareinstrument aus und schafft eine Symbiose aus Drumloop-Player, Loop-Library und Drummachine mit MIDI-Grooves. Neben dem bekannten Toolkit gibt es für den Taktgeber jetzt auch ein Plug-In im VSTi-, AU- und/oder RTAS-Standard.
Die Loop-Library, mit der sich schon Drumcore 2.0 einen Namen machte, wurde verdoppelt und durch den neuen “Groove-Browser” auch besser durchsuchbar. Auf Engineer-Controls wie die Mikrofonplatzierung wurde weiterhin verzichtet, stattdessen gibt es jetzt Drag’n’Drop in ziemlich jede DAW!
DETAILS Der Markt an Drumsamplern ist mittlerweile kaum noch durchschaubar: Fast jeder DAW-Hersteller hat Samplepakete für den hauseigenen Sampler im Angebot. Auch immer mehr dedizierte Acoustic-Drum-Rompler fernab vom Allroundsampler drängen in den Markt. Im Großen und Ganzen kann man aber alle in zwei Kategorien aufteilen. Zum einen wären da die “Loop-Baukästen”, mit denen man sich aus einer mehr oder weniger großen Library verschiedene fertige Audio-Loops heraussucht und zusammenklickt und sich so seinen Drumtrack zusammenbastelt. Wer lieber selbst programmiert, dem werden die per MIDI-Clip gesteuerten, teilweise extrem akribisch gesampelten Instrumente wie BFD2, Addictive Drums oder EZ-Drummer gefallen. Auch das Tontechnikerherz schlägt bei diesen Vertretern häufig höher. Wie im Studio können hier oft die einzelnen Mikros verschoben und gemischt werden. Das macht eine ganze Menge Arbeit und kostet Zeit, die viele User nicht haben oder nicht investieren wollen. Und am Ende groovt es oft doch nicht wie ein echter Drummer. Die meist recht stattlichen mitgelieferten Librarys mit fertigen MIDI-Grooves helfen zwar, das Zeitproblem in den Griff zu kriegen und klingen teils auch verblüffend echt, “the real thing” ist es trotzdem nicht.
Drumcore bedient sich deshalb beider Techniken und bietet neben den MIDI-getriggerten Samples auch gleich die “richtig groovigen” Audioloops. Submersible zielt damit klar auf Composer und Songwriter und verzichtet auf aufwendige Engineer-Controls und eine Aufteilung der einzelnen Mikrofonkanäle. Das hat man den richtigen Tontechniker überlassen und so findet man alle Loops und Samples “mix ready” vor. Für die Einzelsamples, wie sie die MIDI-Clips nutzen, stehen im Plug-In Modus dennoch bis zu acht Mono- und acht Stereoausgänge zur Verfügung.
Prinzipiell stehen jedem der überwiegend zwei Takte langen Loops ein MIDI-Clip, die Kit-Samples und das gesamte, komplett eingespielte Audiofile gegenüber. Während der Sound der Audioloops natürlich von Drummer zu Drummer und von Style zu Style variiert, kann man sich zur Wiedergabe der verschiedenen MIDI-Clips natürlich jedes beliebige Drumkit laden. So lässt man Sly Dunbar, den Drummer von Bob Marley, im Handumdrehen über ein Velvet-Revolver-Kit von Matt Sorum grooven – und umgekehrt! Es stehen zwar auch elektronische und Weltmusik-Klänge zur Verfügung, der Fokus liegt jedoch auf Jazz, Blues, Country, Rock, Punk, Funk, Hip-Hop und Metal.
Mit dem Stand-Alone Drumcore-Toolkit, das neben dem Plug-In angeboten wird, lassen sich die bestehenden Loops dank eines skalierbaren Fensters noch schneller und einfacher durchbrowsen. Hier nimmt man tief greifende Layer-Edits, den MIDI-Drumkit-Bau und den Loop-Import vor. Auf MIDI-Programmierung muss verzichtet werden, denn dafür ist das Plug-In da. Es stehen aber umfangreiche Exportfunktionen (REX, ACID, WAV oder AIFF) und -optionen (Abtastrate und Bit-Tiefe) zur Verfügung.
Wer auf Celebritys steht, der sollte sich die Namen der hochkarätigen Studiogäste, die sich auf dieser Library verewigt haben, zu Gemüte führen:
Jeff Anthony (Sheryl Crow) John Bishop (Ernie Watts) Terry Bozzio (UK, Zappa, Missing Persons) Tony Braunagel (Bonnie Raitt, Taj Mahal) Matt Cameron (Soundgarden, Pearl Jam) Luis Conte (Clapton, Pat Metheny, Sergio Mendes) Ned Douglas (Dave Stewart) Sly Dunbar (Peter Tosh, Black Uhuru, Sly & Robbie etc.) Gregg Keplinger (Herb Ellis, Carter Jefferson) Stephen Perkins (Janes Addiction, Porno for Pyros) Michael Shrieve (Santana) Ben Smith (Heart) Matt Sorum (Guns ‘N Roses, Vellvet Revolver) DJ Syze-up (UltraNat) John Tempesta (Testament, Helmet) Alan White (Yes, John Lennon) Lonnie Wilson (Brooks & Dunn, Rascal Flatts) Zoro (Lenny Kravitz, Bobby Brown)
Die ehemaligen Erweiterungspacks “TempestaPack II” und “Urban GT” sind jetzt gleich mit dabei und versorgen den User auf Knopfdruck mit R’n’B-Sounds. Sollte dennoch nicht die passende Loop dabei sein, kann selbst programmiert oder aber die Library mit weiteren Add-ons, so genannten “Artist Packs”, gefüttert werden. Neun davon beinhaltet der Vorteilspack, der sich dann “Drumcore 3 Deluxe” nennt und mit € 499,- Euro UVP zu Buche schlägt.
PRAXIS Als ich das Paket des Postmanns öffnete, war ich zunächst etwas verdutzt: “Wie jetzt, so viele CDs oder was?” Aber weit gefehlt, denn es handelte sich um DVDs und bei genauerem Hinschauen entpuppte sich meine Testausgabe sogar als die Deluxe-Version. Nice! Im Detail entfallen fünf der gelieferten Silberlinge auf Drumcore, die restlichen neun (9!) auf die Deluxe-Erweiterung. Macht installiert summa summarum 30 GB an Audio-Loops und MIDI-Grooves. Die Installation nahm aufgrund häufiger Discwechsel Einiges an Zeit in Anspruch, verlief aber sehr unkompliziert. Genau wie der erste Testlauf: Dank Quick-Start-Guide weiß man sofort, was zu tun ist, und das selbsterklärende und übersichtlich gestaltete Interface tut sein Übriges. Im Browser kann zwischen zwei Ansichten gewählt werden, wobei die erste für die MIDI-Triggerung und Programmierung vorgesehen ist und die Zellen in die zwei Pages Drums und Percussions splittet. Dann sieht Drumcore aus wie die meisten Drumsampler und verhält sich auch so. Ganze Kits können auf einmal geladen werden, einzelne Zellen auch mit nur einem neuen Sample aus einem anderem Kit versehen werden. Die weiteren Einstellmöglichkeiten decken die Basics ab und bieten Pan, Volume, Pitch, Dynamik und das Ausgangsrouting; umfangreichere Modulationen wie etwa in NI Battery sind nicht vorgesehen. Wer doch nicht die Finger von eigenen Routings lassen kann, dem seien noch einmal die acht Mono- und acht Stereoausgänge ins Gedächtnis gerufen.
Screenshot mit Audioloops (click to enlarge)Screenshot mit Midiloops (click to enlarge)
Die andere Ansicht ist für das Loop-Browsen gedacht und nennt sich “Grooves”. Hier stehen grundsätzlich zwei Sortierungen zur Verfügung: eine nach Drummer und eine nach Style. Dadurch finden sich zu jeder Loop die passenden Variationen, Intros, Fills und Rolls. Diese wurden in mehreren Geschwindigkeiten eingespielt – meist im Abstand von 10 BPM um eine genretypische Geschwindigkeit, sodass bei dazwischenliegenden BPM-Werten das Tempo-Stretching nicht allzu drastisch und damit fast artefaktfrei ausfällt. Selbst stärkere Tempo-Stretches klingen noch ohrenfreundlich. Erfahrungsgemäß klappt ein Time-Stretch nach oben hin aber immer besser als nach unten. Auf die Idee, einen Half-Time-Shuffle auf 250 BPM hochzuziehen, werden aber sicher wohl die wenigsten kommen.
Eine weitere feine Sache: Drag’n’Drop der Loops in einen DAW-Audiotrack. Ist der passende Loop gefunden, kann er einfach in den Host gezogen werden. Früher musste man die Files exportieren und dann wieder in der DAW importieren. Das geht jetzt schneller!
Die Loops spielen immer synchron zur Hostgeschwindigkeit und können so direkt in der DAW zum Songprojekt vorgehört werden. Ein mit „Gabrielize“ beschrifteter Button versieht die Original Grooves mit „zufälligen Variationen“, die Raum zum Experimentieren bieten, jedoch meistens nach einer schlechten Glitch-Einstellung klingen. Sei’s drum, drückt man den Knopf oft genug, passiert „irgendwann“ schon mal was Brauchbares.
Weitaus realistischer verhält sich “Live Drummer”, der die Velocity variiert und so mehr Realismus bei Rolls und Cymbal-Spielen verspricht und deshalb ein wenig mehr Dynamik ins MIDI-Spiel bringt. Ebenfalls sehr praktisch ist das MIDI-Mapping, das sich am General-MIDI-Standard orientiert. Um Drumcores Logik zu erhalten, können zum Beispiel nur in die Zellen, die auch für Kickdrums vorgesehen sind, Kicks geladen werden. Dadurch sind alle Kits mit allen MIDI-Grooves spielbar, ohne dass auf einmal die Snare im 16tel “geritten” wird.
Wie bereits angesprochen, besteht einer der Hauptunterschiede zu den Platzhirschen der Rubrik “virtuelles Schlagwerk” in der fehlenden Möglichkeit, tontechnikertypische Einstellungen wie Mikrofontyp, -abstand, -mischung und Bleeding (also Übersprechen) vorzunehmen. Es stehen auch keinerlei zusätzliche interne Effekte à la Kompressor, EQ, Sättigungsstufe und Co. zur Verfügung. Die Qualität der meisten internen Effekte bei solchen Instrumenten ist ohnehin meist nur von mittlerer Qualität, sodass sich die besseren Tools eher in der DAW vorfinden. Deshalb begnügt man sich bei Drumcore mit Audioloops in durchweg hoher Stereoqualität. Eigene Kits können im Toolkit gebaut werden, aber nur fernab von dem, was man im Allgemeinen als „intuitiv“ bezeichnen würde. Man kann bestehende Drum-Hits aus einem anderen Kit verwenden, hat aber leider keine Vorhörfunktion oder Beschreibung, sodass die Samples erst geladen werden müssen, um sie vorzuhören. Und daran habe ich auch ganz schnell das Interesse verloren …
FAZIT Qualität und Quantität gehen selten Hand in Hand, aber Drumcore meistert beides mit Bravour. Mir gefielen durchweg alle Kits, die ich mir anhörte. Bei der Fülle an Styles und Variationen ist immer etwas Passendes dabei. Abgefahrene Sachen, wie sie NI Battery bietet, finden sich eher nicht, aber das hat der Hersteller auch nicht versprochen! Im Gegenteil: In seiner Werbung spricht er gezielt Songwriter und Composer an und keine Techno-Produzenten. Aber auch die können ihre stampfenden Maschinenrhythmen mit ein paar echten Grooves würzen … Wer also lieber sucht, statt zu programmieren, der ist mit diesem Live-Loop-Library-Player/Drum-Modul bestens beraten!
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